Beiträge von Jule13

    Nene, das liegt sicher nur an deiner schlechten Orga und sonst halt Augen auf bei der Fächerwahl.

    Ich bezweifle das. Die Faktoren bei einer solchen Planung sind so vielfältig. Die Schüler in der Sek I dürfen nur zwei Klassenarbeiten pro Woche schreiben. In einem 5-6-zügigen System mit WPI und WPII-Bändern ist das schon für einen Jahrgang schwer zu koordinieren. Dann arbeiten (bei uns) nicht alle Kollegen auch in der Sek II. Aber diejenigen haben dann auch noch Klausurpläne, möglicherweise aus drei Jahrgängen.
    Bei 140 Lehrkräften, die alle mit unterschiedlichen Fächerkombinationen und in unterschiedlichen Jahrgängen unterwegs sind - da kann man kaum auf jeden einzelnen Rücksicht nehmen und dann auch noch auf alle Klassen achten.


    An einer kleinen Realschule mag das anders sein.

    Das ist das Problem an offenen Konzepten wie Planarbeit oder Dalton: Um sein Lernen selbst organisieren zu können, braucht man einen gewissen Überblick über die Fachinhalte. Den haben schwache Schüler nicht. Hinzu kommt, dass schwache Schüler oft generell ein Problem mit Selbstorganisation haben, das oft schon damit beginnt, das Arbeitsblatt in den richtigen Hefter zu heften und den Hefter in das richtige Fach zu legen.
    Das Gruselige an der Sache: Schüler, die schon in der Grundschule mit Arbeitsplänen überfordert waren, kommen an Schulformen, wo es noch mehr Planarbeit gibt. Wer sich das ausgedacht hat, hat doch garantiert eine Allergie gegen Chancengleichheit.

    Wenn man Schülern erklärt, warum die Rückgabe einer Klausur bei dem einen länger und bei dem anderen kürzer dauert, dann ist die Akzeptanz i.d.R. hoch.
    Meine Schüler jubeln am Anfang auch immer, wenn ich eine Klassenarbeit gleich am Folgetag zurückgebe, und lästern vor mir über Kollegin xy, die drei Wochen dafür braucht. Wenn ich ihnen dann aber sage, dass ich nur drei Korrekturklassen habe, die Kollegin xy aber sieben, dann ist schnell Ruhe.

    @kekks
    Naja, wenn man Deine Argumentation zu Ende denkt, könnte man ebensogut die Privatschulen abschaffen. Das ist möglich, ob es politisch gewollt ist, wenn die meisten Politiker ihre Kinder auf Privatschulen schicken, mag man bezweifeln dürfen.


    Mal davon ganz abgesehen: Ich bin tatsächlich eher im Zweifel, ob Gesamtschulen den schwachen Schülern nützen, die eben 10 Jahre lang ständig vor Augen gehalten bekommen, wie wenig sie können, aber vielleicht ist das meine spezielle Filterblase.

    Dann lebe ich in einer sozialen Utopie. (Wie schön für mich!)
    In meiner Klasse sind zweimal zwei Mädchen beste Freundinnen, fahren mit der jeweiligen Familie zusammen in den Urlaub und teilen viele Freizeitaktivitäten. Bei beiden Pärchen sind die Eltern der einen Akademiker und wohlhabend, die der anderen am Existenzminimum und - wie sagt man neudeutsch - bildungsfern. Stört die Mädels null. (Die Eltern indes waren zu Beginn leicht irritiert. :D )
    Ja, die Leistungsstarken bleiben bisweilen unter sich: Im Falle meiner Klasse besteht eine Clique aus mehreren urdeutschen Akademikerkindern, einem sog. Nafri und einem Flüchtling.
    Klar haben wir auch homogene Cliquen, aber wenn es darum geht, draußen eine Runde kicken, sind wieder alle dabei. Da wird dann zwar eiskalt nach Fußballkompetenzen sortiert, nicht aber nach E- oder G-Kursen.


    Ob sich Leistungsstarke langweilen, hängt nicht so sehr von der Schulform ab, sondern von der Differenzierung jedes einzelnen Fachlehrers. Deshalb meinte ich oben, dass bei breiterer Leistungsheterogenität auch der Aufwand der Unterrichtsvorbereitung steigt. Hier würde ich mir wünschen, dass die Schulbuchverlage die Bezeichnung "für differenzierende Schulformen" endlich einmal ernst nehmen, und nicht nur Sternchenaufgaben hinzufügen, sondern auch die Texte auf mind. zwei versch. Niveaus anbieten (und zwar zum selben Thema, damit man die Sicherung wieder gemeinsam machen kann!). Bisher kann ich keinen signifikanten Unterschied zwischen Realschul- und Gesamtschulausgaben feststellen. Wenn man also die Starken und Schwachen fördern will, muss man die Texte aufwändig selbst abändern. (Kann man mal machen, aber nicht jedes Mal. Der Tag hat nur 24h.)

    In NRW?
    Wir haben neulich in zwei Fächern neue Lehrwerke (ausdrücklich "für differenzierende Schulformen") gesichtet und waren bei ca. 70% entsetzt über das niedrige Niveau und haben die direkt aussortiert. Das sind solche Momente, in denen mir sehr bewusst wird, dass wir auf einer Insel der Seligen sitzen.


    Wir haben auch deutlich kleinere und weniger G- als E-Kurse, so dass wir uns schon gefragt haben, wie sich das für die G-Kursschüler wohl anfühlt, wenn sie in den letzten Schuljahren aus dem Klassenverband, der i.d.R.als E-Kurs bestehen bleibt, in den G-Kurs "aussortiert" werden.

    Ich bin nicht sicher, ob der Schulleitung egal sein kann, wie viele Vertretungen bezahlt werden müssen.
    Ich habe bei uns schon den Eindruck, dass angestrebt wird, das Limit bei Vollzeitkollegen nicht zu überschreiten. Nur wenn man nach der 3. Vertretungsstunde aktiv um die 4. bittet, bekommt man sie auch. Und ich habe bei uns auch schon mitbekommen, dass der Vertretungsplaner einer neuen Lehrkraft weismachen wollte, dass die 4. Std. nie vergeben werde ...
    Mein Verdacht ist, dass die Bezirksregierungen dazu den Schulleitungen Weisungen geben.


    Aber vielleicht kann sich ein Schulleitungsmitglied aus NRW mal hier dazu äußern.

    @svwchris
    Das Problem ist da, verringert sich aber deutlich, wenn man eine gute Leistungsmischung und ein ausgewogenes Einzugsgebiet hat. Wir haben das Verhältnis 40-40-20 (Gy-R-HA). Wenn der überwiegende Teil einer Klasse lernwillig ist, dann zieht er die Unmotivierten mit. Dann kann auch der angehende Beikoch in Teilen zu einer vertieften Allgemeinbildung kommen und die Leistungsstarken müssen auf nichts verzichten. Es darf nur nicht passieren, dass in einer Klasse die Stimmung kippt. (Das Risiko besteht aber auch an Gymnasien. Selbst erlebt.)


    Was ist denn die Alternative: Die Hauptschule, an der alle Unmotivierten und Verhaltensauffälligen unter sich sind? Da geht doch erst recht nichts mehr bei der Dynamik, die so eine Klasse hat.


    Wie gesagt, jedes Schulsystem hat Vor- und Nachteile. Wir hängen dem einen oder anderen an, je nachdem, welche Nachteile wir in Kauf zu nehmen bereit sind und auf welche Vorteile wir Wert legen. Aber im Grunde wollen wir doch alle dasselbe: Dass jedes Kind optimal nach seinen Fähigkeiten gefördert wird.

    Ah, ok. Da hatte ich zu oberflächlich gelesen. Aber auch bei Deinem Gedankenspiel bleibt die Frage nach den Abschlusskriterien. Oder aber man stampft sie ein und vergibt einfach einen einzigen Sekundarstufenabschluss, der sich dann nur noch hinsichtlich der Noten und WP-Fächer unterscheidet. Je länger ich darüber nachdenke, desto sinnvoller wird dieser Gedanke. In NRW hat sich der HA in meinen Augen mit der faktischen Abschaffung der Hauptschule ohnehin selbst überlebt.
    Aber das wäre zu viel Reform. Das traut sich keine Landesregierung. :zahnluecke:

    Meine Schulleitung ist da sehr großzügig - in Einzelfällen. Wenn man regelmäßig mit Sonderwünschen ankommt, wird man abgewiesen. Finde ich eine vernünftige Lösung. Ist auch ein Geben und Nehmen. Wenn ich mal aus familiären Gründen eine Freigabe bekomme, meckere ich sicher nicht über die nächste Überstunde.

    Ob äußere oder innere Differenzierung spielt keine Rolle. Ich muss nach Schulrecht und APO SI E-Kurs- und G-Kurs-Zuweisungen vornehmen, weil von der Anzahl der E-Kurse formal die Abschlüsse abhängen. In Deutsch habe ich bis einschließlich Klasse 9 E- und G-Kurs im Klassenverband (daher die Klassenarbeitsvarianten, die sich entgegen Mikaels Vorstellung nicht nur hinsichtlich der Aufgabenstellungformulierungen unterscheiden).


    Klar kann man im Team arbeiten. Aber das hat meiner Erfahrung nach enge Grenzen. Klassen sind unterschiedlich, die Unterrichtsgestaltung von Kollegen auch und - leider - auch die Einsicht, dass Team nicht nur Nehmen bedeutet.


    Übersetzer? Haben wir mal versucht zu bekommen. Ich war mir bei der Antwort des Amtes nicht sicher, ob wir den Übersetzer nicht schon für die Antragstellung gebraucht hätten. :autsch:
    Wir haben daraufhin in der Elternschaft nachgefragt. Das war erfolgreicher. Inzwischen habe wir glücklicherweise auch KollegInnen, die das leisten können.

    Deutschland hat in der letzten Pisa- Untersuchung im oberen Bereich überhaupt nicht „abgelost“, sondern hat insgesamt betrachtet die Befunde der letzten Jahre verfestigt. Es passiert zu wenig im unteren Bereich an Förderung und Unterstützung, sei es an den GSen, sei es im weiterführenden Bereich. Ansonsten sind die mal wieder x% an SuS, die nicht die Mindestanforderungen erreichen, nicht erklärbar. Gesellschaftlich können wir uns das nicht erlauben, weil niemand mehr Tankwarte usw. braucht, d.h. Berufsfelder mit minimalen Anforderungen immer weniger vorhanden sind bzw. mit Ressourcen, die zunehmend weiter östlich rekrutiert werden, dafür eingesetzt werden.
    Die Eliten machen das schon, schön kaserniert für sich, auch wenn sich ab und zu mal ein paar Querschläger einmischen. Der Rest bitte nicht stören.


    Die Befunde legen nah, und zwar seitdem sie erhoben werden, dass sich an der sozialen Kopplung von Herkunft und Bildungsabschlüssen etwas ändern muss. Das geht nur durch längeres gemeinsames Lernen und massiven Ausbau der Unterstützungssysteme für alle Schulen.

    Gesamtschulen haben - wie alle anderen Schulsysteme auch - Vor- und Nachteile. Wie man über sie urteilt, hängt davon ab, wie man diese für sich persönlich gewichtet.
    Nachteile:
    - Sehr hoher Arbeitsaufwand für Lehrkräfte beim derzeitigen Stellenschlüssel, weil wir alles leisten müssen: Wir sind Haupt-, Real-, Sonderschul- und Gymnasiallehrer in jeder einzelnen Lerngruppe. Die frühe äußere Differenzierung ist nach und nach dem Landessparschwein zum Opfer gefallen. Wenn man diese Aufgabe ernst nimmt, verzweifelt man daran, denn entweder spart man an den Schülern oder an sich selbst, und beides fühlt sich nicht gut an. (Von der Ausbeutung der SekII-Lehrkräfte ganz zu schweigen, die daneben auch noch Abiturprüfungen und Klausurstapel bestreiten müssen.)
    - Schwache Grundschüler kommen an eine weiterführende Schule, an der sie wieder die Schwachen sind. Sie werden weiterhin an den gymnasialen Kindern gemessen. Erfolgserlebnisse in Bezug auf Noten: Fehlanzeige. So produziert man Schulmüdigkeit. An meiner Schule ringen wir seit Jahren um eine vernünftige Lösung für das Problem, aber rechtlich ist es kaum anders möglich, weil Eltern aus Noten Ansprüche ableiten können: Also: Wenn ich einem G-Kursschüler, von dem ich sicher weiß, dass er im E-Kurs unterginge, ein "gut" auf dem Zeugnis gebe, weil er auf seinem G-Kursniveau ganz ordentlich arbeitet, kommen die Eltern sofort mit dem Anspruch, das Kind in den E-Kurs hochzustufen. (Logisch: Davon hängen schließlich Abschlüsse ab.) Also bin ich - im Interesse des Schülers - gezwungen, ihn nicht besser als "befriedigend" zu bewerten. An einer Hauptschule hätte er dagegen super Noten, was seinem Selbstbewusstsein sehr zuträglich wäre.
    - Inklusion findet in NRW an Gymnasien nur noch in homöopatischen Dosen statt, so dass Gesamtschulen diese alleine stemmen müssen, bei miesem Stellenschlüssel und leer laufenden Stellenausschreibungen für Sonderpädagogik, weil der Markt leer ist. Doppelbesetzung wird in den kommenden Jahren nur noch eine dunkle Erinnerung sein.
    Vorteile:
    - Man hat ein Schuldorf. Alle lernen gemeinsam, kennen sich gut und respektieren sich: Wenn also der Rechtsanwalt mal einen Handwerker braucht, dann könnte das ein ehemaliger Mitschüler sein. Aber auch wenn nicht: Er kennt Leute wie ihn, er hat als Kind mit ihnen gespielt und gelernt. Er weiß um dessen Qualitäten, weil er dereinst in der Schülerfirma aktiv war und dort Beeindruckendes geleistet hat. Entscheidungsträger sind nicht in einer Blase aufgewachsen, die ihnen den Blick auf andere soziale Schichten verwehrt.
    - Die frühe Selektion setzt schon Grundschüler und deren Eltern unter enormen Druck. Das lässt sich so vermeiden.
    - Die Empfehlungen der Grundschulen erweisen sich häufig als unzutreffend.
    - Die Leistungsdifferenzierung erlaubt es Kindern, die Teilleistungsschwächen haben, in dem schwachen Fach auf ihrem Niveau zu lernen und dadurch den Anschluss zu behalten und die Motivation zu behalten.
    - An Gesamtschulen wird der Blick stärker auf das ganze Kind gerichtet. Es ist dort mehr als die Summe seiner Leistungen.
    - Wenn ein Kind wegen privater Krisen einen Leistungsabfall erleidet, muss es nicht auch noch um seinen Verbleib an der Schule fürchten. Es kann sich in Ruhe wieder stabilisieren.
    - Die Schullaufbahn ist weniger "geschlossen". Man kann an Gesamtschulen den klassischen gymasialen Durchlauf machen: 2. FS in Klasse 6 als Hauptfach starten, 3. FS in Klasse 8 hinzunehmen und alle differenzierten Fächer in E-Kursen durchlaufen. Dann hat man eine dem Gymnasium sehr ähnliche Bildung erhalten. Man kann aber auch "kreativer" darangehen: Keine 2. FS in WP I sondern, weil das Interesse so groß ist: Hauswirtschaft. 2. FS dann in Klasse 8. Oder: NW in WP I und die 2. FS erst in der EF. Das machen bei uns auch Kinder, die definitiv gymnasial sind. Einfach, weil sie Spaß daran haben und sich nicht in ein Prestige-Korsett pressen lassen wollen.


    Je nach Standort kommen verschiedene Aspekte hinzu. Schulen in sozialen Brennpunkten kämpfen vermehrt mit Armut und Gewalt. Schulen an bürgerlichen oder dörflichen Standorten eher mit emotionaler Verwahrlosung und psychischen Problemen der Schüler.
    Der Erfolg von Gesamtschulen hängt stark von ihren Bedingungen ab: Mit der richtigen Leistungsmischung, einem guten Stellenschlüssel und regelmäßiger Doppelbesetzung in Binnendifferenzierung oder kleinen Lerngruppen in äußerer Differenzierung und mit einem guten multiprofessionellen Team aus Sonderpädagogen, Sozialpädagogen und Schulpsychologen lassen sich beachtliche Erfolge erzielen. Erst recht an einem guten Standort. Das weiß ich, weil meine Schule all diese Bedingungen schon einmal hatte und in dieser Zeit - sehr zu recht - mit Preisen förmlich überschüttet wurde. Schade, dass das heute keinen Bildungspolitiker mehr interessiert.
    Allein gelassen mit regelmäßig nur einer Lehrkraft für eine extrem heterogene Klasse mit 30 SuS ohne Unterstützungsmöglichkeiten für Schüler mit Lern- und/oder Verhaltensproblemen werden sich die Erfolge in Grenzen halten und an problematischen Standorten vermutlich ganz ausbleiben.

    WIr differenzieren innerhalb der Klassenarbeiten nach Anforderungsbereichen. Es gilt ja schließlich ein gemeinsamer Bewertungsmaßstab. Alles andere wäre ein Verstoß gegen die Vorschriften!


    Gruß !

    Wir haben dieselben Anforderungsbereiche. Aber die sind ja immer alle in einer Klassenarbeit enthalten. Nochmal: Ich konzipiere drei Versionen mit jeweils drei Anforderungsbereichen pro Klassenarbeit. Eine für die E-Kursschüler (Gy/R), eine für die G-Kursschüler (HA) und eine für die Schüler mit zieldifferenter Beschulung. (Und dabei habe ich noch Glück, weil es sich bei mir nur um LE-Schüler handelt und nicht noch um Sprache, Sehen oder GB, denn dann hätte ich noch mehr Versionen zu erstellen.)


    Gleiches gilt im Übrigen auch für die Unterrichtsmaterialien. Da sind die Lehrwerke nur wenig hilfreich.

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