Beiträge von Jule13

    Das Frustpotential bei Inklusion von zieldifferenten Kindern ist nicht zu unterschätzen. Dazu kommt jetzt noch der extreme Personalnotstand, der dazu führt, dass für diese Kinder bestenfalls nur zu wenig Zeit, schlimmstenfalls auch noch zu wenig Expertise bleibt.
    Inklusion kann ganz wunderbar funktionieren und auch solche Biographien wie die des TE hervorbringen. Ich habe es selbst erlebt. Aber leider nicht unter den jetzigen Bedingungen.


    Die Durchlässigkeit ist eine wirkliche Stärke unseres Schulsystems. Wer länger braucht, bekommt die Zeit.

    Mich würde an der Stelle interessieren, wie es sich bei der Vorbereitungszeit in Klassen mit viel Inklusion verhält. Gerade bei solchen Klassen wie @CDLs Inklusionsklasse stelle ich es mir schwierig vor, im Prinzip Unterricht auf mehreren Niveaustufen vorzubereiten, aber dennoch die Vorbereitungszeit kurz zu halten, um nicht regelmäßig unbezahlte Überstunden machen zu müssen. Hat jemand damit bereits Erfahrung?

    Ja, ich. Unterschiedlich. An Gesamtschulen hast Du ja immer 2-3 Niveaus, und je nach dem, welche I-Kinder Du in der Lerngruppe sitzen hast, musst Du unterschiedlich anpassen: Hast Du zieldifferente Kinder mit FS Lernen, musst Du ein weiteres Niveau einziehen, hast Du LE und GB, dann zwei weitere Niveaus. Hast Du FS Sehen, brauchst Du andere Schriftgrößen, hast Du FS Sprache, brauchst Du sprachlich vereinfachtes Material usw. Das kann, wenn Du keinen Sonderpädagogen mit in der Lerngruppe hast, den Zeitaufwand enorm erhöhen.
    Wenn man aber die Reihe schon einmal unterrichtet und entsprechend den Grundstock schon hat oder im Jahrgangsteam arbeitet, dann geht es ganz gut.


    Pauschal kann ich aber nicht sagen, wie lange ich für eine Unterrichtsstunde für die Vorbereitung brauche, weil ich fast keine Einzelstunden mehr separat plane, sondern gleich ganze Reihen. Im Idealfall habe ich auch zu Beginn der Reihe den Test schon konzipiert und arbeite in der Reihe genau darauf hin. Für eine (ganz) neue Reihe über drei bis fünf Wochen mit allem, was dazu gehört, brauche ich einen ganzen Tag.

    Kommt auf die Lerngruppe an: Wenn die SuS die Ballade rein schriftlich so überhaupt nicht verstünden, würde ich die graphic novel nutzen. Stärkere könnten ihr Kopfkino auch kreativ zu Papier bringen, sobald sie den Text inhaltlich und atmosphärisch erfasst haben.

    Doch, ich kenne das Problem. Bloß eine Lösung habe ich dafür nicht. Meine Schulleitung ist da rigoros: Keine Leistung => 6,wenig Leistung => 5, obwohl wir alle wissen, dass das wenig zielführend ist. Aber wir sind auch eine Regelschule, und wenn das Kind nicht zieldifferent ist, habe ich keine Wahl.

    Ich finde es in solchen Fällen auch immer sehr schwer, eine Beurteilung zu geben, umso mehr, wenn es eine Zeugnisnote werden muss und ich weiß, dass eine ernsthafte Beeinträchtigung die Ursache ist.


    Mir hat v.a. in Bezug auf Kinder mit Behinderungen und psychischen Störungen das Werk „Herausforderndes Verhalten vermeiden“ von Bo Hejlskov Elevén geholfen. Ein Satz ist mir sehr im Gedächtnis geblieben: „Kinder, die sich richtig verhalten können, verhalten sich richtig.“


    Ich habe vor einiger Zeit angefangen, ein Musikinstrument zu lernen. Seitdem kann ich viel besser nachvollziehen, wie schwache Schüler sich fühlen. Ich ertappe mich dabei, Stücke, von denen ich mich überfordert fühle, gar nicht erst anzufangen zu üben. Ich schiebe es so lange auf, bis es zu spät ist, und überlege dann, ob ich die Stunde absage. :autsch:
    Exakt so machen es schwache Schüler. Sie fangen aus Versagensängsten (begründet oder unbegründet) gar nicht erst an und werden schlimmstenfalls schulabstinent. Und während ich erwachsen, selbstbewusst und zu Selbsterkenntnis fähig bin, kann ich rückmelden, wo es hakt, und um Anpassung bitten, während der Schüler/die Schülerin das nicht kann und entsprechend vor sich hin leidet, während wir ihn/sie für "faul" oder "provokant" halten und ihm das so auch zu verstehen geben.


    Das hilft Dir aber jetzt vermutlich auch nicht weiter, Samu. Gibt es bei Euch auch Teamsitzungen oder Zeugniskonferenzen? Wenn ja: Dort kannst Du herausfinden, wie die übrigen Klassenteammitglieder u.U. schon seit Jahren verfahren und entsprechend mitziehen - oder Deine Bedenken vorbringen und andere Ansätze vorschlagen.

    - Frag, ob Du vorab hospitieren kannst.
    - Setze Dich mit den Fachvorsitzenden in Verbindung und bitte um Unterstützung: Lass Dir Lehrwerke und Lehrpläne geben. Erkundige Dich, ob es einen Materialpool gibt. Finde heraus, ob mit Arbeitsplänen gearbeitet wird.
    - Lies ein einschlägiges Werk über Classroom management.
    - Lies die Kernlehrpläne GS und Hauscurricula für Deine Fächer.
    - Frag die Schulleitung, in welchen Kursen Du eingesetzt wirst.

    Im Förderheft zu unserem Deutschbuch steht beim Erlkönig folgende Aufgabenstellung:


    Unterstreiche in der Ballade die vier Sprecherrollen:
    Erzähler (blau): Wer reitet so spät ...
    Vater (grün): „Mein Sohn, mein ...
    Sohn (rot): „Siehst Vater, du ...
    Erlkönig (gelb): „Du liebes Kind, komm ...


    Finde ich gar nicht schlecht. Vielleicht kann man für ganz Schwache eine Sprecherrolle oder die ersten Strophen schon vormarkieren?


    Wenn man den Schülern zu Beginn die Ballade selbst erst einmal vorliest, kann man das Verständnis mit der richtigen Betonung auch stark lenken. (Hörverständnis, anderer Zugang ...)

    Hat euer Buch Fördermalterialien? Oder schau mal in die Klick!- oder Fit in-Bücher und -Arbeitshefte. Dort sind Balladen sehr schön aufbereitet. Die Bücher sind eigentlich für Förderschwerpunkt lernen konzipiert, lassen sich aber auch super für sehr schwache Schüler einsetzen.


    Ich bespreche auch sehr, sehr gerne "Nis Randers" v. Otto Ernst. Das ist von Achim Reichel gut vertont worden, und irgendein kreativer Kopf hat zu dem Lied ein sehr anschauliches Youtubevideo erstellt.

    Ich finde die Nichtgenehmigung von TZ einen heftigen Einschnitt in die persönliche Lebensplanung. Niemand geht in TZ, weil er weniger Geld haben möchte, sondern weil er Zeit benötigt für andere Sachen. Leider oftmals auch, um wieder "aufzutanken", um weitere Jahre im Beruf zu überstehen. Hier wird ausgenutzt, dass das Land nahezu einziger "Arbeitgeber" ist und dass es keinen Vertrag gibt, der die Rahmenbedingungen von Arbeitebedingungen konserviert.

    Unsere Bezirksregierung (NRW) hat es anders versucht (so der naheliegende Verdacht):
    Es gibt fürs kommende Halbjahr ein neues Teilzeitantragsformular, das man nur noch elektronisch und nicht mehr handschriftlich ausfüllen darf, sonst wird es nicht akzeptiert. Eben dieses Formular zu öffnen war nur sehr wenigen Menschen möglich. Die meisten erhielten einen Hinweis auf einen neuen Acrobat-Reader, dessen Installation aber auch nicht dazu führte, dass das Formular sich öffnen ließ; als einziges Formular von insgesamt ca. 10 verschiedenen in der Liste auf der BezReg-Seite wohlgemerkt.


    Kann man ja mal versuchen, die technischen und formalen Hürden so hoch zu setzen, dass vielleicht doch einige die Frist nicht einhalten können, und schwupps - hat man viele neue Vollzeitkräfte. :)

    Tatsächlich denke ich, dass reaktivierte Pensionäre (wenn es denn eine nennenswerte Anzahl wäre) dazu führen würde, einen weiteren Schweinezyklus zu verhindern. Wodurch entsteht dieser nämlich? In Mangelzeiten werden a) alle möglichen Quereinsteiger auf Lebenszeitstellen gesetzt (ja, auch ein angestellter Lehrer ist praktisch unkündbar), so dass der Bedarf dann irgendwann gedeckt ist und es wird b) überall und mit großer medialer Wirkung für ein Lehramtsstudium geworben. Wenn nun all die angeworbenen Studienanfänger in ca. 7 Jahren auf den Markt kommen, ist der gesättigt mit all den Leuten, die man eingestellt hatte, um die Löcher zu stopfen und die eben dann die Stellen noch Jahrzehnte besetzen. Da die Lehrerarbeitslosigkeit ja dann bekannt wird, mag niemand mehr ein Lehramtsstudium antreten, wenn doch die Einstellungschancen so schlecht sind, usw.
    Die Arbeitszeitspanne der reaktivierten Pensionäre ist dagegen begrenzt.

    Ich werte die Kollegin nicht ab, die ihren Ruhestand genießen will. Herrje, das werde ich wohl auch wollen. Aber ich hielte es für sinnlos, wenn arbeitsbereite Pensionäre deshalb nicht weiter unterrichten, um "denen da oben" eine Lehre zu erteilen, wie Du offensichtlich forderst.

    Wenn deine pensionierte Kollegin sich entscheidet, nach ihrer Pensionierung keinen Englischunterricht zu erteilen, dann ist das ihr gutes Recht und völlig in Ordnung und sollte auch so sein.


    Die Abdeckung des Englischunterrichts ist das Problem der SL. Die wird dazu bezahlt, das zu lösen. Aber da kommt man nach kurzem Nachdenken eigentlich auch selber drauf.

    Jetzt, wo Du es sagst, fällt es mir auch auf. Ich Dummerchen.



    @Jule13: Die Kollegin darf ruhig arbeiten bis sie 80 ist, solange es ihr gesundheitlicher Zustand erlaubt. Dann soll sie aber gerecht dafür bezahlt werden und keine Anrechnung auf die Pension, wie hier schon beschrieben wurde. Unter den Bedingungen würde sich auch kein Arbeitnehmer außerhalb des Beamtentums darauf einlassen.

    Ich kann Dich beruhigen. Die Hinzuverdienstgrenze ist für pensionierte Lehrer ist in NRW ausgesetzt.

    Genau. Und wenn meine lobbylose Gesamtschulklasse nun keinen Englischunterricht hätte, weil meine pensionierte Kollegin sich denkt, dass sie es es jetzt den Kultusminstern aber mal so richtig zeigt, und sich nach Malle absetzt, interessierte das genau niemanden.
    (Aber das sind nur die 2 cents einer idealistischen, unklugen Kollegin. Musst Du nicht ernst nehmen.)

    Die Schweinezyklen sind nicht wie die Schwerkraft eine Naturkonstante sondern die Folge von nicht ausreichend langfristig geplanter Personalpolitik. Geändert wird die Personalpolitik erst dann, wenn sie politisch zu teuer wird, d.h. nicht mehr durch Flickwerk zwischen zwei Legislaturperioden haltbar gemacht werden kann. So lange die Pensionäre aus gut gemeintem aber unklugen Idealismus dazu beitragen und idealistische aber unkluge KollegInnen das auch noch applaudieren, so lange geht das eben weiter.

    Warum beleidigst Du mich?
    Ich wurde von sog. Mikätzchen unterrichtet, so dass ich aus eigener Anschauung weiß, dass Schweinezyklen mind. seit 55 Jahren vorkommen.
    Natürlich fände auch ich es besser, wenn Landesregierungen anfingen, längerfristig zu planen. Realistischer ist es aber, wenn man versucht, damit irgendwie umzugehen, dass dies eben nicht geschieht.

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