Es ist sowohl ein fachliches, als auch ein sonderpädagogisches und ein pädagogisches Problem.
Wir leben im Jahr 2020 und nicht mehr im Jahr 1880 als auf einem Kongress von Hörgeschädigtenpädagogen die Gebärdensprache verboten und nur die Lautsprache als Kommunikationsmittel in Schulen erlaubt wurde.
Heute ist die Deutsche Gebärdensprache auch in Deutschland als vollwertige Sprache anerkannt. Nun könnte man natürlich argumentieren, dass Menschen mit einem Migrationshintergrund auch die deutsche Sprache sprechen lernen müssen. Diese Argumentation finde ich aber dann schwierig, wenn die körperlichen Voraussetzungen dieses nicht möglich machen.
Aus sonderpädagogischer Sicht hat dieser Schüler das Recht, in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden. Für das spätere Leben unter Hörenden stehen dem Schüler dauerhaft Dolmetscher rechtlich zu. In vielen Hörgeschädigtenschulen wird das nach Möglichkeit umgesetzt. Die deutsche Schriftsprache muss natürlich ebenso erlernt werden. Dies wird und wurde nie diskutiert. Für die Fremdsprache bedeutet dies einen entsprechend gebärdenkompetenten Lehrer. Bei gemischten Klassen (gehörlos, schwerhörig, Wahrnehmungsstörung) werden an dieser Stelle zwei Lehrer benötigt. Einer spricht in der englischen Lautsprache während der andere mit der korrekten Gebärdengrammatik gebärdet.
Aus fachlicher Sicht müsste der Schüler neben der englischen Schriftsprache eine entsprechende Gebärdensprache (ASL oder BSL) erlernen, da die Kommunikationsfähigkeit in der Fremdsprache ja die zentrale Kompetenz ist. Leider ist dies aus personellen Gründen in der Regel in Deutschland nicht möglich (Hamburg und Berlin scheinen jeweils einen kompetenten Lehrer zu haben).
Aus allgemeinpädagogischer Sicht ist zunächst einmal die Haltung des KuMis unerträglich für mich und meine Kollegen und zeigt die Verachtung und das Desinteresse gegenüber behinderten Schülern auf. Spätestens hier wird die Inklusion ad absurdum geführt. Ich finde es grundsätzlich schwierig, den Schüler viele Jahre lang mühsam die englische Aussprache einzutrainieren (ohne jegliche auditive Wahrnehmung!), nur damit er an einer Prüfung teilnehmen kann. Diese Zeit könnte er m.M.n. weitaus sinnvoller in vielen anderen Bereichen gebrauchen.
Er könnte wohl eine rudimentäre Aussprache erlernen, die wir Lehrkräfte, die ihn kennen, dann ansatzweise in der Prüfung verstehen würden. Dort müssen wir dann aber wiederum seine schlechte Aussprache abwerten.
Es ist ein Teufelskreis, gerade auch, weil es nur noch so wenige komplett gehörlose Kinder gibt. Ich glaube eben nicht, dass ich hier mit Zwang etwas erreichen kann. Der Schüler ist sehr willensstark...
Natürlich kann ich diese Situation alleine nicht optimal lösen, daher auch die Frage oder Bitte nach suboptimalen Ideen, mit denen ich wenigstens Teile meines Unterrichts zufriedenstellender gestalten könnte.