Ich möchte noch einmal betonen, dass ich selbst nie das Wort Hochbegabung in den Mund genommen habe. Sicherlich wusste ich, dass er ein cleveres Kerlchen ist und gut in der Schule mitkommt.
Seine Verhaltensschwierigkeiten im Kindergarten und in Klasse 1 und am Anfang der Klasse 2 kannte ich natürlich und wir haben gemeinsam daran gearbeitet. Den Schulwechsel sahen wir gemeinsam (also Sohn und Mama) als Chance und seitdem sind die strörenden Auffälligkeiten so gut wie verschwunden. Er kann sich konzentrieren und auch zusammenreißen und benimmt sich anderen Kindern gegenüber weitgehend altersgemäß.
Die starke Struktur scheint ihm gut zu tun. Die offensichtliche Unterforderung gibt es jedoch nach wie vor.
Ich selbst denke, dass er ein extrem angepasstes Kind ist, der es allen recht machen will. Bis zu einem gewissen Grad kann er das leisten, dann bricht es aus ihm raus. In der neuen Schule lebt er das nun unter dem Tisch und unsichtbar aus.
Die neue Schule machte uns auf eine deutlich überdurchschnittliche Begabung aufmerksam. Ich war, ehrlich gesagt, platt. Auch sieht die Schule Probleme und ist der Meinung, dass sie die notwendige Differenzierung nicht leisten könne... Ich persönlich wünsche mir nach wie vor eigentlich eine gute Binnendifferenzierung und keinen Sprung ins Gymnasium.
Eine Asperger-Diagnose kann ich fachlich eigentlich ausschließen. Ich unterrichte teilweise solche Schüler und die sind doch nochmal ganz anders.
Die Hauptfrage ist eben: Kann er noch 1,5 Jahre in der Klasse bleiben ohne zusätzliche Differenzierung und Förderung bzw. mit sehr wenig? Er hat bereits jetzt einen großen Teil seiner Lust am schulischen Lernen verloren.
Es macht mich glücklich, wenn ich ihn beim Arbeiten mit Brüchen beobachte und sehe, wie ehrgeizig und konzentriert er sich diese neue Zahlenwelt erschließt. Plötzlich sind Fehler und Perfektionismus nicht mehr wichtig für ihn. Denn bei so schweren Sachen darf man ja Fehler machen 🙄, beim normalen Schulstoff auf keinen Fall...
Zum Thema Montessori: Es war ein Montessorizweig in einer staatlichen Grundschule. Da gibt es für jeden Jahrgang in der Freiarbeit eine verpflichtende Liste zum Abarbeiten. Zusätzlich gab es jahrgangsinterne Trennstunden in den Hauptfächern ohne jegliche Differenzierung. Durch das Lehrerchaos bzw. deren Überforderung hatte niemand wirklich einen Blick auf ihn. Er fiel nur auf, wenn er Probleme machte. Der Rest musste einfach laufen.
Wahrscheinlich bräuchten wir eine echte Montessorischule oder eine freie Schule für ihn, aber die gibt es hier nicht. Wir können die Grundschulzeit noch aushalten und haben dann die Wahl zwischen 4 Gymnasien und bei entsprechender Begabung gäbe es hier später auch ein Gymnasium für Hochbegabte. So ist das Landleben.