Also dass ich vor Hass schäumen würde, kann ich jetzt nicht gerade sagen…
Es gibt Menschen in meinem Leben, die ich nicht mag, aber ich kann zu 100% behaupten, niemanden zu hassen. Vielleicht auch gerade deswegen, weil ich bisher in meinem Leben das große Glück hatte, nie ein Gewaltopfer zu werden.
Menschen, die ich nicht kenne, hasse ich ebenfalls nicht. Wie soll ich jemanden hassen, von dem ich nicht einmal weiß, dass es ihn gibt.
Statt Hass hat gestern aus mir nur eine unbändige Wut gesprochen. Eine Wut auf die Menschen, die nach 9 Tagen schon die Gräuel vergessen/verdrängen und/oder relativieren. Immer öfter höre oder lese ich, dass Israel ja aber auch das und das getan hat. Immer höre ich ein ja aber. Und genau das führt schneller als uns lieb ist zu einer Täter-Opfer-Umkehr.
Im Kleinen erinnert es mich daran, wie oft man Mobbingopfern die Schuld gibt, dass sie gemobbt werden. Und ja, das kommt nicht selten vor. Das bedeutet trotzdem nicht, dass das Opfer nicht auch an sich arbeiten sollte, wenn es einen Grund dafür gibt (hier Israel).
Wenn ich die letzten neun Tage für mich selbst zusammenfasse, war da eine Terrororganisation, die auf unmenschliche Weise Menschen abgeschlachtet und entführt hat, deren Herkunft oder Religion zunächst einmal völlig egal sein sollte. Dabei wurde keine Rücksicht auf Babys, Kinder, Teenager, junge Menschen, Frauen, Männer, alte Menschen… genommen.
Im Anschluss daran wurden die taten weltweit von Menschen mit palätinischem aber auch sonstigem arabischen/islamischem Hintergrund gefeiert und gejubelt, als die Toten und Entführten durch die Straßen geschleift wurden.
Nun will sich das Opfer wehren. Auf Grund der Situation vor Ort ist auch den Tätern bzw. deren Befürwortern klar, dass das für sie nicht zwingend gut ausgehen wird. Also ist das Geschrei groß, wie unmenschlich Israel schon wieder ist.
Kommen wir zu meinem Mobbingbeispiel im Kleinen zurück. Das wäre so, als dass der Mobber nach seinen Taten der Schule verwiesen wird, dies aber total ungerecht findet, weil es doch eigentlich gar nicht so schlimm war und ihm gegenüber auch total unfair, weil er jetzt dort seinen Abschluss nicht machen kann. Leider fiel ihm das alles erst ein, nachdem er seine Taten begangen und andere Menschen geschädigt hatte.
Mir muss auch keiner sagen, dass man die Situation im Nahen Osten nicht mit Mobbing in der Schule vergleichen kann. Das weiß ich schon.
Nun sagt mir, wir soll sich Israel denn jetzt verhalten. Sollen sie auch noch die andere Wange hinhalten? Die Situation im Gaza-Streifen und die Hamas machen es unmöglich, dass sich Israel kriegsrechts- und völkerrechtskonform wehren kann und das wissen die arabischen Entscheider ganz genau. Während man also gerade alles dafür tut, die Taten der Hamas zu relativieren und die palästinensischen Opfer lautstark in den Vordergrund zu schieben, kann man Israel wieder zum Sündenbock der Welt machen.
Nein, Israel ist nicht unschuldig und die Hardliner dort gehen gar nicht. Nur wird gerade international von Israel verlangt, dass man sich nicht auf das selbe Niveau herunter begeben soll. Von der Hamas und dem Iran verlangt das irgendwie niemand so lautstark (und wenn eh nur der Westen).
Diese Täter-Opfer-Umkehr ist es, die mich so extrem wütend werden lässt!!! Und darin viele arabischstämmige Menschen und Regierungen einfach mal einsame Spitze. Aber auch in deutschen Medien und Foren kann ich viel davon lesen und das erschreckt mich zutiefst!
Ich glaube übrigens langsam immer mehr daran, dass auch der Iran tatkräftige beteiligt ist und diesen Krieg will, da sich Israel in den letzten Jahren immer mehr das Gespräch und den Frieden mit anderen arabischen Staaten gesucht hat und zumindest vor Netanjahu sehr sehr kompromissbereit war. Ein Frieden mit arabischen Ländern hätte aber Israel aber wahrscheinlich seine Existenz gesichert und das muss man ja nun im radikalen Islamismus unbedingt verhindern!