Stop, ich habe ja auch mehrere Klassen und nicht in jeder Klasse läuft es so gut, wie in meiner eigenen. Und ja, ich habe 8.Klässler, die, für eine fitte Hauptschulklasse, recht selbstständig arbeiten können.
Ich versuche immer Wege zu finden, die die Eltern nicht außergewöhnlich belasten. Dazu gehört z.B. Ausdrucken und Verschicken der Materialien bei Bedarf/Wunsch, Anbieten (freiwillig) von festen und zuverlässigen Online-Sprechzeiten für Fragen und Unklarheiten (täglich 2 volle Stunden), weitgehend dauerhafte Erreichbarkeit 24/7 per Chat oder E-Mail. Die technische Ausstattung kenne ich und ich habe viele weniger betuchte Schüler. Auch ich frage nach, wenn etwas fehlt, mache das aber immer nett und mit einem Augenzwinkern. Das Umwandeln der Dateien in pdfs habe ich zusammen mit einer Videoanleitung mit den Kids geübt. Manche Eltern oder Geschwister konnten da auch abends mal helfen. Mittlerweile klappt es.
Ich habe auch eine andere Klasse in der 2/3 der Schüler im Nirgendwo verschwunden sind. Eine Schülerin arbeitet aktiv mit. Nun unterrichte ich sie in einer analogen und digitalen Mischung eben alleine. Was soll ich denn machen?
Ich habe ganz ganz viel Verständnis für meine Schüler, ihre Situation und ihre Eltern. Ich habe aber auch eine Dienstanweisung und die lautet, den Unterricht weiter aufrecht zu erhalten und mich um die Schüler zu kümmern. Ob ich das Online-Unterrichten gut und/oder sinnvoll finde, steht dabei außer Frage! Ich wurde zumindest nie gefragt, ich muss es eben machen.
Heute habe ich eine Schülerin endlich wieder erreicht. Ich habe sie im Video nicht rundgemacht, weil sie seit 6 Wochen nichts gemacht hat. Statt dessen entwerfe ich jetzt täglich kleinstschrittige Tagespläne, mit denen sie sich nicht überfordert fühlt und wieder den Kopf in den Sand steckt und im Nirvana verschwindet.
Die Grundfrage war, ob ich noch mehr digitalisieren soll (z.B. Arbeitsblätter), weil sie vielleicht eine noch positivere Auswirkung auf das Lernen haben, oder ob auch andere die Erfahrung gemacht haben, dass das klassische Arbeitsblatt bzw. Aufgaben lösen aus dem Buch mit handschriftlicher Bearbeitung eben lernpsychologisch neben all der gewünschten Digitalisierung eben auch einen Sinn hat.
Aber auch hier sehe ich wieder, eine Teil will alles digital, ein Teil will gar nichts digital, ein Teil will ein bisschen von allem und ein Teil will am liebsten gar nichts. Was mache ich da jetzt???
P.S.: Ich bin eine alleinerziehende Mama, die Vollzeit arbeitet und nebenbei ihren 7-jährigen beschult, von dessen Schule auch nur das Minimum kommt. Aber ich kenne die Gründe dafür und habe ein gewisses Verständnis für die Kollegen, auch wenn ich mir manchmal mehr wünschen würde.