Dann oute ich mich mal hier als auch eine der dämlichen KuK, die ständig Material und Ausstattung auf eigene Kosten anschaffen. Selbst Schuld sagt ihr? Da muss ich euch recht geben. Und natürlich gehöre ich auch zu den KuK, die ihre privaten Computer halbwegs illegal für die Schule nutzen.
Ich glaube, dass ist ein Problem der "niedrigeren" Schularten. Dazu gehören vor allem Grundschullehrer, Hauptschullehrer und Sondersschullehrer. Wir arbeiten in der Regel mit Kindern, die entweder am Anfang ihrer Schulkarriere stehen und/oder gravierende Lernprobleme haben. Daraus ergibt sich, dass wir sehr oft zusätzliches Material (sowohl in Papierform wie auch Anschauungsmaterial) benötigen, um die Schüler angemessen und gut zu unterrichten und zu fördern. Dieses Material steht uns jedoch nicht zur Verfügung. Der Schulträger zahlt lediglich Schulbücher und evtl. Lehrermaterialien.
Das reicht für unsere Schüler aber oft einfach nicht aus.
Ich glaube, dass ist so eine Art "Sozialarbeitermentalität", die viele Lehrer dieser Schulformen einfach haben. Während viele Gymnasiallehrer wahrscheinlich dieses Lehramt gewählt haben, weil sie gerne Wissen vermitteln, haben die anderen ihr Lehramt gewählt, weil sie auch gerne mit benachteiligten Kindern arbeiten oder alle Kinder (GS) auf ihrem Weg ins Leben begleiten möchten. Diese Wahl ist völlig legitim und einfach abhängig von den jeweiligen Lehrerpersönlichkeiten. Bitte versteht diesen Satz nicht als Wertung über die jeweilige Schulart!
Der Typ Sozialarbeiter (wie ich) fühlt sich den Schülern meist auf allen Ebenen sehr verpflichtet. Für mich bedeutet das, dass ich den eh schon benachteiligten Kindern und Jugendlichen eben noch mehr und besser helfen will. Daher gebe ich eben doch immer wieder mein privates Geld aus. Würde ich die Schüler ausschließlich mit dem mir zur Verfügung gestellten Materialien und Ausstattung unterrichten, wäre der Unterricht tatsächlich um einiges schlechter und die Lernergebnisse auch. Ich schaffe es auch zeitlich nicht, alles Material selbst zu erstellen und greife daher häufig dankbar auf die Materialien der Verlage zurück.
Diesen Anspruch habe ich aber leider auch bzgl. der Online-Beschulung an mich. Es frustriert mich wieder mal, dass mein Arbeitgeber mich und meine Schüler nicht unterstützt, damit sie auch in dieser schwierigen Zeit gut lernen dürfen. Es ist also wieder einmal davon abhängig, ob ich einer dieser dämlichen Lehrer bin, der für den Dienstherr in Vorleistung tritt. Ich habe einiges an Material in den letzten Wochen angeschafft, was ich im Präsenzunterricht so nicht gebraucht hätte. Es hat den Kindern aber das Lernen zu Hause leichter gemacht als alleiniges Arbeiten mit dem Schulbuch (was der Dienstherr ja für ausreichend zum Lernen hält).
Viele unserer Schüler haben andere Bedürfnisse als Gymnasiasten. Sie können nicht alleine mit Wochenplänen arbeiten, sie haben kein Internet und keinen Drucker usw.
Zudem wünsche ich mir auch für mein Kind Grundschullehrer, die guten Unterricht machen und nicht aufhören zu basteln weil das Tonpapier leer ist. Dass dafür ein breiter Materialfundus notwendig ist, weiß ich. Und ich weiß auch, dass das viel privates Geld kostet.
Ich bin einfach der Meinung, wenn der Dienstherr die Schulen seit Jahren etwas mehr unterstützen würde, wären jetzt gar nicht in dieser frustrierenden Situation. Und wenn ich überall lese, dass die Schulen die Digitalisierung verschlafen haben, dann stimmt das einfach nicht. Die Kultusministerien und die Länder haben die Digitalisierung verschlafen. Wenn ich digital arbeiten soll, muss dafür die entsprechende Ausstattung da sein. Ob ich digitalisierten Unterricht für sinnvoll halte, steht dabei auf einem ganz anderen Blatt.
Wer guten Unterricht will (egal ob analog oder digital), muss auch die Ressourcen dafür bereit stellen. Und sowohl die Politik als auch die Gesellschaft wollen guten Unterricht für ihre Kinder.
Wäre es in den letzten 12 Wochen nicht möglich gewesen in BW eine Firma damit zu beauftragen eine gut funktionierende einheitliche Lernplattform für alle Schulen zu entwickeln die der DSGVO genügt? Es hätte wohl eine Menge Geld gekostet, dass war Bildung wohl wie immer nicht wert...