Beiträge von Curt

    Hallo Stefan,


    die Aktion in Leverkusen ist zwar schon gelaufen, aber ich denke, es ist nicht verkehrt, weiter nach Spendern von Stammzellen zu suchen und gebe die Pressemitteilung über Christopher weiter an eine Grundschule in München, an der unser Sohn Konrektor ist. Vielleicht kann er weitere Schulen aktivieren.


    Herzlichen Gruß


    Curt

    Hallo Frau Esspunkt,
    es wundert nicht, dass Neles inzwischen sechs Jahre alter Beitrag noch immer keinen Staub angesetzt hat. Seine Ratschläge für den
    Selbstschutz sind in der Tat Gold wert. Ich möchte aber zu zweien seiner Punkte ein paar Anmerkungen machen, die allerdings für mich
    zusammenhängen.

    Ich fange mal beim Punkt 12 an. Nein, ich war nie ein Verbandsvorsitzender, der sich praxisfern über unrealistische
    Vorstellungen ausgelassen hat. Ich habe 34 Jahre an bayerischen Realschulen unterrichtet (E/G, u.a.), hatte bis zu meinem letzten
    „Diensttag“ immer eine Klassleitung, war bis zu meinem letzten Schultag gerne im Dienst und – der Beruf war für mich mein
    Traumberuf. Na ja, schön für dich mag jetzt einer sagen, aber ich denke, da gab es etwas, was einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet
    hat. Das hängt nun auch mit Neles 1. Punkt zusammen. Ich stimme mit ihm völlig überein, dass auch unser Beruf als Job zu sehen ist. Ich
    bin aber der Meinung, dass dies nur die eine Seite der Medaille zu unserem Selbstschutz oder Broterwerb ist. Was die zweite Seite
    betrifft, muss ich ein wenig ausholen.

    Ich finde, es ist ganz wichtig, dass ich als LehrerIn neben meinen fachspezifischen Interessen, meiner Freude am Erklären, meiner Liebe
    zu Kindern, den relativen Freiheiten bei meiner Zeiteinteilung etc. persönliche Motivationsfaktoren in mir habe, die mich für etwas
    "brennen" (aber nicht verbrennen) lassen – welche dies sind, mag jeder für sich entscheiden. Dazu möchte ich sagen, was
    mich umgetrieben hat und es noch tut:


    - Möchte ich mich abfinden mit den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten,
    und nehme ich es hin, dass meine Schülerinnen und Schüler weiter den, ich sage etwas provozierend, Weg der Lemminge über die
    Klippe gehen? Braucht es viel Phantasie, um zu sehen, wie uns der Wachstumsfetischismus unserer Eliten bei
    einer gleichzeitig immer dünner werdenden Ressourcendecke und rasant zunehmenden Weltbevölkerung
    dem point of no return immer näher bringt?
    - Können wir von den führenden Eliten erwarten, dass sie umsteuern oder bedarf es einer Erneuerung
    unserer Gesellschaft über das Bildungssystem von unten, damit wir erst einmal die Menschen bekommen, die auf andere Gedanken
    kommen können. Gedanken, die Nachhaltigkeit beinhalten, einen Erhalt der Schöpfung, ein Miteinander auf
    nationaler und
    globaler Ebene; Menschen, für die die teilweise menschenverachtende Ausbeutung Ausdruck einer
    außer Rand und Band geratenen Profitgier ist, aber auch eines Wirtschaftssystems, das in
    seinen
    Zwängen ("Konkurrenzdruck") gefangen ist und der dringenden Reformen bedarf.
    - Können wir hier nicht versuchen, im Rahmen unserer Stoffpläne dort, wo es möglich ist, Schwerpunkte
    zu setzen und neben der naturgegebenen Freude an unseren Fächern eine tiefe
    Sinnhaftigkeit
    in unserer Arbeit sehen? Burn-out – nein danke!

    Natürlich kann uns hierbei der deprimierende Gedanke kommen, dass wir alleine doch garnichts bewirken können.
    Aber: Wir sind nicht allein (z.B. NGOs, Protestpotential in der Bevölkerung)! Unsere Schülerinnen und
    Schüler sind Multiplikatoren! Die Kräfte des Wandels können immer stärker werden! Dazu noch etwas Tröstliches
    nach Martin Buber:


    Rabbi Sussja fühlte sein Ende kommen und sagte: "Was wird mich der Herr fragen, wenn ich vor Ihm stehe?
    Wird Er mich fragen 'Warum bist du nicht König Salomo gewesen? Warum bist du
    nicht Mose gewesen?' Nein! Er wird mich fragen "Warum bist du nicht Sussja gewesen?"
    Mehr müssen wir nicht leisten: Das zu tun, was wir dort, wo wir stehen, tun können.

    Ziel unseres Weges könnte dabei sein, Begleiter junger Menschen zu werden, denen wir über den persönlichen Umgang
    miteinander oder bestimmte Inhalte bei der gemeinsamen Arbeit im Unterricht Perspektiven für ein Leben eröffnen können,
    in dem der Versuch gewagt wird, seinen kleinen aber feinen Beitrag zum Erhalt der Schöpfung leisten und zu einem
    fairen Miteinander im Kleinen wie im globalen Großen zu gelangen. Zielsetzungen wie diese sind überparteilich, von
    fundamentaler Bedeutung und ideologiefrei. Ich bin so frei zu sagen, dass mich dieses "Brennen" auch durch schwere
    persönliche Schwierigkeiten getragen hat.


    Um im Lehrberuf letztlich bestehen zu können, brauchen wir allerdings auch das richtige "Handwerkszeug",
    um von der ersten Stunde an Kinder und Jugendliche für die gemeinsamen Aufgaben zu gewinnen, eine
    tragfähige, vertrauensvolle aber auch durchaus leistungsbezogene Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern
    aufzubauen. Dabei geht es nicht nur um einen respektvollen Umgang miteinander, der gegenseitige Fairness
    einfordert, sondern auch schon um die kleinen Dinge des Alltags, die uns häufig nerven können wie beispielsweise
    um die Art des Sich-Meldens. Es geht auch darum, Schülern alle möglichen Ängste zu nehmen, dass sie z. B. Fehler machen
    dürfen, dass sie sich trauen dürfen, etwas zu sagen, ohne zu fürchten, ausgelacht zu werden, schlüssig und altersgemäß
    zu begründen, was im Alltag sinnvoll ist (z.B. Hausaufgaben), Lernhilfen für bestimmte Fächer anzubieten
    (z. B. das Lernen von Vokabeln) und dabei Optimismus für den Lernerfolg zu verbreiten.
    Es geht aber auch darum, die Sinnhaftigkeit der Arbeit in unseren Fächern den Schülerinnen und Schülern
    nahezubringen. Warum beschäftigen wir uns "mit dem alten Käse" in Geschichte, Erdkunde wird oft
    im Schülerjargon zu "Erdkas", was soll dieses "Bio" oder "Reli"? Eine derartige Auseinandersetzung mit den
    Schülern ist geeignet, bei ihnen eine Motivation zu erzeugen, die sich deutlich davon unterscheidet vom kommentarlosen
    Start ins Schuljahr mit dem "neuen Stoff", der ja nicht unbedingt per se Motivationscharakter hat.
    Letztlich sollen alle im Klassenzimmer wissen: Da ist jemand, der meint es gut mit mir, der lässt sich aber auch nicht
    ver... und der will und kann mir was beibringen, was mir auch später weiterhilft.


    Ein derartiges Betriebsklima und eine individuelle intrinsische Motivation sind m.E. neben all den auf dieser Seite genannten
    Hilfen wesentliche Voraussetzungen, um in der Schule Mensch bleiben zu können.


    Zum Schluss noch ein kleines „Schmankerl“:
    In einer Dokumentation des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) mit dem Titel:

    200 Entscheidungen pro Stunde – Lehrerarbeit im Spannungsfeld von Idealismus und Belastung“

    (Edgar Schmitz, Institut fur Psychologie und Erziehungswissenschaften, 2004), ist auf Seite 66 f.

    über Stressfolgen und Stressbewaltigung unter Lehrerinnen und Lehrern zu lesen:

    Folgende Belastungsfaktoren sind ... gut belegt ... :

    - allgemein: zu hohe, zunehmend berufliche Anforderungen durch immer neue Aufgaben

    - zu viele Verwaltungsaufgaben (Zeitdruck)

    - Probleme mit Schulleitung, Schulaufsicht und Behörden (fehlende Ausbildung der Schulleiter
    in Personalführung, Teamgeist) ...

    - schwierige Schüler ...

    -Rollenkonflikte zwischen Kollegen ...

    -Mangel an Rückmeldung, an Anerkennung ...


    Unter diesen Belastungsfaktoren haben sich vergleichsweise als ganz besonders schwerwiegend erwiesen:
    das Schülerverhalten ... und das Verhalten bzw. der Führungsstil der Schulleitungen. Relativ zu diesen Faktoren
    treten die Belastungen durch die Anzahl der Arbeitsstunden und der Klassengröße deutlich zurück ...“

    Dass das Verhalten von Schülern zu den Stressoren erster Klasse zahlt – dazu bedurfte es bestimmt
    keiner besonderen Untersuchungen, dass aber die Schulleitungen mit diesen statistisch gleichziehen,
    ja nach einer Befragung von früh- und alterspensionierten Lehrkraften in Rheinland- Pfalz
    unter Ersteren sogar an der Spitze liegen, ist allerdings ein erstaunliches Faktum. (ebd. S. 81, Beitrag
    von Helmut Heyse, Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion Rheinland-Pfalz, Projekt Lehrergesundheit).


    Da kann man nur sagen: LehrerInnen aller Klassen wehrt euch!


    Alles Gute von


    Curt

    Hallo Mötchen,


    Du hast klasse Antworten und Ratschläge bekommen, die Dir sicher weiterhelfen können. Vielleicht kann ich auch noch ein wenig zur Orientierung beitragen.
    Was vielleicht nicht so bekannt ist - es feiern im PISA-Musterland Finnland jedes Jahr eine bestimmte Gruppe von Studienanfängern große Partys. Die Glücklichen sind das
    letzte Drittel aller Bewerberinnen und Bewerber für das Lehramt, die vor dem Studienbeginn einen Eignungstest bestanden haben. Dabei geht es nicht in erster Linie um entsprechende Abiturnoten oder vorhandenes Fachwissen, sondern um erfassbare menschliche, emotionale und soziale Kompetenzen. Nachdem Du selbst schlimmes Mobbing erlebt hast, kann ich mir vorstellen, dass diese persönliche Erfahrung menschliche und emotionale Seiten in Dir sensibilisiert hat, die Deinem lang gehegten Wunsch Lehrerin zu werden, einen zusätzlichen Motivationsschub verschaffen können ("Das will ich in meinen Klassen unterbinden und für eine menschliche Arbeitsatmosphäre sorgen!"). Gerade aus persönlichen belastenden Erfahrungen können starke Antriebe erwachsen. Bei mir war es beispielsweise die achtjährige russische Kriegsgefangenschaft meines Vaters, die mich veranlasste, Geschichtslehrer zu werden ("Sowas wie den Nationalsozialismus darf es bei uns nie mehr geben!"). Ich finde, es ist ganz wichtig, dass ich als LehrerIn neben meinen fachspezifischen Interessen, meiner Freude am Erklären, meiner Liebe zu Kindern, den relativen Freiheiten bei meiner Zeiteinteilung etc. persönliche Motivationsfaktoren in mir habe, die mich für etwas "brennen" lassen. Dazu möchte ich sagen, was mich umgetrieben hat und es noch tut:


    1. Möchte ich mich abfinden mit den gesellschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Gegebenheiten, und nehme ich es hin, dass meine Schülerinnen und Schüler
    weiter den, ich sage etwas provozierend, Weg der Lemminge über die Klippe gehen? Braucht es viel Phantasie, um zu sehen, wie uns der Wachstumsfetischismus
    unserer Eliten bei einer gleichzeitig immer dünner werdenden Ressourcendecke und rasant zunehmenden Weltbevölkerung dem Abgrund immer näher bringt?
    2. Können wir von den führenden Eliten erwarten, dass sie umsteuern oder bedarf es einer Erneuerung unserer Gesellschaft über das Bildungssystem von unten,
    damit wir erst einmal die Menschen bekommen, die auf andere Gedanken kommen können. Gedanken, die Nachhaltigkeit beinhalten, einen Erhalt der Schöpfung,
    ein Miteinander auf nationaler und globaler Ebene; Menschen, für die die teilweise menschenverachtende Ausbeutung Ausdruck einer außer Rand und Band
    geratenen Profitgier ist, aber auch eines Wirtschaftssystems, das in seinen Zwängen ("Konkurrenzdruck") gefangen ist und der dringenden Reformen bedarf.
    3. Können wir hier nicht versuchen, im Rahmen unserer Stoffpläne weitere Schwerpunkte zu setzen und neben der naturgegebenen Freude an unseren Fächern
    eine tiefe Sinnhaftigkeit unseres Tuns erfahren? Dem Burn-out wäre damit sicherlich ein Schnippchen geschlagen!


    Natürlich kann uns hierbei der deprimierende Gedanke kommen, dass wir alleine doch garnichts bewirken können. Aber: Wir sind nicht allein (z.B. NGOs, Protestpotential in der Bevölkerung)! Unsere Schülerinnen und Schüler sind Multiplikatoren! Die Kräfte des Wandels können immer stärker werden!


    Dazu noch etwas Tröstliches nach Martin Buber:


    Rabbi Sussja fühlte sein Ende kommen und sagte: "Was wird mich der Herr fragen, wenn ich vor Ihm stehe?
    Wird Er mich fragen 'Warum bist du nicht König Salomo gewesen? Warum bist du nicht Mose gewesen?'
    Nein! Er wird mich fragen "Warum bist du nicht Sussja gewesen?" Mehr müssen wir nicht leisten: Das zu tun, was wir dort, wo wir stehen, tun können.


    Ziel unseres Weges könnte dabei sein, Begleiter junger Menschen zu werden, denen wir über den persönlichen Umgang miteinander oder bestimmte Inhalte bei der gemeinsamen Arbeit im Unterricht Perspektiven für ein Leben eröffnen können, in dem der Versuch gewagt wird, seinen kleinen aber feinen Beitrag zum
    Erhalt der Schöpfung leisten und zu einem fairen Miteinander im Kleinen wie im globalen Großen zu gelangen. Ich bin so frei zu sagen, dass mich dieses "Brennen" durch schwere persönliche Schwierigkeiten getragen hat.


    An Deinen Ängsten bzl. Aggressivität (soziales Verhalten) gegenüber Anderen ("Elterngespräch") kannst Du vielleicht arbeiten (s. wuenschelroute). Ich denke, dass aggressives interfamiliäres Verhalten sich nicht unbedingt "draußen im Leben" wiederholen muss.


    Um im Lehrberuf letztlich bestehen zu können, brauchen wir allerdings auch das richtige "Handwerkszeug", um von der ersten Stunde an Kinder und Jugendliche für die gemeinsamen Aufgaben zu gewinnen, eine tragfähige, vertrauensvolle aber auch durchaus leistungsbezogene Beziehung zu den Schülerinnen und Schülern aufzubauen.
    Dabei geht es nicht nur um einen respektvollen Umgang miteinander, der gegenseitige Fairness einfordert, sondern auch schon um die kleinen Dinge des Alltags, die uns häufig nerven können wie beispielsweise um die Art des Sich-Meldens. Es geht auch darum, Schülern alle möglichen Ängste zu nehmen, dass sie z. B. Fehler machen dürfen, dass sie sich trauen dürfen, etwas zu sagen, ohne zu fürchten, ausgelacht zu werden, schlüssig und altersgemäß zu begründen, was im Alltag sinnvoll ist (z.B. Hausaufgaben), Lernhilfen für bestimmte Fächer anzubieten (z. B. das Lernen von Vokabeln) und dabei Optimismus für den Lernerfolg zu verbreiten.
    Es geht aber auch darum, die Sinnhaftigkeit der Arbeit in unseren Fächern den Schülerinnen und Schülern nahezubringen. Warum beschäftigen wir uns "mit dem alten Käse" in Geschichte, Erdkunde wird oft im Schülerjargon zu "Erdkas", was soll dieses "Bio" oder "Reli"? Eine derartige Auseinandersetzung mit den Schülern ist geeignet, bei ihnen eine
    Motivation zu erzeugen, die sich deutlich davon unterscheidet vom kommentarlosen Start ins Schuljahr mit dem "neuen Stoff", der ja nicht unbedingt per se Motivationscharakter hat.
    Letztlich sollen alle im Klassenzimmer wissen: Da ist jemand, der meint es gut mit mir, der lässt sich aber auch nicht nicht ver... und der will und kann mir was beibringen, was mir auch später weiterhilft.


    Ich wünsche Dir alles Gute, zunächst vor allem eine für Dich passende Entscheidung!


    Curt


    PS: Tut mir leid, dass trotz Bearbeitung einige Zeilen verrückt spielen!

    Hallo in die Runde,


    die Beiträge auf dieser Seite haben mich sehr betroffen gemacht. Dass bei der Referendarausbildung etwas „faul ist im Staate Deutschland“ war mir durchaus bekannt, aber dass sich die Dinge so entwickelt haben wie bei Dir, Traurig 2013, tut mir aufrichtig leid. Nachdem Du eine schlimme Referendarzeit durchzumachen hattest bist Du auch noch an eine Schule gekommen, die ihre Lehrer und Lehrerinnen offensichtlich schön im Regen stehen lässt. marie 74 scheint es nicht besser erwischt zu haben wenn sie schreibt „Wir müssen uns alles gefallen lassen“ und „Kinder können sich alles leisten“. Soweit darf es an einer Schule nie und nimmer kommen! Ich habe 34 Jahre an bayerischen Realschulen unterrichtet (E/G) und ein Fall wie der gezeichnete Lehrer am Galgen mit Namensnennung wäre unweigerlich ein Fall für den Disziplinarausschuss gewesen und keinesfalls als „dummer Jungenstreich“ abgetan worden! Wir hatten einen vergleichbaren Fall. In einem Fall von besonders krassem Mobbing gegen eine Mitschülerin in meiner letzten Klasse als Klassleiter bekam die Haupträdelsführerin die Androhnung der Entlassung. Sie zog es allerdings vor, so wie wir es ihr geraten hatten, die Schule zum nächsten Schuljahrsbeginn zu wechseln. Meinen Informationen nach war ihr weiterer Schul- und Berufsweg dann unauffällig.
    Darf ich an dieser Stelle fragen, ob es an Euren Schulen Leitgedanken oder Schulverfassungen gibt, die von den Leitungen, Kollegien, Elternbeiräten und den Schülervertretungen abgesegnet worden sind und die das Zusammenleben und -arbeiten ganz klar regeln wie z. B. das Einhalten von Prinzipien wie der gegenseitigen Fairness, Wertschätzung, Rücksicht, Hilfsbereitschaft, Toleranz oder Pünktlichkeit? Hier besteht auch die Möglichkeit, eine Schulgemeinschaft zu definieren, in der nicht nur ganz naheliegend die Arbeit von Hausmeister und Reinigungspersonal bzw. die pflegliche Behandlung fremden Eigentums ihren Platz haben, sondern ebenso ein Verantwortungsbewusstsein über den Schulbereich hinaus für politisch- gesellschaftliche und globale Entwicklungen, Umweltfragen etc. Auch die Begriffe „Leistung“, „Disziplin“ und „Sauberkeit“ sollten ihren Platz finden. An unserer Schule haben wir z. B. über „Leistung“ geschrieben:
    „Leistung ist nicht alles im Leben, aber sie ist notwendig. Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer verstehen sich als Team mit gemeinsamen Zielen.“
    Ich möchte weiter fragen, ob außerplanmäßig Elternabende/-gespräche in oder vielleicht besser außerhalb der Schule organisiert werden können, um aufkommende Probleme zu lösen? Wie sieht es generell mit Hilfestellungen und der Unterstützung durch ältere, erfahrenere Kolleginnen und Kollegen beispielsweise in Klassenkonferenzen bei besonderen Schwierigkeiten in bestimmten Klassen aus? Gibt es Personalversammlungen ohne Beteiligung der Leiter, die dem Personalrat Verhandlungsaufträge gegenüber der Schulleitung zur Abstellung von Ärgernissen oder auch zur Einforderung der Fürsorgepflicht erteilen? Gibt es die Möglichkeit der Supervision, die mir konkret Hilfestellungen anbieten kann?
    Lieber Traurig 2013, liebe marie74, liebe Runde, vielleicht können die gestellten Fragen eine Anregung bieten, um Verbesserungen für Euch zu erreichen. Seid mir aber bitte nicht böse, wenn ich noch ein paar Fragen „auf Lager“ habe:


    - Bin ich mir sicher, dass ich das richtige „Handwerkszeug“ in meinem pädagogischen Koffer dabei habe, um von der ersten Stunde in meinen Klassen an,
    die Kinder und Jugendlichen für mich und unsere gemeinsame Aufgabe zu gewinnen?
    - Wie erhalte ich die nötige Ruhe und Disziplin, um in der Regel in Frieden arbeiten zu können?
    - Wie kann ich meine Klassen motivieren?
    - Wie kann ich einen Beitrag zu einer als human und sinnerfüllt erlebten Schule leisten?


    [...Werbung entfernt. Mod. jotto...]


    Wenn ich an meine Referendarausbildung zurückdenke, dann war sie was Stress angeht auch nicht von schlechten Eltern. Im zweiten Jahr war ich im Einsatz an einer Augsburger Realschule für Jungen mit 20 Wochenstunden (dabei eine 7. Klasse mit 42 Schülern als Klassleiter) und hatte alle vier Wochen Seminartage mit Lehrproben. Als die Zeit vorbei war, hatte es mir wirklich gereicht!
    Aber, und hier komme ich auf Thamiel zurück, ich habe es auch so gesehen, dass Referendariat und Schulalltag voneinander zu trennen sind. Lehrversuche, Lehrproben – alles Dinge, die so nie wieder passieren würden. Man soll halt in der Ref.zeit einmal zeigen, dass man methodisch-didaktisch alles drauf hat. Diese Bausteine kann man dann im Alltag je nach Bedarf verwenden, mehr geht nicht. Ich kann auch Traurig 2013 gut verstehen, wenn er sagt, dass Referendare mit psychischen Problemen lieber aussteigen sollen. Aber Thamiel hat hier auch von anderen Erfahrungen berichtet (Bis hin zum Traumberuf - da es für mich glücklicherweise einer war, habe ich mein Handbuch auch „Traumberuf LehrerIn - Alltag und Vision. Das etwas andere Handbuch der pädagogischen Praxis“ genannt.) und ich denke schon, dass es im Referendariat eigentlich zu spät für eine solche Entscheidung ist; die müsste viel früher fallen, aber das ist eine andere Geschichte.


    Lieber Traurig 2013, ich habe aus Deinen Zeilen eine ursprüngliche Begeisterung für Deine Fächer und auch eine Zuneigung zu Deinen Schülerinnen und Schülern (auf Gegenseitigkeit!) herausgelesen. Ich würde mich riesig freuen, wenn Du daran wieder anknüpfen könntest, wenn ich Dir / marie74 / der Runde mit meinem Beitrag ein wenig helfen konnte.


    Für heute gute Nacht und alles Gute!


    Curt

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