Zitat
Sollte ich in den GU gehen und habe dann ein solches Kind zu fördern,
dann hab ich da in etwa so viel Ahnung von, wie der Regelschulkollege.
Ja, wir haben eine andere Ausbildung, das bedeutet aber nicht, dass wir
alle Förderkinder auch angemessen (!!!) fördern können. Rumpfuschen
kann da jeder, mal ausprobieren. Aber fachlich fundiert fördern können
nur diejenigen, die es gelernt haben. Wir sollten uns da nicht
überschätzen, damit schaden wir den SuS und auch uns selbst.
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Klar, ich kann verstehen, dass ich - nur weil jemand Sonderpädagogik studiert hat - er nicht automatisch Allrounder für jeden Schwerpunkt sein kann - das ist ja auch das, was ich an dem System bemängelt habe. Im Moment ist es halt so, dass es vollkommen egal ist, welche Förderschwerpunkte die Kinder haben - es kommt "ein Sonderpädagoge" in die Klasse, der alle fördern soll. Das das nicht geht, ist klar.
Trotzdem muss ich sagen, dass ich als Regelschullehrer durchaus in der Lage wäre und bin, Unterricht für LB-Schüler zu planen, zu differenzieren etc. Auch kann ich mit Sicherheit spezielle Sprechübungen mit SB-Schülern durchführen und Verhaltensverträge u.ä. für ES-Kinder aufstellen... DAs Problem ist, dass ich noch 25 andere Kinder in der eigenen I-Klasse habe (mit ADHS, LRS, Pubertätsproblemen...) noch 5 weitere Kurse an der Schule (auch mit Hauptfächern und wiederum mit je 25 Kindern mit ähnlichen Problemen sowie LB-Kindern und ES-Kindern ohne offiziellen Förderbedarf), Klassenlehrertätigkeiten, Mitarbeit in Fachkonferenzen, haufenweise Klassenarbeiten, Elterngespräche, Absprachen mit Parallelkollegen, Unterrichtsvorbereitungen mit "normaler" Differenzierung, Betreuung von Referendaren etc. etc.
Wenn ich die Zeit hätte, die der Sonderpädagoge an unserer Schule hat, wäre ich natürlich durchaus in der Lage, die Förderkinder zu betreuen. Dann würde ich auch in der Pause rausgehen und auf die ES-Kinder gucken (das muss die Schulleitung mir nicht sagen!!!), ich würde für die LB-Kinder individuelle Lernpläne erstellen und versuchen, ihnen jeweils mehrer Zugänge (visuell, haptisch...) zu dem Thema zu ermöglichen. Ich würde analysieren, testen, diagnostizieren, mich informieren und hätte ganz, ganz viel Raum und Zeit für die einzelnen Kinder... habe ich aber nicht. Und ich finde, dass ich eigentlich von einem Sonderpädagogen zumindest verlangen kann, dass er diese Zeit, die er gewinnt, weil er nicht so viele andere Dinge machen muss, den GU-Kindern schenkt. Ist das nicht richtig???