Hallo,
das hat auch nichts mit Therapie und seelischen Schäden zu tun. Der Regenwurm hat eine sehr empfindliche und mit vielen Sinnen ausgestattete Haut, die durch Essig schlicht verätzt wird. Ein Regenwurm hat Schmerzrezeptoren...
Wenn man Essig verwendet, dann nur stark verdünnt und nur als Riechprobe auf dem Wattestäbchen.
Das hab ich doch geschrieben? Ohrtupfer = Wattestäbchen. Die seelischen Schäden waren nicht darauf bezogen, dass man den Wurm baden soll, sondern auf die Riechprobe. Und auch bei dieser Riechprobe ist die Reaktion sehr heftig und verleitet so manchen Menschen zu einem schlechten Gewissen, obwohl der Wurm keine Verätzungen davon trägt und später munter weiterkriecht. Allein die "dramatische Darbietung" der raschen Flucht vor dem unbarmherzigen essiggetränkten Wattestäbchen, dessen ätzender Hauch zart herüberfleucht, reicht für manche Leute aus. Wie viele von den kanadischen Tauwürmern aus dem Angelladen dann langsam sterben, wenn sie diese nach der UE aussetzen, das bekommen sie dann ja nicht mehr mit. Das ist dann natürlich keine Quälerei.
Man kann z.B. einen Regenwurm auch über trockenes Papier kriechen lassen, dann kann man die kleinen Borsten auf dem Papier kratzen hören, mit denen er sich vorwärts schiebt (wenn deine Klasse ruhig genug arbeiten kann). Auch der Lichttest mit dem Röhrchen funktioniert gut.
Das ist so eine Sache. Ich kenne diesen Kriechversuch natürlich auch, häufiger wird er mit Alufolie gemacht. Er steht sogar im Kükenthal. Man würde das Kratzen der Chaetae als Rascheln hören. Nur kenne ich dazu keine Negativkontrolle, wo man einem Wurm die Chaetae entfernt hat (die wachsen auch wieder nach). Für Alufolie hätte er noch genug Resthaftung. Aber wie würde das klingen? Denn wenn ich mit meinem Finger über die Alufolie rutsche, klingt das nicht anders. Könnten natürlich auch einfach meine behaarten Finger sein.
Es könnte ein ähnliches Phänomen sein, wie bei den Geschmackszonen. Wenn man Schülern vorher ein Bild einer Zunge mit bunt markierten Geschmackszonen gezeigt hat, dann konnten diese danach im Selbstversuch diese wunderbar bestätigen. Blöd nur, dass die Rezeptorverteilung für die gustatorische Wahrnehmung auf der Zunge ganz anders ist.
Man muss wirklich aufpassen, dass der ganze Versuch nicht suggestiv aufgezogen wird:
"Der Wurm hat Borsten, damit er nicht zurückrutscht. Lass ihn mal über das Papier kriechen!"
"Es raschelt!"
"Was könnte das sein?"
"Mhhh, keine Ahnung..."
"Was haben wir gerade besprochen?"
"Die Borsten?"