Hallo,
ich sehe das nicht ganz so problematisch wie meine Kollegen. Mein Referendariat hat mir leider nur sehr wenig bis gar nichts gebracht. Hätte ich den 2 Jahren ganz alltägliche Berufspraxis gesammelt, wäre ich vermutlich am Ende dieser Zeit wohl sogar schon ein Stück weiter gewesen. Leider ist es ja auch Realität, dass viele Lehrer mit frischem 2. Staatsexamen im normalen Alltag plötzlich erstmal völlig überfordert sind.
Vieles von dem, worauf im Referendariat übersteigerter Wert gelegt wird, halte ich für den Alltag und für guten Unterricht nicht besonders relevant. (Aber die Meinungen darüber, was nun guter Unterricht ist, gehen natürlich auch sehr weit auseinander....)
Ich sehe das auch bei den Referendaren teilweise so, die wir an der Schule haben. Momentan arbeite ich intensiv mit einer Referendarin zusammen, die vor dem Referendariat schon mehrere Jahre als angestellte Lehrerin unterrichtet hat und denke, diese zwei Jahre sind für sie verlorene Zeit und sorgen durch die psychische Belastung höchstens für frühe graue Haare. Wenn diese Frau ihr Engagement und ihre Power woanders einsetzen könnte, hätte die Schule und die Schüler viel mehr davon. Stattdessen verbringt sie ihre Zeit mit dem Tippen von unzähligen schriftlichen Vorbereitungen und dem Nachgrübeln über im Endeffekt belanglose Details einzelner "perfekter" Vorführstunden. Sie kommt allerdings bereits aus einem Studiengang mit hohem Pädagogikanteil, hat also auch bereits eine fundierte pädagogische Ausbildung!!
Aber auf der anderen Seite gibt es natürlich immer wieder Referendare, die diese Art von Anleitungb wie man sie im Referendariat bekommtb benötigen und erst durch die Anforderungen des Vorbereitungsdienstes in den Beruf hineinfinden. Das scheint mir teilweise auch einfach eine Typsache zu sein.
Dennoch möchte ich damit nicht runterspielen, dass eine gute Ausbildung für den Job natürlich immens wichtig ist. Mir persönlich hat am meisten die Supervision gebracht, die ich über mehrere Jahre hinweg, auch nach dem Referendariat gemacht habe. Eine ganz ordentliche Selbstreflexionsfähigkeit halte ich für die wichtigste Grundlage in unserem Job. Und natürlich ausgewählte, gute (!!!) Fortbildungen.
Es ist aber sicherlich auch möglich im Referendariat gute Ausbilder zu erwischen und mehr Nutzen daraus zu ziehen, als ich das getan habe.
Zu bedenken bei meiner geschilderten Erfahrung ist auch sicherlich, dass ich als Förderschullehrerin bereits Pädagogik in hinreichendem Maße an der Universität studiert habe! Insbesondere bei den Sek.II-Studiengängen sieht das natürlich anders aus. Es kann daher gut sein, dass sich die fehlenden Wissensgrundlagen bei Sek.II-Lehrern deutlich bemerkbar machen. Da muss man vermutlich selbst ein wenig in sich hineinhorchen und überlegen, ob die eigene pädagogische Ausbildung ausreichend ist oder ob man das Referendariat nicht doch benötigt, um wenigstens gewisse Grundlagen zu erwerben. Das kann man in deinem Fall ja schlecht beurteilen, wir wissen ja schließlich nicht, was du vorher gemacht hast.
Ich kann deine rein pragmatischen Überlegungen aber durchaus nachvollziehen, kann dir aber leider nicht wirklich sagen, welches im Endeffekt der bessere Weg wäre. Ich habe jedenfalls auch schon von angestellten Kollegen gehört, dass das Gehalt unter'm Strich gar nicht unbedingt schlechter ist. Aber ich habe mich nie näher damit auseinander gesetzt und weiß nichts Genaues darüber, kann also auch nicht Vor- und Nachteile aufzählen.
Bei den finanziellen Überlegungen würde ich jedenfalls auch die Pensionsansprüche nicht ganz außer Acht lassen. Ich kann mir vorstellen, dass es da nochmal deutliche Unterschiede gibt zu den angestellten Lehrern.
Zum Kindergeld: Ja, man bekommt als Beamter sowohl das normale Kindergeld von der Familienkasse als auch einen Lohnzuschlag von knapp 100,- €.
LG
Mia