Ich habe den Eindruck, dass die Nachfrage in Sachen Fachrichtung von Bundesland von Bundesland doch sehr verschieden ist. Hier in Hessen kannst du mit L-Absolventen die Straße pflastern, dagegen werden EH-Absolventen schon eher gesucht bzw. es wurde sogar mal drüber nachgedacht, an den hessischen Unis EH als Pflichtfachrichtung zu nehmen (keine Ahnung, ob das wirklich umgesetzt wurde).
SH ist eine sehr spannende Fachrichtung! (Ok, ich bin extrem subjektiv, da Sprachheillehrerin. ) Sprachbehinderungen sind soziale Behinderungen, d.h. du hast in aller Regel die Sprachauffälligkeiten gepaart mit Lern- und/oder Verhaltensaufälligkeiten. Daher ergänzen sich SH + LH oder EH sehr gut. (Alle drei Fachrichtungen braucht's wiederum auch nicht, LH/EH überschneidet sich in vielen Bereichen).
Tatsächlich ist aber der Nachteil, dass es nur sehr wenige Sprachheilschulen gibt und man's als Sprachheillehrer in manchen Regionen nicht ganz leicht hat, in den Schuldienst reinzukommen.
Bislang war aber der Vorteil von Sprachheillehrern, dass sie auch außerschulisch im Bereich Sprachtherapie arbeiten konnten. Ein super Vorteil gegenüber anderen Fachrichtungen, wo es deutlich schwieriger ist, außerschulisch Jobs zu finden.
Ich habe aber keine Ahnung, ob das mit den neuen Master-Studiengängen dann noch möglich ist. Es war immer in der Diskussion, dass Sprachheillehrer evtl. keine Zulassungen für Sprachtherapie-Praxen bekommen sollten, kann gut sein, dass sie im Zuge der Reformierung des Studiengangs gleich diese Option mit abgeschafft haben. Wenn du da Genaueres wissen willst, empfiehlt sich eine Anfrage bei der dgs (Eine Mitgliedschaft in diesem Verband ist übrigens schon im Studium zu empfehlen, da ist der Mitgliedsbeitrag sehr günstig und man bekommt als Mitglied kostenfrei die sehr gute Fachzeitschrift "Die Sprachheilarbeit").
Dann noch zu deiner Frage in Sachen Fächerwahl: Deutsch ist als Sprachheillehrer rein fachlich auf jeden Fall zu empfehlen, da sich die Inhalte im Bereich Linguistik/Sprachwissenschaften optimal ergänzen. Ich weiß von vielen Studenten mit anderen Wahlfächern, die sich mit der Sprachheilpädagogik sehr schwer getan haben, weil sie gewisse linguistische Grundlagen einfach nicht hatten. Außerdem ist natürlich das Fach Deutsch später das Fach, in welchem die Sprachtherapie unterrichtsimmanent am stärksten zum Tragen kommt. Wenn einem da dann wichtige didaktische Grundlagen fehlen, wird das sehr schwierig. Zudem kommt hinzu, dass an vielen Sprachheilschulen Deutsch für jeden Klassenlehrer verpflichtend ist.
Allerdings, wie ja auch schon festgestellt wurde: Deutsch haben sehr viele als Wahlfach und entsprechend größer ist dann die Konkurrenz bei der Einstellung. Dennoch würde ich empfehlen, das Risiko einzugehen, denn der Stellenmarkt für Förderschullehrer ist in der Regel recht gut - im schlimmsten Fall wartet man 1-2 Jahre auf eine Planstelle (hier in Frankfurt zumindest). BAT-Verträge kriegt man eigentlich so gut wie immer. (Mir ist aus meinem eigenen Jahrgang und aus den letzten Referendarsjahrgängen kein Fall von einem arbeitslosen Förderschullehrer bekannt...)
Mathe wird als Klassenlehrer natürlich auch gern gesehen (wird aber an meiner Schule auch sehr häufig als Fachunterricht abgedeckt, ist also nicht so zwingend wie Deutsch). Aber meiner Erfahrung nach kann man sich in Mathe sehr gut selbst einarbeiten, auch ohne es studiert zu haben. Ich unterrichte sehr gerne Mathe, auch bis Klasse 10. (Muss aber zugeben, dass ich Mathe als LK hatte und demnach nicht gerade auf Kriegsfuß mit dem Fach stehe. )
An der Uni, an der ich studiert habe, bot das Mathestudium für die Lehramtsstudenten auch wenig im Bereich Didaktik. Die Kommilitonen mit Mathe, die ich hatte, haben sich zusammen mit den Diplom-Leuten 'nen Wolf gerechnet, aber es handelte sich dabei ausschließlich um höhere Mathematik. Wie man 6.Klässlern gut Bruchrechnung vermitteln kann, haben sie aber leider auch nicht gelernt. (Das merke ich auch immer wieder, wenn ich mit studierten Mathekollegen zusammenarbeite. Von Mathedidaktik haben die nicht mehr Ahnung als ich. )
An der Uni hatten wir zwar auch Mathedidaktik für alle, aber das bezog sich ausschließlich auf den Eingangsunterricht in Mathematik (obwohl wir auch alle für die Sek.I ausgebildet worden sind!)
Da kann's aber gut sein, dass es da auch Unis gibt, die das Lehramtsstudium etwas besser gestalten (hoffen wir's mal...).
Ansonsten finde ich persönlich das Fach Arbeitslehre an Förderschulen sehr sinnvoll und da gibt es auch sehr sehr wenige Absolventen, aber viel Bedarf!
Dann zahlt es sich auch ganz bestimmt aus eine fundierte didaktische Ausbildung im Fach Englisch zu haben, denn wie man sich denken kann, liegen hier für Sprachheilschüler große Hürden (aber auch große Chancen!). Du kannst Englisch an Sprachheilschulen unterrichten auch ohne es studiert zu haben, aber allein gute Englischkenntnisse bringen einen hier nicht weiter. Ich hab's mal versucht, auch viele Forbildungen dazu gemacht, aber war permant didaktisch an meinen Grenzen. Inzwischen überlasse ich es doch lieber den ausgebildeten Englisch-Kollegen.
So, dann gibt's natürlich noch die vielen anderen Fächer - da halte ich es für eine rein persönliche Entscheidung, ob man's nimmt oder nicht. Je nach Fach erhöht es immens die Einstellungschancen (allen voran die naturwissenschaftlichen Fächer - das nimmt kaum ein Förderschullehrer), aber man hat eben dann auch später gewissen Nachteile. Wie erwähnt einmal die didaktischen Lücken in anderen Fächern und zum anderen kann's leicht passieren, dass man dann als Fachlehrer endet. An meiner Schule wird Physik, Chemie, Musik, Kunst und Sport fast ausschließlich über die jeweiligen Fachllehrer abgedeckt und dazu muss man geboren sein. Du hast keine Bezugsklasse, die Fächer sind meistens nur einstündig und du hast entsprechend jede Stunde eine andere Klasse vor dir sitzen. Bei Schülern mit Auffälligkeiten im Lernverhalten kann das äußerst anstrengend sein. (Ich persönlich würde als Fachlehrer wohl durchdrehen.) Aber der Vorteil wiederum ist, dass der ganze Rattenschwanz an Arbeit, den du als Klassenlehrer hast, wegfällt...
Gemeinschaftskunde wird natürlich auch in der Sprachheilschule unterrichtet (ist ja zielgleich, d.h. es gibt genau die gleichen Fächer wie an der Regelschule), aber bei uns wird das Fach fast ausschließlich durch die Klassenlehrer abgedeckt und dementsprechend in aller Regel fachfremd unterrichtet. Geht eigentlich ziemlich gut. Um ehrlich zu sein, weiß ich noch nicht mal, wer bei uns im Kollegium das Fach studiert hat - scheint also im Endeffekt kein allzu großer Unterschied zu sein. Aber viele haben's definitiv nicht studiert, wer weiß, vielleicht hat man dadurch größere Einstellungschancen.
Also alles hat so seine Vor- und Nachteile, du merkst es wahrscheinlich schon.
Nimm dir wirklich gut Zeit für deine Entscheidung, entscheide dich aber am besten dann für das, wofür du dich persönlich am meisten interessierst. Wenn dich etwas interessiert und du dich entsprechend gerne engagierst, dann wirst du auch entsprechend gut sein. Einstellungschancen können sich eh immer wieder verändern, wer weiß wie's aussieht bis du fertig bist.
Zudem arbeitet jede Schule konzeptionell ein wenig anders. So wie's bei uns ist, muss es nicht an anderen Schulen sein - also weiß du letztlich sowieso nie 100%ig, worauf es hinausläuft.
Liebe Grüße
Mia