Kurz meine Meinung zu dem Thema (habe die übrigen Beiträge teils überflogen, teils gelesen):
Ein Kollege und ich nutzen unsere Smartphones sehr intensiv. Beide sind wir Admins für die Schulhomepage, für BBS Planung und BBS Zeugnis - so kann man auch mal zwischendurch was regeln ohne gleich zuhause am Rechner festzuhängen (und manchmal sind die Zeitfenster für Arbeiten sehr schmal). Auf meinem Apfel habe ich alle Arbeitsblätter, eine Reihe von Lehr"dia"shows, Lehrfilme, PPTs, Notenlisten, Bestimmungshilfen, die Karten der Lehrflächen, etc. das Ding ist mein tägliches Arbeitsgerät - ebenso wie mein Laptop, die Kreide, der Kopierer, etc. Unfug kann ich mit allen Dingen treiben.
Als Berufsschullehrer habe ich immer wieder das Problem, dass es hervorragende Programme/Applikationen für den Unterricht nach SOL/SeGeL/PBL/POL/etc. gibt. Die meisten meiner Schüler können mit ihren Smartphones leider nur: SMS schreiben, Emails schreiben, telefonieren, Bilder machen, Filme machen, spielen, Filme ansehen. Die eingebaute GPS Funktion - für verschiedene Lernsituationen im Grünen Bereich mehr als sinnvoll - bekommen die wenigsten an. Warum? Weil kaum einer den Heranwachsenden beibringt wie die Dinger verwendet werden - mal abgesehen von Altersgenossen. War in meinem EDV Unterricht im letzten Jahr eine ganz große Überraschung, dass wir mit den geräten gearbeitet haben, kannten die gar nicht. Und das dann vornehmlich flüchtige Filmchen und Bildchen das Thema sind, ist wohl ebenso logisch - das ist nun einmal eine Hauptmotivation von Teenagern wie jeder Biolehrer merkt.
In meinen Augen ist das Handyverbot, vor allem vor dem Hintergrund der Leistungsfähigkeit der modernen Geräte Unsinn. Mein erster PC hatte eine 120 MB Festplatte und 256 kB RAM - Wahnsinn zur damaligen Zeit. Mein "kleines" Apfeltelefon hat 16 GB Speicher. Natürlich gibt es andere Methoden für die Recherche - meine Schüler merken sehr schnell, dass man aus der regulären Literatur "bessere" Informationen bekommt und lernen mit Quellen umzugehen, dennoch ist das "googeln" heute Standard. Und wenn ich mir ansehe wie viele mit der Guttenberg-Tastatur Hausarbeiten und Sachberichte schreiben, dann muss dies wohl daran liegen, dass viele Kollegen nicht richtig hingeschaut haben. Bei mir gibt es dafür die verlässlich ungenügende Note.
Von den Sozialpädagogen im Freundes- und Kollegenkreis habe ich mal einen schönen Satz in Bezug auf die Jugendhilfe gehört: "was wir bekämpfen verstärken wir". Dies mag, wie alle Regeln, Ausnahmen haben. Aber je mehr ich dagegen angehe, desto reizvoller wird so etwas doch.
Mal davon ab: wenn meine Referendare mit Unterrichtsstörungen (und dazu zählen Handynutzungen) Probleme haben, dann liegt das am nicht schülergerechten Unterricht. Wobei wir tendenziell eine etwas höhere intrinsische Motivation bei den Lernenden haben, als dies an allgemeinbildenden Schulen der Fall ist. Warum sollen Handys aus sein? Weil der Schüler darauf gucken könnte? Weil er damit Schindluder treiben könnte? Müssen wir dann Jugendlichen auch verbieten Kampfsport zu machen? Weil sie einen anderen sehr effektiv zusammenschlagen könnten? Effektiver, als jemand der dies nicht gelernt hat? Auch dazu gibt es ja Fälle. Das Handyverbot zur Reduktion von Mobbing und Gewalt ist ähnlich sinnvoll wie das Verbot von Ballerspielen. Ich habe genug Fälle von üblem Mobbing in meiner eigenen Schulzeit erlebt - davon, dass man zusammengeschlagen wurde ganz abgesehen (und wenn ich die Generation meiner Eltern, Onkel und Tanten oder die davor höre, dann gab es das auch dort). Das man so etwas schneller und weiter kommunizieren kann steht ausser Frage. Dafür sind so die Strafen für die Täter, die dem Opfer ebenfalls sehr helfen, ebenso leichter umzusetzen, weil die "Spur" leichter zu verfolgen ist. Der letzte Fall von Cybermobbing bei uns betraf eine Auszubildende, über die ein Mitazubi eine Zeichnung angefertigt hat, auf der er die sekundären Geschlechtsmerkmale stark überzeichnete und entsprechend bei stasiVZ kommentierte. Bis zum Rauswurf aus der Klasse verging keine Woche. Ich erinnere mich an Fälle in meiner Schulzeit, solche Dinge über Jahre verliefen.