Hallo,
erst einmal zur Medikamentengabe in der GS.
Es kommt natürlich viel auf die Lehrer an.
Ich kenne Lehrer, da hätte das vielleicht bei meiner Tochter geklappt ohne Medikamente, die hätten sich dem Kind gewidmet und wären klargekommen.
Aber leider war bzw. ist es (leider) an unserer GS noch immer so, dass man Kinder, die nicht der "Norm" entsprechen, versucht abzuschieben, auszusieben oder man empfiehlt den Eltern, das Kind doch mal für ein paar Monate in die Psychiatrie zu geben. Dazu führt man an, dass niedergelassene Ärzte nicht so gut wären und ambulante Therapien nicht sinnvoll.
Also aus solchen Aussagen sollte sich ein Lehrer heraushalten.
Meine Tochter wäre nur sehr schwer in Schach zu halten gewesen, weil ihr große Gruppen schwer fallen, ihr es zu laut ist und sie sich so nicht konzentrieren kann.
Leider gibt nun mal im Regelschulbereich auf Realschulniveau keine Klassen mit höchstens 15 Kindern.
Meiner Tochter hat mit großen Gruppen heute noch Probleme, ihr ist es, auch in Klasse 7 noch immer zu laut, aber da mit der Konzentration, der Planung ect... läuft nun viel besser.
Nun zum Problem der Wirkung des Medikamentes.
Leider geistert noch immer die Umschreibung "ruhig stellen", eingebracht von erbitterten Gegner solcher Behandlung, durch die Medien und ist damit in den Köpfen der meisten Menschen.
Ritalin u.a. helfen bei der Selbststeuerung, d.h. das Medikament befähigt den Menschen sich selbst besser zu steuern und damit z.B. unerwünschtes, unruhiges Verhalten zu unterlassen.
Ein Hypo, der ist zwar brav und lieb, der triftet manchmal so richtig ab in eine Welt, wo er für die anderen nicht so recht erreichbar ist. Das sind fast wie Tagträume. Auch das ist in gewisser Weise unerwünscht. Das kann ein Hypo auch nicht alleine steuern. Es ist gewissermaßen der Gegenpart zur Unruhe. Mit Medikament kann man dann steuern, nicht so abzutriften, deshalb wirkt der Hypo dann wacher.
Der Hyperaktive kann oft ohne Medikament nicht steuern, dass er ruhiger wird, da greift dann das Medikament ein, es befähigt zur besseren Konzentration und dann klappt das.
Also steuert das Medikament nicht das Verhalten, sondern die Konzentrationsfähigkeit.
Allerdings reicht es keinesfalls nur Medikamente zu geben, dazu gehört viel mehr.
Über die Ursachen der Störung streiten sich die Geister, die eine Fraktion meint, dass es nur an der Erziehung liegt, die andere Fraktion sagt, dass es rein biologisch/genetische Faktoren sind.
Biologisch/Genetisch hat es wohl etwas mit den Rezptoren für Dopamin zu tun, die den Stoff zu schnell raus fischen aus dem Blut.
Man geht davon aus, dass die Veranlagung genetisch ist, aber die Ausprägung sehr vom Umfeld abhängt.
Auf jeden Fall brauchen diese Kinder, egal ob Hyper oder Hypo ein geregeltes, klares Umfeld mit festen Regeln, Zeiten, Riten und viel Konsequenz.
Dazu hört sehr viel Engagement bei den Eltern, viel Ideenreichtum und viele Nerven.
Dann klappt auch das Verhalten in der Schule, denn es gibt sehr wohl auch ADS-Kinder, die schaffen es doch tatsächlich, in Verhalten eine gute Note zu erlangen.
Deshalb wäre es toll, wenn die Außenwelt das mehr würdigen würde, denn wenn manche wüssten, wieviele Nerven, Zeit ect... ich schon gelassen habe, weil ich wieder kämpfen musste, andere gingen daran zu Grunde.
Lehrer können übrigens viel für diese Kinder tun, wenn sie mal die Klasse versteckt beobachten, denn oft werden kleine, fiese Nickeligkeiten verteilt, wenn kein Lehrer dabei ist. Beschwert sich dann das ADS-Kind und bittet um Hilfe, wird diese oft nicht gegeben, weil die anderen Kids natürlich nicht zugeben, so etwas zu tun. Dann steht das ADS-Kind als Lügner da und muss weiter alleine kämpfen.
Ansonsten bitte keine Sonderstellung, wer etwas verbockt hat, muss es ausbaden.
Bei anderen Schwierigkeiten wie z.B. Schrift oder allgem. Motorik sollte man Eltern darauf hinweisen, wenn ein Lehrer Anlaufstellen kennt, nennen und natürlich auf Ratschläge von Fachleuten eingehen (z.B. kein Füller wegen graphomotorischer Schwierigkeiten).
Ansonsten kann ein Lehrer Eltern gar nichts raten, ob Medikament oder nicht. Man kann höchstens darlegen, wie die momentane Situation ist und wie weitere Chancen wären, wenn man es zunächst mit anderen Therapien wie Ergo VT ect... versucht.
Was ein Lehrer auf jeden Fall tun kann, sollten sich Eltern für das Medikament entscheiden, darauf hinzuweisen, dass ohne die anderen begleitenden Therapien oft kein so guter Erfolg erzielt werden kann.
Denn auch ich halte nichts davon, nur Medikamente zu geben.
Doris
Doris