Hallo,
mich haben immer viele Bekannte gefragt:
"Warum geht sie nicht aufs Gym? Sie ist doch klug und hat gute Noten auf der Schule in Klasse 5!"
Meine Tochter ging, mit Realschulempfehlung auf eine Regionalschule, eine Mischung aus Haupt und Realschule. Dort wird schon in Klasse 5 mit Realschulniveau unterrichtet (stand jedenfalls im Zeugnis).
Hätte mein Kind eine Hauptschulempfehlung gehabt, dann wäre sie auf die Hauptschule gegangen. Denn so weit muss ich den Lehrern unserer GS vertrauen, dass sie nach 4 Jahren die Kinder richtig einstufen können.
Persönlich bin ich der Ansicht, dass der Wert eines Menschen nicht vom Abschluss abhängt. Auch mit Hauptschule kann man etwas werden. Nur wird dies von vielen schlecht gemacht.
Da ist gerade noch die Realschule akzeptabel, wenn überhaupt, in die Hauptschule gehen ja nur die Minderbemittelten und sozial Auffälligen, Ausländer und Aussiedler, so jedenfalls eine Bekannte von mir.
Bei vielen Eltern wird sich schon mit der Einschulung Gedanken gemacht, welches Gym es denn werden wird und welche Fremdsprache genommen wird.
Da kann ich nur den Kopf schütteln. In RLP hat man ja dann auch noch die Freiheit. Da werden Kinder mit 3-ern in den Hauptfächern, die noch nicht selbstständig Hausaufgaben machen und sich mit Mama hinsetzen und lernen müssen, auf das Gym geschickt, entgegen der Schulmeinung.
Es gibt Grundschulen, da sind nur sehr wenige Haupschulempfehlungen, komischerweise in einem "bürgerlichen" Gebiet, wo es ein Makel ist, nur zur Hauptschule zu gehen.
Vergleicht man dann aber mit anderen Grundschulen, vielleicht sogar in anderen Orten, fallen massive Anforderungsunterschiede auf.
Selbst in einer Stadt kann es vorkommen, dass die guten Noten der einen Schule auf "babyleichten" Arbeiten und Tests beruht, während die andere Grundschule ein hohes Niveau anlegt, wo viele herunter fallen.
Die Niveauunterschiede haben wir in Klasse 5 bemerkt, während unsere Tochter sich gegen die Grundschule hin sehr verbessert hat, sind andere massiv herab gesunken.
Die Arbeiten waren, trotz Realschulbüchern leichter als die unserer GS, entweder waren die zu schwer oder in der neuen Schule zu leicht. Andere Kinder schrieben nur noch 5er und 6er, weil die simpelsten Grundlagen der Grundschule fehlten.
Da fragten sich die neuen Lehrer ernsthaft, wieso die Kinder überhaupt in Klasse 5 waren und nicht noch mal, zum eigenen Vorteil die Klasse 4 wiederholten.
Die totale Mischung Haupt-Realschule hatte hier den Nachteil, dass Hauptschulkinder bzw Kinder, denen die Grundlagen fehlten nicht mehr mitkamen.
Für Klasse 6 wird erwartet, dass der Schnitt noch mehr sinkt und die Lücken unüberwindbar sein werden. Wir haben gewechselt, da wir Angst haben, dass der Sog auf die Guten auch wirkt, weil der Fortschritt im Stoff langsamer sein muss.
Bei den Hauptschulen muss man m.E. darauf achten, dass Schüler, die zur Förderschule gehören (egal welche), dort auch hinkommen. Denn viele Lehrer haben ja oft gerade deshalb noch Problemkinder, da man zu Einschnitten nicht bereit ist oder dies nicht durchsetzen kann. Da lassen uneinsichtige Eltern das Kind lieber auf der Regelschule und dort ohne Abschluss abgehen, anstatt im die Chance einer Förderschule zu geben.
Es sollte keine Angst bestehen, sein Kind auf eine Hauptschule zu geben, aber die besteht, weil das soziale Umfeld, die Gewalt ect... nicht in den Griff zu bekommen ist. Die Klassen sind zu groß, zu wenige Lehrer, kaum Sozialarbeiter.
Ein Hauptschule wie sie es noch zu meines Papas Zeiten war, wo halt jeder hinging, wenn es nicht anders ging. Damals entschied das Geld darüber, heute sollten die Leistungen entscheiden, dann aber konsequent. Die zu schwachen Schüler bzw gewalttätige oder Schüler, die der Sprache nicht mächtig sind, sollten an geeignete Schulformen gebracht werden, um so vielleicht eher einen Abschluss zu erhalten. Wer aufgeholt hat, sollte aber die Chance haben, zurück zu wechseln.
Es wäre bestimmt einigen Kinder in der Förderschule geholfen, wenn mit mehr Betreuung bessere Leistungen erzielt werden.
Ich weiß nicht, wie es Fachleute, also Lehrer und Rektoren einschätzen, wie hoch die Quote der Schüler ist, die nicht einmal auf die Hauptschule gehören.
Vielleicht wäre aber ein Unterrichten eher möglich und das Ansehen würde wieder steigen.
Denn es kann nicht jeder studieren oder im Büro arbeiten, wir brauchen auch Menschen, die Bäcker, Metzger, Maurer, Gärtner und vieles mehr werden.
Ohnen Professoren und Studierte käme man, außer den Ärzten wahrscheinlich ganz gut aus, aber es muss Menschen geben, die die Arbeiten machen, die so selbstverständlich geworden sind.
Ein Gang durch den Supermarkt dürfte davon überzeugen, was wäre wenn es keine Arbeiter mehr gäbe?
Fazit: Die Regale wären leer.
Aber auch für diese Berufe braucht man eine gute Ausbildung, nur weil die Hauptschüler oft so einen schlechten Ruf haben, wird immer mehr der Realschulabschluss verlangt.
Ich bin schon für Leistungsstandards in Grundschule. Es kann nicht sein, dass die einen Kinder leicht eine 2 erhalten und die anderen Kinder nur unter Druck gesetzt werden (dafür aber schon Stoff bis Klasse 6 lösen können).
Auch sollte man, unabhängig von den Schularten viel mehr Leistungstests anstatt der Klassenarbeiten schreiben, denn warum können Lehrer nicht immer den Stoff bearbeiten, den sie müssten? Weil ungeeignete Schüler alles verlangsamen.
Aber da würden Eltern ganz schön protestieren, da man ja den armen Kindern die Freizeit nehmen würde. Dabei ist wirklich nichts dabei, wenn man ca 2,5h am Tag (in Klasse 7/8) arbeiten muss, dies natürlich mit der Vorbereitung für den nächsten Tag.
Eine Lösung habe ich nicht, ich kenne viele Hauptschullehrer und kann den Unmut über die Herabsetzung gut verstehen, kenne aber auch die Probleme.
Auf der Strecke bleiben die Kinder, wenn die Eltern zu ehrgeizig sind. Leider
Ich werde mein Kind unterstützen, egal welchen Abschluss es mal macht. Ich werde mich auch freuen, wenn es Bäcker o.ä wird.
Doris