In den höheren Klassen funktioniert das Unterrichten besser, da die SuS merken, dass es in Richtung Abschluss geht. Nach der 9. Klasse sind z. B. die richtigen Knaller draußen, weil sie den HS-Abschluss bestanden oder eben nicht bestanden haben. Die 10. Klässler wollen die mittlere Reife, die spuren i.d.R. also schon, auch wenn mal rumgebockt wird... Ich unterrichte auch noch in der 8. Klasse, die waren früher echt ganz ganz übel drauf, aber wie sagt man so schön "ich habe sie gepackt". Sie geben fast keine Widerworte mehr und tun, was ich sage. Da stecken aber auch 2 Jahre Intensivstarbeit dahinter und das ist wahrscheinlich der Schlüssel, um das Problem zu lösen. Man muss ne enge und vertraute Beziehung schaffen. Aber das dauert halt lange und löst das jetzige Problem mit meiner 5. Klasse nicht von heut auf morgen. Das finde ich deprimierend. Die meisten Probleme gibt es übrigens wirklich in den Klassenstufen 5 - 7. Hätte ich früher auch nie gedacht, aber so ist es.
Meine Kollegen machen dasselbe wie ich, sind damit auch unzufrieden und dementsprechend ist der Krankenstand bei uns auch sehr hoch. Leider ist mein Bundesland schulpolitisch nicht so konservativ wie z. B. Ba-Wü und Bayern. Da Noten und Sitzenbleiben ja total demotivierend sind, wurde das ganze halt mal abgeschafft (seitdem haben wir auch die niedrigste Sitzenbleiberquote landesweit , juhu). Ob man den SuS damit wirklich einen Gefallen tut? Das Niveau ist unterirdisch, man braucht sich ja keine Mühe mehr zugeben.
Konferenzen haben wir die ganze Zeit, zu 1000 unterschiedlichen Themen. Wir kauen jeden schwierigen Schüler 100 Mal durch und oftmals ist das Jugendamt mit dabei. Rauskommen tut nichts dabei, außer das viel Zeit drauf geht. Mein Kollegium spricht sehr offen über die Thematik Unterrichtsstörung, das tut gut, auch wenn es erst mal nicht weiterhilft. Man weiß dadurch zumindest, dass es nicht an einem persönlich liegt.
Ich habe mir überlegt, ob ich die Eltern von SuS, die sich nicht benehmen können, dazu zwingen kann, ihr Kind einen Schultag oder so begleiten zu müssen. So nach dem Motto "Wir kriegen ihr Kind nicht mehr in den Griff, kümmern sie sich bitte darum". Da die meisten Eltern Hartzer sind, können die nicht mit der Ausrede kommen, dass sie ja arbeiten gehen müssen. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das verlangen kann.
Du fragst, was ich an der Schule toll finde. Auch wenn meine SuS oft schwierig sind, sind sie nicht böse. Das ganze kommt ja von irgendwo her und viele holen sich oft Hilfe bei mir. Das kann echt sinnstiftend sein. Außerdem sagen meine Schüler, was sie denken - immer - und das kann auch positiv sein. Man kann sich mal richtig mit ihnen fetzen, aber am nächsten Tag ist alles wieder gut und man fängt von vorne an. Sie sind nicht nachtragend. Und außerhalb vom Unterricht kann man ganz viel Spaß mit ihnen haben (auf Ausflügen, Mittagspause,...).