Beiträge von FrauLehrerin_2013

    In den höheren Klassen funktioniert das Unterrichten besser, da die SuS merken, dass es in Richtung Abschluss geht. Nach der 9. Klasse sind z. B. die richtigen Knaller draußen, weil sie den HS-Abschluss bestanden oder eben nicht bestanden haben. Die 10. Klässler wollen die mittlere Reife, die spuren i.d.R. also schon, auch wenn mal rumgebockt wird... Ich unterrichte auch noch in der 8. Klasse, die waren früher echt ganz ganz übel drauf, aber wie sagt man so schön "ich habe sie gepackt". Sie geben fast keine Widerworte mehr und tun, was ich sage. Da stecken aber auch 2 Jahre Intensivstarbeit dahinter und das ist wahrscheinlich der Schlüssel, um das Problem zu lösen. Man muss ne enge und vertraute Beziehung schaffen. Aber das dauert halt lange und löst das jetzige Problem mit meiner 5. Klasse nicht von heut auf morgen. Das finde ich deprimierend. Die meisten Probleme gibt es übrigens wirklich in den Klassenstufen 5 - 7. Hätte ich früher auch nie gedacht, aber so ist es.


    Meine Kollegen machen dasselbe wie ich, sind damit auch unzufrieden und dementsprechend ist der Krankenstand bei uns auch sehr hoch. Leider ist mein Bundesland schulpolitisch nicht so konservativ wie z. B. Ba-Wü und Bayern. Da Noten und Sitzenbleiben ja total demotivierend sind, wurde das ganze halt mal abgeschafft (seitdem haben wir auch die niedrigste Sitzenbleiberquote landesweit :P , juhu). Ob man den SuS damit wirklich einen Gefallen tut? Das Niveau ist unterirdisch, man braucht sich ja keine Mühe mehr zugeben.


    Konferenzen haben wir die ganze Zeit, zu 1000 unterschiedlichen Themen. Wir kauen jeden schwierigen Schüler 100 Mal durch und oftmals ist das Jugendamt mit dabei. Rauskommen tut nichts dabei, außer das viel Zeit drauf geht. Mein Kollegium spricht sehr offen über die Thematik Unterrichtsstörung, das tut gut, auch wenn es erst mal nicht weiterhilft. Man weiß dadurch zumindest, dass es nicht an einem persönlich liegt.


    Ich habe mir überlegt, ob ich die Eltern von SuS, die sich nicht benehmen können, dazu zwingen kann, ihr Kind einen Schultag oder so begleiten zu müssen. So nach dem Motto "Wir kriegen ihr Kind nicht mehr in den Griff, kümmern sie sich bitte darum". Da die meisten Eltern Hartzer sind, können die nicht mit der Ausrede kommen, dass sie ja arbeiten gehen müssen. Trotzdem weiß ich nicht, ob ich das verlangen kann.


    Du fragst, was ich an der Schule toll finde. Auch wenn meine SuS oft schwierig sind, sind sie nicht böse. Das ganze kommt ja von irgendwo her und viele holen sich oft Hilfe bei mir. Das kann echt sinnstiftend sein. Außerdem sagen meine Schüler, was sie denken - immer - und das kann auch positiv sein. Man kann sich mal richtig mit ihnen fetzen, aber am nächsten Tag ist alles wieder gut und man fängt von vorne an. Sie sind nicht nachtragend. Und außerhalb vom Unterricht kann man ganz viel Spaß mit ihnen haben :D (auf Ausflügen, Mittagspause,...).

    Hallo liebe Kolleginen und Kollegen!


    Ich habe mich hier angemeldet, weil ich hoffe, dass ihr mir weiterhelfen und/ oder Tipps geben könnt. Also: Ich bin Lehrerin an einer sog. Brennpunktschule (Gesamtschule, die auch Inklusion betreibt). Die SuS kommen also aus bildungsfernen Familien und wir haben einen hohen Ausländeranteil. Viele Lehrer, die neu bei uns anfangen, sind erst mal geschockt, wie es bei uns zugeht. Viele hauen auch vorzeitig ab. Ich bin gerne an meiner Schule, habe dort auch meinen Vorbereitungsdienst abgeleistet und bin nach einem kurzen Ausflug an eine andere Schule wieder freiwillig zurückgekommen. Brennpunktschule muss also nicht immer heißen, das alles absolut schrecklich und unmachbar ist.


    Aber: Ich bin jetzt seit einem halben Jahr Klassenlehrerin einer 5. Klasse und die Kiddies rauben mir echt den letzten Nerv. Ich mag sie wirklich alle, aber leider merkt man tagtäglich, in was für einem familiären/ privaten Umfeld sie groß werden. Die Sus beleidigen sich, schlagen sich, können nicht ruhig sein,... Jedesmal wenn ich ins Klassenzimmer komme, stürmen ca. 10 Schüler auf mich zu und beschweren sich, dass X und Y sie beleidigt oder geschlagen hätte. Sie sagen die schlimmsten Ausdrücke zu sich, auch wenn ich oder andere Lehrer dabei sind. Will man mit dem Unterricht beginnen, dauert es ca. 5 Minuten bis es ruhig ist, nur um nach der Begrüßung wieder Privatgespräche zu führen (gut, in einigen unseren Klassen ist das noch viel schlimmer, aber da bin ich auch nicht Klassenlehrerin). Man muss oft rumschreien, damit einen die Schüler wahrnehmen, aber das ist ja auf Dauer nichts für die Stimme und ich möchte eigentlich auch kein kleiner Feldwebel sein.


    Weiß leider überhaupt nicht, was ich noch machen soll, damit die Klasse ruhiger und im Umgangston weniger rau wird. Wir haben im Stundenplan den Klassenrat sowie eine Sozialtrainingsstunde fest verankert (2 ganze Schulstunden), da kauen wir unsere ganzen Probleme immer und immer wieder durch, aber ändern tut sich leider nichts. Wir haben einen extra Sozialpädagogen nur für die Klassenstufe 5, mit ihm arbeite ich sehr eng zusammen (er führt Gespräche mit schwierigen Schülern, oder Schülern, die mal wieder fertig gemacht wurden oder ist bei Elterngesprächen dabei). Wir haben auch einen Regelbaum, da haben wir unsere Klassenregeln drauf und jede Woche gibt es Punkte für gutes Benehmen. Ab einer gewissen Punktzahl macht man dann was besonderes. Außerdem sind Elterngespräche in der Schule oder Telefonate nach Schulschluss an der Tagesordnung (jetzt gleich auch wieder ;) ). Trotz dieser ganzen Bemühungen bleibt es schwierig... Was soll ich noch machen? Ich werde die Klasse bis zum Abschluss führen und ich möchte die nächsten 5 bis 6 Jahre nicht so arbeiten müssen. Außerdem ärgert es mich maßlos, dass ich nicht wirklich viele Handhabungen gegen schlechtes Benehmen habe. Schimpfen etc., was ja bei Schülern anderer Schulen oft hilft, nehmen meine gar nicht richtig wahr. Elternanrufe auch nicht (auch die Eltern interessiert es oft nicht die Bohne), Verhaltensnoten gibt es nicht mehr, es gibt sowieso keine Noten mehr bei uns (auch kein Sitzenbleiben mehr), Strafarbeiten werden nicht gemacht und man rennt wochenlang hinterher, Nachsitzen gibts nicht, da Ganztag...


    Ein schwiewriger Schüler hat mir doch heute ins Gesicht gesagt, dass ich doch eh nichts gegen sein schlechtes Verhalten machen kann. Und ja, Recht hat er :grimmig: . Ihn und seine Eltern interessiert sowieso nichts und das ist nämlich die Krux an der ganzen Sache. "Was macht man mit Schülern (+deren Eltern), die auf nichts mehr ansprechen, denen alles egal ist?". Klar, bei krassen Fällen wird dann das Jugendamt eingeschaltet, das habe ich auch schon oft erlebt, aber das ist aktuell bei keinem meiner Schüler der Fall. Ich will die Schüler auch nicht einfach nur loswerden.


    Wäre schön, wenn mir jemand was zu der ganzen Problematik sagen könnte. Vielleicht jemand, der an einer ähnlichen Schule ist. Würde mich echt freuen


    LG


    PS: Trotz allem mag ich meine Klasse sehr und ich glaube behaupten zu können, dass das auf Gegenseitigkeit beruht.

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