Nun werde ich altes Huhn auch noch ein paar Körnchen hinzutragen.
Ich denke auch, jedes Kind hat "seine" "Gründe", diese Signale auszusenden, auf Brüche in der Biografie kann man fast sicher schließen.
Aber was kann man tun? Informelles Gespräch mit der Klassenlehrerin, vielleicht eine pädagogische Konferenz, bei der alle ihre Wahrnehmungen austauschen. Nach dem Unterricht Protokoll über das Verhalten des Kindes und das Deine führen. Vorm Einschlafen sich die angenehmen Seiten des Kindes vor die Seele stellen (ja, das hilft!). Mit dem Kind unter 4 Augen sprechen. (Ich merke, dass es dir in der Förderstunde nicht gefällt ...). Vielleicht in 4 Feldern festhalten: Das fällt mir positiv auf. Das stört dich. Das findest du okay. Das finde ich nicht okay. Minimalkonsens vereinbaren. Ev ein Zeichen vereinbaren, mit dem du dem Kind nicht tolerables Verhalten signalisierst, z. B. An-den-Nacken-fassen. (Ich meine meinen eigenen Nacken!) Die Anforderungen stark reduzieren. Ich stelle mir für schwierige Kinder einen Rechenrahmen auf und schiebe bei jeder Kritik eine Kugel nach links, bei jedem Lob eine nach rechts. Dabei achte ich darauf, auf eine negative Reaktion von mir 2 positive folgen zu lassen (ganz unspektakulär: Interessanter Gedanke! Oder auch nur ein freundlicher Blick in die Richtung).
Im Einzelfall läuft es dann ganz unterschiedlich.
Zuzeiten erzählt mein SL bei Vorträgen immer noch eine wahre Anekdote über einen meiner ersten Schüler. Er musste bei mir nur 10 Minuten am Tag nach meiner Vorstellung arbeiten, die übrige Zeit durfte er spielen. Wochenlang baute er Festungen mit Polizei rundum. Eines Tages fing er an, die Schule zu bauen, mit seiner Klasse, schließlich einem Bett darin und zuletzt meinem Korb daneben. Er war in der Schule angekommen! und fing an zu lernen. (Nebenbei hatte ich an der Biografie gewirkt, der Jungen war von Mutter und Stiefvater zur Oma gekommen.)
Momentan habe ich wieder so ein extremes Problemkind. Ich habe ihr erzählt, dass ich einem anderen Lehrer, Herrn Robischon, von ihr erzählt habe, dass Herr R. ihr einen schönen Gruß von ihm bestellt. Dass Herr R. extra für sie Arbeitsblätter schickt. Dass Herr R sich freut, wie schön sie malen kann ... Positive Verhaltensweisen hake ich für sie sichtbar auf einem Blatt bei mir ab. Anforderungen sind stark reduziert, das meiste ist Angebot in einem Auswahlkorb. (Parallel fand eine pädagogische Konferenz mit Eltern, Kind und Jgendamt statt, es wurde eine Nachmittagsbetreuung konstituiert.) Das Kind ist, selbst im Pausenverhalten, "nicht wiederzuerkennen", wie mir unbeteiligte Kollegen mitteilen.
Kurzfassung: Persönliche Zuwendung, mehr Lob als Tadel, reduzierte Anforderungen.
Viel Glück! Bablin