Beiträge von Hamilkar

    Ich an Deiner Stelle würde den Versetzungsantrag sofort stellen, denn vermutlich wird es ohnehin schwierig mit einer Versetzung von einer Gesamtschule zum Gym. Diesen Eindruck hat man zumindest im Bereich der Landesschulbehörde Braunschweig.


    Falls es nicht klappen sollte -was ich natürlich nicht für Dich hoffe- kannst Du Dich damit trösten, dass der Oberstufenunterricht doch recht vollgestopft ist mit den Pflichtinhalten; viele inhaltliche Gestaltungsmöglichkeiten hat man da nicht so sehr, finde ich. Jedenfalls in Prüfungskursen.


    Aber in den sogenannten Abdeckerkursen ist es anders, da hat man keinen Druck und kann coole Sachen machen. Wenn man nicht gerade einen Null-Bock-Kurs hat, ist das schön.


    Hamilkar

    Meines Wissens + meiner Erfahrung nach macht eine "Methoden-Projektwoche" überhaupt keinen Sinn, weil dabei die Methoden losgelöst von den Unterrichtsinhalten vermittelt werden, und das ist zu isoliert.


    Einzig sinnvoll ist, Methoden während des gesamten Schuljahres über gemeinsam mit den Unterrichtsinhalten zu vermitteln, und auch auf einer Metaebene gemeinsam zu reflektieren; und selbst dann ist das Ergebnis noch, dass viele Schüler die ausprobierte und möglicherweise sogar als "gut" befundene Methode fortan nicht anwenden.



    fossi hat Recht, dass Klippert mittlerweile gar nicht mehr angesagt und angesehen ist; aber wir wissen doch alle, dass die "angesagten" Pädagogen meist nicht wirklich was zu sagen haben (sollten), u.a. doch auch deshalb dieses Forum...


    Hamilkar

    Kurz gesagt fand ich das, was SchmidtsKatze schrieb, völlig unglaublich.


    Wenn WillG weiß, dass dies mehr oder weniger normale Vorgänge sind, nehme ich meinen Beitrag untertänigst zurück und lasse über die im Eingangspost gestellten Fragen diskutieren.


    ... und bin nun sehr gespannt, was die GrundschulkollegInnen denn so antworten...


    Hamilkar

    ... Es ist ja interessant, was sich die Leute so ausdenken, um sich hier zu produzieren...


    Sollte dies aber eine ernst gemeinte Anfrage sein, gebe ich Dir den ernst gemeinten Tip: Kündige den Vertrag zum nächstmöglichen Zeitpunkt, damit ist allen Beteiligten am meisten gedient.


    Hamilkar

    Wenn Du bisher nur "blind" auf vorgefertigte Unterrichtsmaterialien zurückgegriffen hast, bist Du Dir der didaktischen Reduktion nicht bewusst. Denn diese didaktische Reduktion wurde von den Autoren dieser Unterrichtsmaterialien vorgenommen, man hatte Dir sozusagen diesen Arbeitsschritt abgenommen.


    Aber Du musst eben im Referendariat lernen, selbst didaktisch zu reduzieren, und zwar auf sinnvolle Weise.


    Du könntest Dir zu einem Thema mal unterschiedliche Unterrichtsmaterialien besorgen und vergleichen. Also gucken, worin es Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt. Aufgrund dieses Vergleiches kannst du auf die didaktische Reduktion der Autoren rückschließen. Ist ganz interessant, sowas mal zu machen, nimm Dir mal 'n Nachmittag Zeit dafür. Macht Spaß, und es wird Dir so Einiges bewusst machen.


    Übrigens finde ich es gut, dass Du diese Probleme hast und dass Du dran arbeitest! Denn genau dies ist es ja, was man im Ref lernt. Denn Du sollst ja aktiv den Unterricht zu planen lernen, und dazu gehört sowas. Du bist kein dressierter Affe, der sich nur irgendwelche Vorlagen kopiert und diese dann 1:1 in die Klasse trägt.
    Übrigens ist die didaktische Reduktion letztlich auch wichtig, um den Unterricht zielgerichtet zu steuern.


    Hamilkar

    ... Und idealerweise ist die Begründung nicht nur formal ("steht so in den Richtlinien"), sondern erwächst aufgrund Deiner didaktischen Beobachtungen im Unterricht; zum Beispiel:
    "Bisher taten sich die Schüler schwer, x und y in freien Texten anzuwenden. Deshalb soll das jetzt anhand von dieser und jener Aktivität eingeübt werden."


    (Nicht, dass ich mir ein abschließendes Urteil erlauben könnte, aber ich stelle mir vor, dass im Grundschulbereich die Begründung der Unterrichtsinhalte deutlich einfacher sein dürfte als im Sekundarbereich. Denn an der Grundschule ist tatsächlich alles so schön wichtig... :)


    Hamilkar

    Naja, naja...


    Zitat Nele:
    Was ich vor 10 Jahren entdeckt habe, war eine Community, in der lebhaft diskutiert wurde und zwar nicht nur über Schule.


    Dass sich Lehrerkräfte in einem Lehrerforen über Schule unterhalten, finde ich nicht so sehr überraschend...




    Zitat Nele:
    Ich habe den Eindruck, dass sich das Bildungssein in diesem Lehrerforum in der bloßen Verwaltung von Bildung erschöpft. Ich kenne mehrere Facebookgruppen, die sehr viel welt- und kulturinteressierter sind


    Ist schon richtig, aber das liegt wohl auch an der "Technisierung" des Lehrerberufs. Da haben sich die Prioritäten der Beteiligten verschoben, und es ist durchaus eine wesentliche Frage, wie man seinen Dienst gut und mit gutem Gewissen ausführen kann vor dem Hintergrund all der Dinge, die es zu beachten, zu erledigen gibt, usw.
    DAVON ausgehend darauf zu schließen, dass Lehrkräfte weniger kultur- und bildungsinteressiert sind, halte ich doch für ziemlich... gewagt.



    Zitat Nele:
    Wenn ich mir die Gesamtheit der Beiträge ansehe, begegne ich einem technokratischen Schulverständnis, einem Schulverständnis, bei dem es um die Disziplinierung von Schülern geht


    Gut, dass es Dir nicht so geht, Nele, und dass wir jetzt alle wissen, dass das nicht Deine Probleme sind. Andere, weniger perfekte Lehrer als Du es bist, haben aber leider damit Probleme.



    Zitat Nele:
    von Schülern geht, über die oft genug mit einem Tonfall der Verachtung geredet wird.


    Man hat bei Nele nicht unbedingt den Eindruck, dass andere Meinungen besonders von ihm wertgeschätzt würden. Ich erinnere mich (nur) dunkel und ungefähr an nicht wenige Postings, in denen Andersdenkende / andere Meinungen nicht gerade mit Samthandschuhen angegangen wurden von einem gewissen Nele, das ganze gepaart mit einem bemerkenswerten -sagen wir mal- Selbstbewusstsein ...


    Zweifellos waren Neles Beiträge eine Bereicherung; ihnen (bzw. ihm) hinterherweinen werde ich aber nicht.


    Hamilkar

    Ich kann Dich gut verstehen, Krystian. Ich weiß von anderen Schulen, dass das so ist, und auch ich selbst sehe manchmal in sehr offensichtlichen Situationen, dass Schüler nicht zum Fleiß bereit sind. Z.B., wenn ein Vokabeltest angesagt wurde: Was liegt da näher, als sich die paar Vokabeln anzugucken und dann eben einen guten Test zu schreiben?


    Allerdings bringt es nichts, sich darüber aufzuregen. Es ist so, wie es ist, und man sollte dort kleine Dinge bewirken, wo man Gestaltungsmöglichkeit hat. Arrangier Dich mit der Situation und back kleine Brötchen. Und wenn das nicht klappt, backst Du eben noch kleinere. Sich aufzuregen ist ungesund, verdirbt oft die Stimmng in der Klasse und/oder mit Kollegen und bringt ohnehin nichts.


    Der eigentliche Skandal ist in meinen Augen aber nicht die eigene Situation; sondern dass das Schulsystem für das viele Geld, das da reingepumpt wird, erstaunlich wenig leistet. Viele Lehrkräfte stellen fest, dass das Niveau sinkt, viele Arbeitgeber beklagen, dass nicht wenige Schulabgänger die einfachsten Sachen nicht beherrschen, an den Unis werden Nachholkurse für die Abiturienten eingerichtet usw usw. .


    Und der Gipfel ist, dass das alles so von der Bildungspolitik gewollt zu sein scheint. Man möchte eben, dass immer mehr Kinder das Abitur machen; Man möchte nicht, dass die Kinder -egal auf welcher Schulform- zu einer korrekten Rechtschreibung angehalten werden, usw.] Ich möchte nicht parteipolitisch werden, aber es ist klar, in welche Richtung die 'Erlasse von oben' weisen. Die sind teilweise dermaßen idiotisch, dass die Schüler zu oberflächlicher Arbeitsweise verführt -wenn nicht gar gezwungen- werden. Wie kann man den Schülern ihr nicht erwünschtes Verhalten dann noch verübeln?


    Also, immer locker bleiben, kleine Ziele stecken und die Momente mit den Schülern genießen. Denn persönlich sind sie zum allergrößten Teil doch ganz nett. Immerhin!

    Ein praktischer Hinweis noch: Eine Kollegin mit einer halben Stelle sagte, dass alles für sie immer so neu sei: Kein Wunder, weil man jedes Jahr andere Jahrgänge hat. Zwischendurch passiert in den Rahmenrichtlinien / Curricula was Neues, dann ist das auch wieder neu, alles muss immer neu geplant werden. Sagt sie.


    Wenn hingegen Du eine sagen wir mal 3/4-Stelle hast, dann bekommst Du öfter Jahrgänge, die Du schon mal hattest, wo Dir bei der einen oder anderen Unterrichtseinheit noch ein bisschen im Gedächtnis ist, wo Probleme oder interessante Punkte für Schüler sind etc. Es läuft irgendwie alles runder und ist unterm Strich ökonomisch ergiebiger, wenn Du nicht nur eine halbe Stelle arbeitest. Mit 'ökonomisch ergiebiger' meine ich nicht nur den Geldverdienst, sondern auch den ganzen Denk- und Planungsaufwand mit eingerechnet.


    Dies wurde nämlich noch gar nicht gesagt.


    Ansonsten gibt es an meiner Schule -wie wohl an den meisten- keine "speziell guten Regelungen" für Teilzeitlehrkräfte: Natürlich wird versucht, ihnen mindestens einen freien Tag zu ermöglichen, und sie haben logischerweise weniger Unterricht. Aber Konferenzen, Aufsichten usw usw sind gleich. An meiner Abordnungsschule, in der ich zwei Jahre lang war, ist es ebenso (falls mir nichts an Infos durch die Lappen gegangen war; hatte nicht speziell dadrauf geachtet).


    Es ist allerdings so, dass auch schon wenige Stunden Reduktion ziemlich viel bringen. Ich habe dieses Schuljahr wegen diverser Dinge nur 20 Stunden, das finde ich durchaus ziemlich wenig. Und ich habe gefühlt viel Zeit für meine Hobbies, auch wenn diese Zeit knapp und kostbar ist... Ich bezweifele ein bisschen das "Mit einer halben Stelle arbeitet man de facto mindestens eine 3/4 Stelle." Aber das mag von Person zu Person und von Schule zu Schule unterschiedlich sein.


    Hamilkar

    Ich kann mir nicht richtig vorstellen, wie ausgeprägt das Bewusstsein und die Sensibilität für Andersartigkeit in anderen Ländern ist. Denn die Lebensverhältnisse dort sind ja klimatisch, kulturell politisch und gesellschaftlich anders geprägt als das Leben hier in Deutschland.


    Ich glaube, ich würde einen Film zeigen (und diesen dann im Unterricht bearbeiten) über das Leben der Kinder dort im Krieg. Das ist ja schon erschreckend, die zerbombten Häuser zu sehen. Auf youtube gibt es die Monitor-Doku "Die Kinder von Aleppo", ist aber schon über ein Jahr alt und ich weiß nicht, ob inhaltlich geeignet für Grundschule.


    Die Kinder müssen jedenfalls lernen, dass die Menschen tatsächlich fliehen, um ihre Haut zu retten.


    Dass nicht alle hier nach Deutschland kommen und schon gar nicht hier bleiben können, ist ja klar, aber das ist dann natürlich erst die nächste Frage, der nächste Schritt.


    Das von Dir angesprochene Material kenne ich nicht, der Inhalt erscheint mir aber nicht so geeignet. Das scheinen hauptsächlich Arbeitsblätter zu sein, also Papier, das meiner Meinung nach die Fluchtursachen nicht so gut rüberbringen kann wie eine Film-Doku.
    Und was soll die Diskussion Zuwanderung pro oder contra? Die Antwort liegt doch auf der Hand: Pro, aber nicht unbegrenzt. Aber auf diese politische Fragen würde ich nicht so engehen: Erstens kommt man gegen die Vorurteile sowieso nicht so gut an, und zweitens ist es doch wichtig, dass sich die Kinder wenigstens im konkreten Fall kooperativ verhalten,also im Umgang mit Flüchtlingskindern in Eurer Schule, falls Ihr welche habt. Wir haben so eine Art Patenschaften an unserer Schule, das klappt ganz gut. Aber wir haben nur einige Flüchtlingskinder.


    Hamilkar.

    ... Naja, Pausenbrot, ich finde es schon normal, dass man im Laufe der Zeit wird wie ein Lehrer. Der Beruf prägt einen eben.


    Und wenn ich mich mit Menschen anderer Schul- und Berufsabschlüsse unterhalte, habe ich nicht unbedingt den Eindruck, dass die sich besser auskennen im Leben. Wobei ich natürlich auch nicht von mir selbst meine, die Weisheit mir Löffeln gefressen zu haben.


    Ich an Deiner Stelle, Jan-Hendrik, würde auch meinen Account anonymisieren; es ist zwar sehr nett, wie Du Dich hier vorstellst, aber spätestens wenn Du Dich an einer Disskussion hier beteiligst, bei der Du nicht möchtest, dass man (Schüler/Eltern/Kollegen/Schulleitung) Dich zuordnen kann, würde es Dich stören, hier auf diese Weise unterwegs zu sein.


    Es mag schon sein, dass Deine Vorstellungen zu 'eng' sind, wie Pausenbrot es sagt. Das hatte ich mir beim Lesen auch gedacht. Aber andererseits warum nicht, wenn es Dir Spaß macht?


    Es ist ja schon so, dass man sich selbst nicht so ganz als Lehrerperson vorstellen kann, wenn man sich für den Beruf entscheidet, selbst wenn man Lust darauf hat. Daher sind gewisse Unsicherheiten und so ein irgendwie Nicht-Ganz-Überzeugt-Sein" normal. So ging es mir auch, und jetzt bin ich zufriedener Lehrer.


    Mir fiel noch ein Hinweis ein: Egal mit welchen Fächern, am Gymnasium wirst du hauptsächlich in der Mittelstufe unterrichten, wenn Du nicht zufälligerweise an einer reinen Oberstufenschule eingesetzt sein solltest. Der Umstand also, dass Dir die Oberstufenwelt mit ihren Fächern, Themen und Lehrer-Schüler-Beziehungen gefallen hat, sollte nicht so das Argument sein.


    Zu den Fächern: von Deutsch rate ich Dir ab, und das gleich zweifach: Taktisch ist es keine gute Wahl (Aussicht auf eine Stelle), v.a. in Kombination mit Geschichte, Bio oder Powi, und arbeitspraktisch ist es auch keine gute Wahl, weil Du damit ätzend viele und lange Korrekturen haben würdest. Das werden zwar nicht alle DeutschkollegInnen hier so sehen, aber die meisten wohl schon. An meiner Schule alle...


    Viel Glück und ein gutes Händchen bei der Berufswahl wünscht Hamilkar.

    Nomegusta, vermutlich geht es hier nicht um Kriterien für einen guten Text, die die Schüler kennen müssen, um einen guten Text abliefern zu können; und an die sich natürlich auch die Lehrkraft halten muss. Sondern es geht wohl darum, welche Fähigkeiten ich als Lehrkraft haben muss, um sagen zu können, dass derundder Schülertext soundso benotet werden soll/darf/muss.


    Die hohe Frustrationstoleranz war möglicherweise gar nicht richtig Ernst gemeint, aber es ist schon was Wahres dran, ebenso wie Optimismus. Aber beides sind eher charakterliche -oder letztlich auch psychische- Grundeinstellungen, die nicht so viel mit Kompetenz zu tun haben(?).


    Ich würde sagen, dass man aus Schülertexten ableiten können sollte, bei welchen vorliegenden Fehlern welche Hinweise nötig und/oder hilfreich sind, damit der Schüler sich verbessert. Denn oft werden Flüchtigkeitsfehler gemacht, die nicht unbedingt groß thematisiert werden müssen.
    Aber es gibt auch -durchaus weniger gravierende- Fehler, an denen für eine erfahrende Lehrkraft deutlich wird, worauf der Schüler das Augenmerk legen muss, um sich zu verbessern oder auch nur, um nicht (noch) schlechter zu werden.


    Das ist das, was mir hierzu einfällt. Aber wie man diese umschriebene Kompetenz benennt? Erfahrungskompetenz, Einschätzungskompetenz'? Vielleicht findet JoanaLyn einen passenden Terminus.


    Hamilkar

    Wenn ich die vorgestellte Situation richtig verstanden habe, werde ich in einer mir unbekannten Klasse als Vertretungslehrer eingesetzt. An meiner Schule.
    Allerdings weiß ich ja vorher nicht, z.B. ob ich eine gute Beziehung zu den Schülern aufbauen werde etc.


    Oder geht es darum, mit welcher Einstellung und welchen (unbewussten) Erwartungen ich da reingehe?
    Aber auch in diesem Fall passt nicht alles zueinander. Denn z.B. der Umstand, dass ich Einiges gegen meinen Willen tun muss, sagt ja noch nichts über meine Einstellung aus. Denn man kann ja auch gelassen und einigermaßen professionell mit Dingen umgehen, die man sich nicht selbst ausgesucht hätte.


    Und was ist gemeint mit "Ich stelle mich dumm an und fühle mich deshalb inkompetent"? Wenn ich mich dumm stelle, weiß ich ja, dass ich nur so tue als ob. Wieso sollte ich mich deshalb inkompetent fühlen?


    Wie meine Vorredner auch bin ich ein bisschen überrascht, dass der Prof das ok so findet. Das ist zwar das Wichtigste, dass der das gut findet, und die Meinung aller anderen Leute ist nicht so wichtig; aber zumindest müssen wir -also diejenigen, die die Fragen beantworten sollen- etwas mit den Fragen anzufangen wissen.


    Alles Gute und viel Glück!


    Hamilkar

    Als ich im Ref war, sollten wir nicht mit Lehrwerken arbeiten. Mein Frz-Fachleiter meinte, dass die Lehrwerke alle so schlecht seien.


    Im Nachhinein kann ich dies einerseits verstehen, denn im Ref soll man das didaktische Denken lernen, und das lernt man am Besten, wenn man nicht Flatrateartig das Buch durchnimmt. Und wann und wo anders als im Ref lernt man, didaktisch zu denken? Als fertiger Lehrer muss das alles schnell gehen, mit einem Blick muss man präzise feststellen können, was an einem Material gut / schlecht ist, ob die vorgeschlagenen Fragen ok sind etc. Lehrbücher begehen überraschend oft (schwere) didaktische Fehler. Das sieht jeder Blinde.


    Andererseits sind Lehrbücher gut und hilfreich, und man könnte ja auch im Ref eine Art reflektierten Lehrwerkeinsatz erlernen. Heute jedenfalls würde ich meinem Ausbilder sagen: "Ja, in der Tat, Lehrwerke haben Schwächen. Aber sagen Sie das doch nicht mir, sondern wenden Sie Sich bitte an die Verlage. Die sind diejenigen, die die Lehrwerke produzieren."


    Ich arbeite viel mit Lehrwerken, setze Alternatives und/ oder zusätzliches Material da ein, wo es nötig ist, und halte es also so wie Midnatsol. Man darf ja auch die Kinder nicht vergessen: Nicht wenige schaffen es nicht, Ordnung zu halten; ohne Lehrwerk würden sie in Papieren, Kärtchen etc versinken. Ein Lehrwerk hingegen ist ordentlich nach Einheiten gegliedert, 'alles Wichtige' steckt dadrin.


    Warum Midnatsols Kollegen Lehrwerke verpönen, ist mir ein Rätsel.


    Hamilkar

    Ich hatte mal das gleiche Problem in grün in Französisch.


    Meine Einsicht / Lösung war: Weniger Methodenvielfalt, sondern alles ein bisschen einfacher. Zwar wende ich auch weiterhin unterschiedliche Methoden an, denn zu öde und dröge soll es für die Schüler nicht sein; aber Methodenvielfalt darf eben nicht zu unübersichtlichem Unterricht führen; 'unübersichtlich' aus Sicht der Schüler, nicht aus Sicht der Lehrer. Denn die Unterrichtsmaterialien müssen ja auch von den Schülern gesammelt und auch zur Wiederholung verwendet werden können - da wäre gerade bei den bekannten Schlumpfis ein sauber geführtes Heft hilfreicher und sinnvoller als eine Sammlung mit allerlei bunten Kärtchen, Folienschnipseln und Problemzitaten.


    Nebenbei: Methodenvielfalt hin oder her, es mag an den Grundschulen auch klappen. Aber zumindest an meiner Schule wirkt zu viel Methodenvielfalt unverbindlich, nicht so wichtig. Die Schüler nehmen den Unterricht dann manchmal nicht so Ernst.


    Hamilkar

    ich habe eine Frage: Was ist denn der Sinn davon, sich zu filmen und live oder zeitversetzt dabei zuschauen zu lassen, wie man Computerspiele spielt? Da ist die Kamera längere Zeit einfach nur auf den Computernutzer gerichtet, und das guckt sich jemand anderes an?



    Oder geht es dabei darum, dass man bei einem Spiel zu zweit von seinem Mit-/Gegenspieler gesehen werden kann, wenn man nicht gemeinsam vor dem Compi sitzt?


    Und / Oder macht man das bei pornographischen Sachen, damit die Interessierten sexuelle Sachen sehen können, die die Computernutzer vor dem Bildschirm machen? Beim TE ging es aber um Computerspiele.


    Ist das sehr weit verbreitet?


    Danke für Antworten und Aufklärung; habe die leise Ahnung, hier habe ich als Pädagoge Nachholbedarf, um die Welt der Schüler verstehen zu können...


    Hamilkar

    Eventuell einen Auszug aus Erich Maria Remarque, Im Westen nichts Neues, in Kapitel 7, so in der zweiten Hälfte; in meiner Ausgabe auf den Seiten 155-160.
    Da ist Paul auf Heimaturlaub und sitzt vor seinem (Schul)Bücherregal in der Hoffnung, dass die Bücher ihm neues Leben aus seinem alten Leben einhauchen. Doch es "funktioniert" leider nicht.


    Hamilkar

    Ich fahre im Französischunterricht bei sowas ganz gut mit Bildbeschreibungen:
    Das Bildbeschreibungsvokabular (es gibt, da sind, rechts, links, oben, unten, vor, hinter....) werden nochmal aufgewärmt, und dann suchen sich die Schüler ein Bild aus dem Lehrwerk aus und beschreiben das. Die Gäste müssen es an die Tafel malen, sozusagen ist das ein "Bilddiktat". Am Ende ist es immer ganz lustig, wenn man Tafelbild und Lehrwerkbild miteinander vergleicht. Problem hierbei: Der Redeumsatz ist nicht so hoch. Vielleicht könntest Du drei oder vier Gruppen machen, in denen jeweils ein Bilddiktat gemacht wird, und am Ende dann per Tageslichtprojektor an die Wand?


    Ganz zu Beginn würde ich aber auch anfangen mit ein paar Fragen stellen (Wie heißt Du? etc). Am besten nach einer kurzen Besinnungsphase, damit auch die schwächeren zu Wort kommen. Evtl Fragen formulieren, evtl aber auch nicht! Wenn Du spontanes Reden fördern willst.


    Ein paar Minuten dürften die Gäste bei mir auch auf Deutsch erzählen, wie sie die Stadt finden etc. Unser Fremdsprachenunterricht ist ja immerhin interkulturell angelegt, da ist es für die Schüler auch toll, den Akzent zu hören, die Sichtweise der Gäste zu erfahren, und so. Das kann dann in der nächsten Stunde auch nochmal aufgenommen werden.


    Hamilkar

    Letztens bei der Rückgabe der Reliarbeit in der 5. Klasse:


    Eine Schülerin hat eine inhaltlich ganz ordentliche Arbeit geschrieben, aber unterirdische Rechtschreibung verwendet. Diese hatte ich nicht einmal in die Bewertung mit einbezogen, aber anstreichen musste ich sie natürlich.
    Frage der Schülerin: Warum ist Ihnen denn die Rechtschreibung so wichtig? Es geht doch um Inhalte und Kreativität... :autsch:


    Klar kann sich eine weniger gute Rechtschreibung mit den Jahren glätten, das sehe ich ja mit zunehmender Jahrgangsstufe. Aber mein Beispiel (eines von vielen traurigen!) zeigt ganz deutlich, dass nicht nur die Rechtschreibung der aus den Grundschulen kommenden Schüler schlecht ist, sondern auch ihre Einstellung zur Rechtschreibung und zum Lernen allgemein.


    Mein Neffe geht jetzt in die 1. Klasse. Gut, dass meine Schwester auf meinen Rat hin mit ihm das Schreiben übt. Alle anderen Jungs in der Klasse sind im Schreib-Förderunterricht...

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