Hallo Leute,
es ist bei meinem FS-Leiter so, dass er einen ziemlich weiten Horizont hat 1. aufgrund seiner eigenen U-Erfahrung 2. aufgrund seiner theoretischen und praktischen Kenntnisse und 3. bestimmt auch aufgrund seiner Kontakte zu den Referendaren, mit denen er ja didaktisch reflektiert, was wiederrum sein eigenes Potential enorm vergrößert. Ich könnte mir aber auch vorstellen, dass er sich bei Referendaren Anregungen für seinen eigenen Unterricht holt, wäre ja auch ok. Ich jedenfalls finde seinen Unterricht ganz gut; diese Meinung wird von meinen FRZ-Referendarskollegen aber nicht unbedingt einstimmig geteilt, sollte ich vielleicht auch dazu sagen.
Nele wollte ja noch die Gründe für die Ablehnung des Lehrbuches wissen:
Also, die Lehrbücher sprechen die Schüler zum großen Teil nicht an, weil es keine authentischen Materialien sind, sondern didaktisierte. Das merkt man schon, die Schüler natürlich auch. Wichtig jedoch ist, dass das Unterrichtsmaterial möglichst der Wirklichkeit entspricht.
Weiterhin muss man sagen, dass die Lehrbücher oft schlecht sind, und zwar sowohl die Texte als auch die Übungen. Ein Lückentext beispielsweise, in den man nur mechanisch die am Rand genannten Verben in der richtigen Person + Zeitform eintragen muss, hat nur geringen Übungswert. Oder wer kennt sie nicht aus der eigenen Schulzeit, die öden Lektionstexte, in denen einem mit irgendwelchen lustigen Geschichten, die aber total unlustig sind, die Sprache schmackhaft gemacht werden soll?
Schließlich muss man feststellen, dass Lehrbücher recht schnell veralten. Sie können einfach nicht Schritt halten mit den Entwicklungen, v.a. auch in der Jugendkultur, und sprechen daher die Schülerinnen und Schüler nicht an.
Ich hatte mal meine eigenen Schüler gefragt, wie sie das Lehrbuch (Etapes) denn finden. Die Antworten darauf waren überraschend positiv; nicht, dass sie alles total toll finden, aber immerhin enthält das Buch eben das, was sie können / lernen sollen, und das gibt ihnen auch ein Stück Sicherheit. Wenn sie dauernd nur Zettel bekommen, wirkt das auf sie bruchstückhaft und so "mal hier mal da".
Schüler sind halt noch nicht so kritisch, und außerdem haben sie das Sicherheitsbedürfnis, alles ein einem Buch zu haben, was sie können müssen, und wo sie dann nachschlagen können, wenn sie noch etwas wissen wollen. Ich kann das gut verstehen, gerade dann, wenn ich mich in die schwächeren Schüler hineinversetze.
Aber es ist in der Tat so, dass besonders dieses an meiner Schule noch verwendete Lehrwerk (zum Glück nicht mehr lange!) einigermaßen bescheiden ist. Mein Kompromiss sieht so aus, dass ich mich zwar an den Lektionen orientiere, aber nach und nach von dem Buch wegzukommen versuche, z.B. durch Rollenspiele, Übungen usw.
Es gelingt mir zwar nicht immer, auf das Buch zu verzichten, aber mein FS-Leiter kommt ja glücklicherweise nicht dauernd zu Besuch.
Ein Problem, wie Nele sagt, ist, dass das Buch natürlich durch die Zulassung durch das Kultusministerium sowie durch die Wahl der Fachkonferenz an der Schule seine Existenzberechtigung hat, warum sollte man es dann nicht auch benutzen? Es ist den Schülern schwer verständlich zu machen, weshalb sie ein Schulbuch haben, das sie nicht benutzen; jedenfalls in einem Fach wie FRZ.
Mein FS-Leiter sagt, dass wir im Referendariat in der Ausbildung sind, und deshalb lernen müssen, ohne Buch zu arbeiten, damit wir unsere eigene didaktische Kompetenz entwickeln und diese im Examen dann unter Beweis stellen. Erst dann wird deutlich, dass man eigenständig denken kann und sich nicht zum Sklaven des Lehrbuches macht. Mit Sicherheit geht er nicht davon aus, dass wir später mit einer vollen Stelle auf das Buch verzichten, aber immerhin, so würde er sagen, haben wir bis dann (nämlich in der Referendarszeit) gelernt, die Unterrichtsinhalte selbst auszuwählen.
Ich selbst teile eher die Meinung von Paulchen, der sagt, dass man natürlich lernen muss, das Lehrwerk kritisch zu durchdenken, aber was sollte daran so schlimm sein, es als Material-Fundgrube zu nehmen?
Soweit erstmal das Für weitere Ideen und besonders für Hinweise auf authentisches Material bin ich sehr dankbar!
Hamilkar