Ich möchte mal noch einen Aspekt in den Raum werfen, der glaube ich, noch nicht detailliert beleuchtet wurde.
Mit Kleidung drücke ich ja eine gewisse Haltung aus. Zuhause ziehe ich was anderes an, als wenn ich bei einer Hochzeit eingeladen bin, um einmal ein Extrembeispiel anzuführen, das aber wahrscheinlich auch allen unseren Schülern geläufig sein dürfte.
Bis zu einem gewissen Grad sind sie auch in der Lage, diese Grundregel auf verschiedene Lebensbereiche anzuwenden. Dass sich unsere Gymnasiasten bei Bewerbungsgesprächen im Hoodie vorstellen oder bei der Abiverleihung im Tanktop auf die Bühne gehen, kommt meines Wissens nach eher selten vor. Im Bereich Schulalltag haben sie die Thematik aber, glaube ich, oft nicht so präsent.
Wenn mir jetzt Schüler mit Klamotten im Schulgang entgegenkommen, die ich als "könnte auch heute Nacht beim Schlafen so getragen worden sein" interpretiere, dann kommt da bei mir eine gewisse Aussage an. Nämlich die, dass in der Schule beim "Arbeiten" die gleiche innere Haltung herrscht wie beim Netflixen und Pizzaessen zuhause auf der Couch oder im Bett.
Man könnte nun argumentieren: Ist doch super, wenn sich die Schüler bei uns so wohl fühlen wie bei sich in der heimischen Wohnung. Das ist natürlich super. Mir wäre es aber lieber, wenn mir meine Jugendlichen sowohl durch ihre Handlungen, als auch durch ihre Attitüde verdeutlichten, dass ihnen bewusst ist, dass es in der Schule um was anderes geht als um chilliges Fortnite-Zocken zuhause im Sessel.
Dass man daraus nicht unbedingt eine Regel stricken kann und sollte, ist mir bewusst. Allerdings ist das Auftreten und die damit verbundene Wirkung eine Sache, die ich öfter mal an passender Stelle thematisiere (natürlich ohne Bezug auf konkrete Schülerbeispiele, sondern mehr als allgemeine Thematik). Weil ich auch oft den Eindruck habe, dass den Jugendlichen wiederum oft gar nicht bewusst ist, welche Signale sie möglicherweise mit bestimmter Kleidung aussenden.