Beiträge von Kieselsteinchen

    Kolleginnen, die einem Bogen ums Digitale machen, stören mich nicht. Sie verursachen mir übrigens keine Mehrarbeit.

    Da hast du Glück. Im Allgemeinen ist das aber wohl leider nicht so.

    Geht schon los beim digitalen Noteneintragen, hört auf beim "Mein IPad (Zusatz von mir: ...das ich nutzen muss, weil ich in einer Ipad-Klasse eingesetzt bin, sonst hätte ich das Ding niemals angefasst) funktioniert nicht." Stellt sich raus: Der Akku ist leer.

    Die Verweigerung, sich digitale Kompetenzen draufzuschaffen, verursacht an allen Eckn und Enden Arbeit für die Kollegen. Und es ist müßig zu fordern "Dann machen wir halt Analoges und Digitales parallel". Nein. In dieser Welt leben wir einfach (überwiegend) nicht mehr. Wer das glaubt, bei dem wundert es mich aber auch nicht, dass er/sie überfordert ist.


    Vielleicht wird den Digitalverweigerern dann bewusst, in welcher Situation sie sich befinden, wenn man ihnen Parallelen zu ihnen selbst vor 40/30/20 Jahren aufzeigt. Welchen Technologien haben sich damals z.B. ihre Väter verweigert? Wie kopfschüttelnd waren diejenigen damals selbst unterwegs wenn sie gesehen haben, wie sich der Papa z.B. CDs verweigert hat?
    Aber jetzt kommt wahrscheinlich wieder der Einwand: "Wir wollten nie zwei Klassen. Wir haben niemals Köpfe geschüttelt."

    Ja, das ist gerade auch so. Ich bin in der Schule. Meist bis 13 oder 15 Uhr, bespaße kurz im Anschluss mein Kind bis 20 Uhr und hänge jeden Abend bis ca. 24 Uhr am Schreibtisch. Plus Wochenende. Wobei ich es mir da angewöhnt habe, jetzt einen Tag einfach nichts zu machen. Egal, was ist.

    Ich kann mir nicht helfen, aber das ergibt nach meiner Rechnung:

    9 bis maximal 11-Stunden-Tage unter der Woche. Plus (wahrscheinlich bedeutend weniger) an einem Tag am Wochenende. Das ist doch normal, um auf eine 40-Stunden-Woche im Schnitt mit den Ferien zu kommen.

    Kann passieren.

    Völlige Glaskugelspielerei an dieser Stelle.

    Das erste, was uns im Ref gesagt wurde, war "Seien Sie sich bewusst: Bayern ist ein Flächenstaat."

    Will heißen: Da, wo du gebraucht wirst, kommst du hin. Im schlimmsten Fall.

    Im besten Fall werden die eigenen Wünsche berücksichtigt.

    Du findest meine Aussagen schwammig? Ja, das liegt daran, dass dir Konkreteres kaum jemand wird sagen können, zumindest nicht ohne Nostradamus-Intensivkurs.

    Ich würde sofort einen Teil des Gehaltes für deutlich bessere Arbeitsbedingungen und mehr persönliche Freiheiten eintauschen. Mehr Geld würde mich nicht motivieren.

    Auf keinen Fall.

    Oder präzisiert: Ich brauche nicht mehr Geld, um motivierter zu sein. Da würden Entlastungen, weniger Stunden, bessere Strukturen, mehr Rückhalt, mehr Sozialpädagogen, weniger Bürokratie etc. deutlich mehr helfen.

    Aber wenn ich das alles nur bekäme, unter der Voraussetzung, dass ich einen Teil meines Gehalts hergebe - da würde ich mich auch bedanken.

    Also, zwingen kann man niemanden. Das ist dienstrechtlich nicht drin. Verpflichten schon eher.


    Allerdings zeigt die Frage, wo wir stehen. Wenn doch digital so gut ist und so viele Möglichkeiten bietet und man keinen Kreidestaub einatmen muss, müsste man die Frage nicht stellen. Dann benutzten die Leute es einfach.


    Ich sach’ immer, gebt mir etwas, mit dem ich arbeiten kann, und ich arbeite damit.

    Jetzt interpretier da mal bitte nicht zu viel rein.

    Gar nichts? Sorry aber am Gymnasium, insbesondere in der Oberstufe, ist das dein Problem als Teenager dann auch eben mit den entsprechend schlechten Noten klar zu kommen.

    Solang die Lehrer dann nicht als nächsten Schritt die dringliche Anweisung von oben kriegen, die Schüler doch unbedingt alle zu motivieren, sprich: Verantwortungsverlagerung weg von den Schülern hin zu den Lehrern ("Wenn Jordan-Pascal in Ihrem Fach schlecht ist und nicht lernt, dann liegt das nur daran, dass Ihr Unterricht nicht motivierend genug ist!!!!1111einself"). Den Schritt könnte ich mir bei uns tatsächlich gut vorstellen, würde die Lernmotivation durch Notendruck abgeschafft.

    Blöde, wahrscheinlich naive Antwort: Wie armselig ist es denn, Schüler nur über die Notenangst zur Mitarbeit motivieren zu wollen?


    Sorry, das war jetzt nicht persönlich gemeint, aber dein Beitrag zeigt schon sehr schön, wie das bayerische System die Menschen verbiegt.

    Erklär mir gerne, wie ihr eure Schüler in Fächern, auf die sie gar keinen Bock haben, und die sie einfach nicht interessieren, motiviert. Stell ich mir schwierig vor, wenn ich an mich selbst als Jugendliche zurückdenke. Für Physik habe ich damals nur gelernt, weil ich keine Lust auf schlechte Noten hatte. Interessiert hat es mich null, dass es in irgendeiner Weise für mich relevant sein könnte, hatte ich auch nicht auf dem Schirm. Am liebsten hätte ich es ganz gelassen. Was machst du mit Schülern wie mir als Teenager?


    Warum bist du dem ganzen bayerischen Schulsystem gegenüber eigentlich so furchtbar verbittert?

    Gar nicht. Unsere Notengebung ist im Vergleich zu Deutschland (und Bayern erst recht...) schon einiges "schülerfreundlicher". Wer nicht kontinuierlich, wenigstens mit nem halben Auge, dabei ist, kassiert in meinen Fächern halt recht zuverlässig eine ungenügende Maturnote. Das System verlangt unseren Schöfli einiges an Weitsicht ab und wer das nicht checkt, "stirbt". Ist ein Überlebenstraining der anderen Art ;)

    Wie gut klappt das denn? Diese Art von liberaler "Disziplinierung". Ich habe so viele Schüler, bis hin zur Oberstufe, die sich der Konsequenzen ihrer Handlungen nicht über die nächsten 10 Minuten hinaus bewusst sind.

    Ich finde es absolut faszinierend, die nicht-bayerische Perspektive auf dieses Thema zu bekommen.

    Für mich (Schulkarriere und Abi in Bayern, Studium und Ref in Bayern, Planstelle in Bayern) war dieses Prozedere bisher völlig normal und nicht zu hinterfragen. Dass es das in anderen BL gar nicht gibt und es von manchen als höchst sonderbar angesehen wird, wäre mir nie in den Sinn gekommen :D

    Ja eben. Es ist ja auch egal.

    Deswegen würde ich eine Rückkehr zum Thema vorschlagen.


    Was mich mal interessieren würde: Kann man eigentlich "gezwungen" werden? Sich digital zu adaptieren?

    Wir haben neuerdings z.B. Ipadklassen (bzw. eine ganze Jahrgangsstufe) und jeder Kollege, der in diesen Klassen unterrichtet, muss nun mit dem IPad arbeiten. Und genau da setzt meine Frage an, bei diesem "muss".

    Was denkt ihr, passiert, wenn jemand sich weigert und weiterhin gedruckte Arbeitsblätter austeilt und co?

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