Ich persönlich verbinde mit der Kleidung, die ich trage, immer auch eine gewisse Einstellung gegenüber der Situation, in die ich mich begebe.
Am Wochenende zu Hause laufe ich mit Jogginghose und Hoodie rum, gehe ich ins Theater, ziehe ich mich schicker an, geht's in die Schule, reicht die Bandbreite von Jean und Pulli über Bluse und Blazer hin zum Sommerkleid. In Jogginghosen würde ich in der Schule nicht rumlaufen, ebensowenig im Minirock, weil es mir weder für das eine noch für das andere der geeignete Ort zu sein scheint. Der Fokus liegt auf was anderem, nicht auf Chillen und nicht auf Sexy-Sein, sondern auf Arbeiten.
Ebenso unterstelle ich, mehr oder weniger bewusst, Schülern eine gewisse Haltung, die sie mit ihrer Kleidung zum Ausdruck bringen.
Und interessanterweise - es wurde hier schon angedeutet - korreliert die Kleidung der Schüler, zumindest meiner Erfahrung nach, auch häufig mit der Leistung bzw. der Leistungsbereitschaft.
Ich kommentiere Schülerkleidung im Alltag nie - wer bin ich, mich da einzumischen! (Gut, abgesehen von dem Fall "vernachlässigt aussehendes Kind" oder "11jähriger läuft im T-Shirt über den verschneiten Pausenhof", aber das fällt dann wohl mehr unter den Erziehungsauftrag.)
Was ich aber v.a. bei den höheren Klassen vorher von Anfang an klar mache, ist, dass ich bei mündlichen Prüfungen eine der Situation angemessene Erscheinung erwarte. In Jogginganzug und ungekämmt zum Kolloquium kommen, fände ich unpassend.
Was die Jugendlichen dann draus machen, liegt in ihrer Hand und hat ja letztendlich auch keine Konsequenzen. Mir ist es nur wichtig, sie für diesen Zusammenhang zwischen Was ziehe ich an und Welche innere Haltung vermittle ich damit in welcher Situation zu sensibilisieren.