Erstmal vielen Dank für den ausführlichen Bericht an Kirsche85!
Es ist wohl tatsächlich so, dass das Thema "Inklusion" auch in NRW massiv auf der Agenda steht. Ab dem Schuljahr 2013/2014 hat jeder Schüler ein Recht auf inklusiven Unterricht. Wenn dies dann zu einer Situation führt, die ähnlich der von Sofie beschriebenen in SH ist, ist das aus meiner Sicht eher unattraktiv. Ich möchte gerne konstant an einer Schule arbeiten und nicht als "Wanderarbeiter" von Schule zu Schule ziehen. Ich verstehe allerdings auch nicht, wieso nicht jede Schule einfach Sonderpädagogen fest einstellt, wenn dort sowieso dauerhaft inklusiver Unterricht erteilt wird.
Generell bin ich mittlerweile doch einigermaßen verwirrt und weiß wirklich ünerhaupt nicht, in welche Richtung ich mich orientieren soll. Die Grund-Idee, aus der ich für mich die Motivation gezogen habe, auf Lehramt zu setzen, sah so aus, dass ich Schülern das vermittele, was ich in meinem Studium gelernt habe - und das ist nun mal Deutsch. Daran habe ich Spaß, dort liegen meine Qualitäten. Die pädagogischen Skills habe ich bisher noch nicht und müsste ich mir eben durch den Quereinstieg in einen Master of Education-Studiengang aneignen. Was mich an dem Job reizt ist aber nun mal, und hier muss ich auch ehrlich zu mir selbst sein, der fachliche Aspekt. Mich, wie Kirsche85 es beschreibt, in meiner täglichen Arbeit als Lehrer darüber zu definieren, dass ich verschiedene Methoden ausprobiere und die Inhalte, die ich damit vermittele, sich doch auf einem sehr eingeschränkten Level bewegen - ich bezweifle stark, dass mich diese Arbeit befriedigen würde. Gleiches gilt beispielsweise auch für die Arbeit an Berufsschulen: Mal ganz plakativ formuliert (ich lasse hier meine Gedanken schweifen und möchte damit natürlich niemandem auf den Schlips treten) möchte ich mit den Schülern Thomas Mann lesen und keine Geschäftsbriefe formulieren.
So weit zu der Idee, die für mich am Anfang gestanden hat. Ich muss ehrlich sagen, dass ich mich von dieser Idee nur sehr ungerne trennen würde, da ich aus ihr doch eine Menge Energie ziehen kann für das restliche Studium, das ich noch vor mir habe. Ich möchte hier nicht von "Traum" oder Ähnlichem sprechen, aber jeder braucht doch ein Ziel, mit dem er sich zu 100 Prozent identifizieren kann. Wenn ich dieses Ziel aufgebe und beispielsweise auf Sonderpädagogik setze, wache ich eines Tages auf und merke, dass ich diese Idee des Deutsch-Unterrichts an einem Gymnasium aufgegeben hatte, ohne überhaupt wirklich zu versuchen, sie zu realisieren. Gleiches würde für ein Studium auf Berufskolleg oder Sek I gelten. Wenn ich auf ein solches Studium setzen würde, würde ich diese Entscheidung aus Angst treffen. Es wäre eine Entscheidung, die VERHINDERN soll, dass etwas passiert - nämlich die Arbeitslosigkeit. Es wäre keine Entscheidung FÜR etwas, sondern eine Entscheidung GEGEN etwas.
Aber ich will mir natürlich auch nicht den Vorwurf machen müssen, sehenden Auges ins finanzielle Verderben zu rennen. Daher sehe ich ein, dass eine Kombination von Deutsch mit Geschichte als Zweitfach keinen Sinn ergibt. Ich bin also bereit, meine Grund-Idee an dieser Stelle zu modifizieren. Das Zweitfach ist mir generell relativ egal, auch für Geschichte hege ich nicht ansatzweise die Begeisterung, die ich für Deutsch habe. Hier stellen sich nun bei der Suche nach alternativen Zweitfächern natürlich praktische Probleme (Kunst ist gefragt und ich hätte durchaus Interesse daran, aber es gibt nun mal - völlig zu Recht - Eignungsprüfungen, die ich wohl nicht schaffen werde; Sozialwissenschaften haben fast überall NCs, die mit einem Abiturschnitt von 2,6 ebenfalls eine hohe Hürde darstellen; zu Naturwissenschaften habe ich keinerlei Bezug und nicht mal ein Basiswissen). Aber ich denke, dass dieser Weg, also die Suche nach einem Zweitfach, das meine Chancen ehöht, der ist, den ich gehen sollte.
Mit diesem Beitrag verlange ich euch jetzt natürlich einiges ab. Ich hoffe, die Gedankengänge kommen wenigstens einigermaßen rüber. Findet sich jemand darin wieder bzw. denkt ihr, dass ich die richtigen Prioritäten setze?