- Man hat nicht Material für alle Lerngruppen parat und muss sich vieles erst erarbeiten. Im Ref hat man nicht unbedingt alle Klassenstufen unterrichtet, nicht alle Themen einer Stufe oder an der neuen Schule wird mit einem anderen Lehrwerk gearbeitet.
- Man ist durch das Ref noch so getrimmt, dass man glaubt das Rad auf jeden (!) Fall neu erfinden zu müssen. Soll heißen, man sitzt dem Irrglauben auf, dass bewährte Aufgaben nicht gut genug sind, dass man am besten jede Schulbuchseite in eigene Arbeitsblätter umgestaltet, vorgefertigte Unterrichtsideen gar nicht gehen und dass wirklich jede Stunde minutiös geplant sein muss.
- Man vernachlässigt die eigene Person. Essen, schlafen, Freunde treffen, Hobbies - keine Zeit, ich muss meinen guten Unterricht vorbereiten. Not!
- Man glaubt, dass man als neuer Kollege sich unbedingt für Zusatzaufgaben (Steuerunggruppen, Planungsgruppen, Austauschorganisation etc.) melden muss, um einen guten Eindruck zu machen.
- Es kann einen auch "erschlagen", dass man auf einmal so viele neue Namen lernen muss, sich so viele neue Gesichter, Zuständigkeiten und Abläufe merken muss.
Wow, 60 km Anfahrt - mit dem Auto bist Du da auch ne Stunde unterwegs, oder?!
Ich werde auf jeden Fall versuchen, Deine Tips zu berücksichtigen.
Zu 1. - Definitive Zustimmung. Bin gerade dabei, das ganze Uni-Material zu ordnen. Insbesondere bei Geschichte in der Oberstufe (da habe ich zu Anfang aber glücklicherweise noch keinen Kurs) tun sich gerade gähnende Lücken auf. D.h. zu einigen Themen (ausgesprochen viele, berücksichtigt man die ganzen zum Teil sehr speziellen Wahlthemen) habe ich selbst in der Uni noch nichts gemacht. - Wobei ich eigentlich finde, dass ich mich gerade in Geschichte wirklich gut auskenne. Naja, das alte Problem: Uni x Schule.
Auch sonst habe ich vor allem Jahrgangsstufen, die ich im Ref noch nicht unterrichtet habe. Also genau der Fall, den Du beschreibst. Allerdings ist vieles in der Unterstufe und thematisch relativ breit aufgestellt, so dass ich schon das Gefühl habe, ein gutes Hintergrundwissen dafür zu haben.
zu 2. - Ich glaube, da bin ich relativ entspannt. Also zumindest mache ich mich nicht verrückt, wenn ich unvorbereitet in die Klasse gehe und einfach was aus dem Ärmel zaubern muss. Das klappt nämlich! --- Mein Problem ist dabei vor allem, glaube ich, dass ich es manchmal nicht schaffe, meinen Anspruch zur (ruhigen und konzentrierten) Arbeitshaltung der Schüler durchzusetzen, wenn ich das Gefühl habe: hey, ich mach hier eh nur Murks, kein Wunder, dass die Kiddies unkonzentriert sind. Vielleicht ist aber auch genau DAS das Problem allgemein??? --- Hast Du/ Habt ihr dafür noch einen Tip? Wie handhabt ihr das?
zu 3. Wie wahr! Ich arbeite dran. ...
zu 4. --- Das würde mich auch noch etwas genauer interessieren. Sollte man als neuer Kollege nicht doch die ein oder andere Aufgabe übernehmen ohne sich dabei zu übernehmen, selbstverständlich? Oder ist es wirklich in Ordnung zu sagen: ich bin ganz neu, dies und das schaffe ich frühestens in einem Jahr "so nebenbei"? (Ich wer da auch mal bei meinen Kollegen nachfragen, vorsichtig, sofern ich jemanden finde, den man sowas fragen kann.)
zu 5. Ja. Das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Das war ja im Ref schon nicht einfach, ganz zu Anfang. Allerdings war man da noch ganz am unteren Ende der Nahrungskette und die Fettnäpfchen lauerten an allen Ecken und Enden.
Ich werd die nächsten Tage schon mal in die Schule gehen, um wenigstens ein paar Abläufe und Kollegen kennenzulernen. --- Hat jemand einen Tip für die vielen Namen und Gesichter der Schüler?
Das mit dem Wegsetzen von den Übermotivierten halte ich auch für eine durchaus plausible Idee. Ich habe mir vorgenommen, im Kollegium Ausschau nach "entspannten" und "fröhlichen" Kollegen zu halten, die so aussehen, als ob sie ihren Beruf grundsätzlich gerne machen. --- Im Ref hatte ich es vor allen mit Menschen zu tun, die sich permanent beklagt haben und die immer meinten: "Ach, dieser Lehrerberuf, so schwer und blöd, ich will das eigentlich gar nicht machen..." (Also quasi irgendwo das Gegenteil von Übermotiviert. War auch nicht gut.)
Grüße!
Silentium