hallo gänseblümchen,
du fragst, wie/ob es klappt, dass die von mir versuchten "maßnahmen" nicht missbraucht werden.
nun, es gab/gibt solchen "missbrauch", wenn ich darunter mal verstehe, dass die dinge anders angewendet werden als von mir gedacht.
die blauen karten beispielsweise werden von schülern hochgehalten, die sich durch die lärmbelastung in der klasse oder anderweitig durch mitschüler gestört fühlen. haben drei kinder die karten oben unterbreche ich den unterricht, um die sache zu klären, das heißt, ein schüler erklärt, was ihn gerade gestört hat. dann sollte eigentlich nicht diskutiert werden, sondern die sache so gehört und hingenommen werden. soweit die theorie.
das hat so nicht geklappt. anfangs wurden die karten gar nicht benutzt, dann inflationär, inzwischen würde ich es angemessen nennen. nicht diskutieren ging auch nicht: angeschwärzte wollten sich verteidigen, andere auch ihren senf dazugeben. ich hab sie gewähren lassen, mich allerdings selbst ziemlich aus den diskussionen rausgehalten und nur als ein mitglied der gruppe, das ebenfalls gestört wurde, etwas gesagt und ein bißchen moderiert. irgendwann kam es tatsächlich dazu, dass die schüler sagten: können wir jetzt bitte wieder unterricht machen?!
die klasse, von der ich hier schreibe ist eine 5. hier gab/gibt es viel unruhe, weil sie sich noch nicht gut kennen, es gibt machtkämpfe, imponiergehabe,... ich habe aufgegeben, dagegen anzugehen, ich versuche dem in vernünftigem rahmen platz zu geben. also die konflikte austragen zu lassen, allerdings mit regeln, d.h. vor allem verbal statt mit fäusten und oft suche ich dafür einen bewussten rahmen. es geht unterrichtszeit drauf aber ich glaube, die zeit ist gut und notwendig investiert.
ich habe die phase, wo in gewisser weise ein "missbrauch" der "maßnahmen" stattfand einfach ausgesessen. die schüler mussten probieren, es pendelt sich langsam ein. ich war zu beginn sehr ungeduldig und dachte, so was schlägt gleich ein und dann is alles gut -utopisch natürlich, aber genausowenig muss man daraus, dass in der ersten stunde die sache noch keine wirkung zeigt gleich schließen, dass es nicht funktioniert.
die gespräche fruchten nicht bei allen. bei den 5ern wirkt es noch recht gut. in klasse 7 schon weniger. es gibt aber immer auch da welche, wo es nicht umsonst ist. das sind vielleicht nicht die, die am meisten stören, aber einige von den "mitläufern" habe ich schon in vernünftigen gesprächen zu veränderungen bewegen können. das ist auch meist sehr aufschlssreich, häufig haben die wirklich gründe für ihr verhalten.
ich führe die gespräche immer einzeln und frage mehr danach, was den schüler daran hindert, in meinem unterricht bei der sache zu sein (nicht wörtlich so, aber letztlich zeige ich mich für anregungen interessiert) und ich habe den eindruck, dass einige allein aufgrund der tatsache, dass man sie mal nach ihrer meinung gefragt hat, schon mit einer anderen einstellung dasitzen.
inzwischen bin ich auch davon abgekommen, mit den schülern das gespräch so quasi als "strafe" unmittelbar nach einer besonders üblen stunde zu führen. ich überlege es mir langfristiger und bestelle den schüler dann mit ankündigung, so dass er sich drauf einstellen kann und sage auch nur, dass ich mich gern mit ihm über den unterricht im fach xy unterhalten möchte.
mit eltern habe ich bisher selten (eher nur in extremfällen) gesprochen. ich habe zu sehr das gefühl, dass meine eigene beziehung zu den kindern noch zu wenig definiert ist. es reicht schon, von kollegen die einschätzungen eingeredet zu bekommen, ich möchte mir gern mein eigenes bild machen.
tja, die kollegen, die schulleitung... die schulleitung weiß um meine schwierigkeiten, wusste es bereits von kollegen und war auch schon zum unterrichtsbesuch. im anschließenden gespräch war ich offen, habe aber auch signalisiert, dass ich da auf der suche bin und die probleme nicht einfach verdränge. die reaktion der schulleitung war nicht eindeutig. ich weiß nicht, was davon gehalten wird.
bei kollegen wird geredet und manche glaube ich, würden mich entlassen, wenn es nach ihnen ginge, aber einige sicherlich auch, weil ich viele dinge eben anders angehe als sie selbst. ich weiß nicht, was passieren wird am ende des schuljahres. ich habe aber beschlossen, den kopf nicht in den sand zu stecken. ich zieh mein ding durch und entweder sie akzeptieren es, oder sie müssen mich entlassen...
-wenn ich das jetzt so lese klingt es mir etwas zu sehr beschönigt, weil ich jetzt von dem geschrieben habe, was ansatzweise funktioniert. faktisch gibts aber mindestens genausoviel, was eben nicht klappt. ich kämpfe ziemlich und ich hab auch oft zweifel, obs überhaupt mit methoden und ähnlichem zu tun hat, dass ich mehr kämpfen muss als andere, oder vielleicht einfach damit, dass ich schlecht bin im grenzen setzen, dass ich wenig erfahrung mit kindern habe und eigentlich nur weiß, was ich nicht will und nicht so recht weiß, was stattdessen gut wäre...
es würde mich freuen, weiter von dir zu hören, was du versuchst und wies weitergeht
liebe grüße,
gutenmorgen