Hier, ich, Sonderpädagogin im GL auch in Bonn. Ich kann auch von der anderen Seite berichten.
Ich bin heute ein wenig auf Krawall gebürstet und möchte betonen, dass ich hier niemanden persönlich meine oder kenne!
Ich bin mit voller Stelle an meiner Schule, unterrichte davon 4 Stunden alleine. Eigentlich Luxus für viele. Da ich aber für die gesamte Schule (etwa 60 Förderkinder in den Klassen 5-10) zuständig bin, fehlen mir die Stunden, um meiner eigentlichen Arbeit nachzugehen.
Ich habe tolle Kolleginnen und Kollegen, die sich Gedanken um die Förderung ALLER SuS in ihrem Unterricht machen. Viele kommen auf mich zu, fragen nach Material, Unterstützung bei Elterngesprächen, Ideen und Tipps für Unterrichtsgestaltung, wie kann ich das Kind unterstützen, was kann es eigentlich leisten und was noch nicht?
Dann habe ich Kollegen, die bei jeder verdammten Konferenz fragen, wer denn nochmal die Förderschüler in ihren Kursen sind Ratet mal, wer sich darüber beschwert, dass man Textbausteine für die Zeugnisse braucht?
Ich sehe es grundsätzlich und selbstverständlich als meine Aufgabe an, die Zeugnisse und Förderpläne für die Förderschüler zu schreiben. Ich komme da aber verflixt schnell an Grenzen, wenn ich die Schüler in nur einem Fach und auch nur in 2 Stunden pro Woche sehen? Ja was soll ich denn da schreiben? Daher ist es Aufgabe der Fachlehrer, das zu schreiben. Die machen den Unterricht und wissen, womit sich die Schüler beschäftigt haben. Ich stelle jedes Jahr Vorlagen und Beispielformulierungen zur Verfügung. Gefühlt liest die kaum jemand der meckernden Kollegen und schickt mir den letzten Rotz.
und ja, das ist auch ein Druck auf die Tränendrüse und musste mir die Bewertungskompetenz unentgeltlich noch obendrein aneignen, um Zeugnis über meine Inklusionsschüler abzulegen.
Würfelst du die Noten der Regelschüler? Bewertet wird anhand von Kriterien. Was hat der Schüler inhaltlich erarbeitet, was war Zielsetzung und wieviel davon hat er erreicht? Grundlegendes Handwerk ALLER Lehrer. Jammern ist da vollkommen unangebracht.
Was ich den Kollegen anbiete:
- Unterstützung im Unterricht, für alle Schülerinnen und Schüler, aber insbesondere für die Inklusionsschüler
- gemeinsame Planung von Einheiten, die Anpassung an Förderschüler übernehme ich, muss dafür aber wissen, was wann dran ist
- Klassenarbeiten: Das variiert, je nach meinen Stunden. Bin ich garnicht im Unterricht, erstelle ich keine Arbeit, weil ich nicht weiß, was der Schüler gemacht hat, welche Aufgabenformate er beherrscht etc. Bin ich nur 1/2 Stunden drin im Hauptfach, dann passe ich die Arbeit der Fachlehrer an. Manchmal bin ich aber 4 oder mehr Stunden dabei, dann erstelle ich die Arbeiten (zum Teil auf 4 Niveaustufen) selbst. Aber auch da brauche ich Vorlauf und könnte platzen, wenn ich Sonntag Abend die Vorlage für die KA am Montag Morgen bekomme. Korrigieren tu ich alles, was ich erstellt habe und schaue mir gerne auch an, was die Schüler in anderen Fächern fabrizieren.
- Material: ich hab einiges zuhause, das ich gerne verleihe, ich suche aber auch gerne für euch nach passenden Sachen im Netz
- Beratung: Klingt ganz hochtragend,ist es aber nicht. Manchmal sehe ich als Außenstehende nochmal anders auf Sitzordnung, Tischanordnung und Abläufe. Tipps für Methoden, oder passende Themen haben meist meine älteren Kolleginnen und Kollegen mehr als ich. Ganz häufig hole ich mir Anregungen bei denen
Bei Elterngesprächen bin ich immer gerne dabei, weil die rechtlichen Grundlagen eher parat habe und insbesondere die Schullaufberatung da einige Fallstricke hat, auf die man achten sollte. Wenn Anträge geschrieben werden müssen, dann mache ich das. Unterstützung in der Berufsberatung, mach ich auch. Ich begleite die SuS zur Arbeitsagentur, mache die Praktikumsbetreuung, helfe bei der Suche nach Ausbildungsplätzen.
Ich eröffne auch gerne kleine Fördergruppen. Insbesondere in den höheren Klassen, wenn z.B. in Mathe die Themen so weit auseinander gehen, dass gemeinsamen Unterricht nur noch sehr schwer bis garnicht möglich ist. An der ersten Schule herzlich willkommen, an der nächsten von der SL verboten.
Unterm Strich mache ich nichts, was die Kollegen nicht auch machen. (Abgesehen von den Gutachten im Feststellungsverfahren) Ich bin aber dabei maximal abhängig von der Kooperationsbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen. Manchmal scheinen die die Erwartungshaltung zu haben: super, ich brauch mich um die I-Schüler nicht mehr kümmern, oder: jetzt hab ich schon nen Sonderpädagogen und das Kind stört immer noch.