Ich weiß nicht, wie das in anderen Schulformen ist, aber bei Lehramt auf Gymnasium ist das auch nicht geplant. Da absolvierst du ein fachwissenschaftliches Studium, und das hat mit Schule und Unterricht herzlich wenig zu tun. Daran ändern auch die Schulpraktika nicht viel. Im Ref erst lernst du wirklich dein Handwerk.
Umso schwieriger stelle ich es mir vor, wenn man dann ohne Anleitungins kalte Wasser und vor die Schüler gerät. Würde ich für meine Kinder auch nicht wirklich toll finden
In SH wird von Studienleiterseite oft davon abgeraten, vor dem Ref. zu unterrichten, da man sich dadurch angewöhnen könnte, "falsch" zu unterrichten und es danach schwer fällt sich umzugewöhnen.
Ich habe vor dem Ref. 3 Monate unterrichtet und finde, dass es mir dennoch was gebracht hat, da man sich selbst ausprobieren kann, ohne dass Mentor oder Studienleiter einem auf die Finger schauen. (Schwierig ist es allerdings manchmal für Leute, die ein oder zwei Jahre vor dem Ref. unterrichtet haben.)
Ich würde mir vornherein bestimmte Sachen angewöhnen:
- ein Einstieg, der gedanklich zum Thema hinführt und bestenfalls am Ende der Stunde wieder aufgegriffen wird. Ggf. folgt dem Einstieg eine Problemfrage, die am Ende der Stunde beantwortet werden kann.
- didaktische Reduktion (zB diese Stunde NUR Reimschema, es muss nicht das ganze Gedicht analysiert werden)
- genau überlegen: WAS sollen die Schüler heute lernen (zB sie lernen ein Gedicht nach formalen Aspekten zu analysieren)
- die Schüler selbst arbeiten lassen - also nicht nur vorne stehen und erzählen wies geht, sondern Aufgaben so konzipieren, dass die S. es selbst erarbeiten
- kein Lehrerecho, nicht jeden S.-beitrag kommentieren oder gar wiederholen
Im Grunde ist das meine Ausbeute aus dem Ref. (bisher ein knappes Jahr). Ich finds ehrlich gesagt enttäuschend wenig. Denn WIE ich die o.g Punkte umsetze, kann einem keiner richtig erklären. Im Studium (LA GYm) lernt man herzlich wenig übers unterrichten. Schockierend finde ich, dass es bei Sonderpädagogen nicht besser ist. Im Ref. lernt man natürlich schon einiges, aber vieles "by doing". Wie gesagt, ich finds enttäuschend, wie wenig man wirklich angeleitet wird. Über gelungene Einstiege und das Formulieren von Hauptintentionen könnte ich inzwischen Bücher schreiben, aber wie man sich Respekt in jüngeren Jahrgängen verschafft, Noten gibt, Klausuren konzipiert und bewertet, ist bei uns so gut wie kein Thema. Es spielt ja in der UB auch keine Rolle, da die Kinder dann in der Regel brav sind...
Ich verwende unheimlich viel Zeit darauf Unterrichtsmaterialien herzustellen. Ich würde daher empfehlen ohne Unterrichtserfahrung nicht mehr als eine halbe Stelle anzunehmen.
LG, Sofie