@ robischon
Okay, du negierst alle Begriffe, die irgendwie mit Autorität zu tun haben, und meidest "Verhaltensanpassung" wie der Teufel das Weihwasser. Jedoch hast du auch du eine erwünschte Arbeitshaltung, zu der du deine Lernenden hinführen willst. Soll heissen, ganz ohne "Führung" kommst auch du nicht aus.
Nach deiner Ansicht entsteht dieses gewünschte Verhalten quasi von allein, wenn man die Zügel nur locker genug lässt (Gebe zu, das ist jetzt stark vereinfacht.). Die Diskussion wird wohl zu keinem gemeinsamen Nenner führen, weil schon auf einer anthropologischen Ebene unterschiedliche Vorstellungen herrschen, bspw. bei der Frage, ob es denn sein kann, dass ein Schüler einfach nicht lernen WILL. Viele (ich eingeschlossen..) bejahen dies, du siehst immer extrinsische Gründe. Um mal bei deinem Beispiel des "kleinen Arabers" zu bleiben: nehmen wir mal an, er ist immer so übermüdet, dass er erstmal zwei Stunden schlummern muss. Er nutzt also damit weniger Zeit zum Lernen, als der Rest der Lerngruppe. Irgendwann wird sich das in seinen Leistungen niederschlagen.
Interessant ist auch folgender Aspekt: wir gewähren die Autonomie, und lassen Schülern die individuelle Entscheidung, was sie lernen wollen. Trifft der Schüler jedoch die Entscheidung, nix zu machen, wird das Individuum von jeglicher Verantwortung befreit. Freiheit mit Vollkasko-Mentalität.
Persönlich habe ich ferner die Erfahrung gemacht, dass sich manche Schülern mit offenen Unterrichtsformen, die ein hohes Maß an Selbstorganisation (beinahe hätte ich Disziplin gesagt...) verlangen, große Probleme haben. Ich beziehe mich hierbei explizit auf eine binnendifferenzierte Gesamtschulklasse. Die leistungsstarken kamen bestens damit zurecht, bei einigen leistungsschwachen waren alle Ansätze als blankes Chaos zu bezeichnen. Mit einer kleinschrittigen, direkten Lehrerinstruktion hatte ich bessere Erfahrungen gemacht, und bei den entsprechende Schülern auch bessere Lernfortschritte erzielt.