Einerseits habe ich dort gearbeitet, weil ich Geld verdienen musste. Andererseits, weil mir die Tätigkeit sehr gut gefallen hat und ich persönlich an einigen Klienten sehr gehangen habe.
Du scheinst auch - wie die meisten Gläubigen - falsche Vorstellungen davon zu haben, wie sich das "Kirchliche/Christliche" bei solchen Anbietern sozialer Dienste äußert. Das ist keineswegs wie bei Montessori oder Waldorf, wo das ganze pädagogische Konzept auf der Ideologie fußt - bzw. die ist halt sehr schwammig, typisch norddeutsch evangelisch halt. Und nein, ich habe nix gegen Nächstenliebe und den ganzen Kram - aber gegen diese widerliche, selbstgerechte Heuchelei.
Z.B. Arbeitnehmer jahrelang in befristete Verträge zu pressen, weil sie ja konfessionslos sind (hauptsache Konffession, welche ist egal) um sie dann zu entlassen, weil man damit "nicht den ethisch-moralischen Ansprüchen" entspreche.
Und das von einer Stiftung, die im 3. Reich ohne mit der Wimper zu zucken die ihnen anvertrauten Menschen ins Gas schickte.
Die bis in die späten 70er Jahre hinein Menschen zwangskastrierte und -sterilisierte (ich habe dort u.A. einen Mann betreut, der hatte keine Hoden mehr, weil man sie ihm als Junge abgeschnitten hatte). Ihnen ohne Betäubung die Zähne gezogen hat. Sie als Strafmaßnahne wochenlang fixiert hat etc.
Damalige MitarbeiterInnen, die mitgeholfen haben, dies publik zu machen, wurden kürzlich noch in einem Zeitungsinterview vom damaligen Leiter (und Pastor) durch die Blume noch als Nestbeschmutzer beschimpft, schließlich sei "...nicht alles schlecht gewesen." Der christliche Geist sei "überall in der Einrichtung spürbar gewesen." Muss ein verdammt böser Geist gewesen sein.
Und nein, ich behaupte nicht, dass solche Dinge nur in kirchlichen Institutionen möglich waren/sind. Aber sich dabei immer noch eine solch schamlose, selbstgerechte Überheblichkeit zu wahren - das schaffen wirklich nur die großen Religionen und ihre Anhänger.