Beiträge von Maylin85

    Das Argument zur AfD halte ich nach wie vor für unbegründet, da diese von Anfang an schon im Osten gepunktet hat, wo Clankriminalität kein nennenswerter Begriff ist. Man ist traditionell skeptisch gegenüber allem, was nicht in 100. Generation erzgebirgisch ist oder den gefühlt 1000-jährigen Kohleabbau oder irgendwas infrage stellt, was lokalpatriotisch so festhaltenswert erscheint. Man darf auch nicht vergessen, dass es dort schon immer Rechtsradikale gegeben hat und nach der Wende viele, vor allem auch gebildete Frauen weggezogen sind.


    Das zweite: okay, für alle, für die Friedensbewegung und Castortransporte wichtige Themen waren, sind die Grünen sicher nicht mehr grün genug.

    Zum ersten Absatz: der Zulauf zur AfD kommt meines Erachtens von beiden Seiten - Menschen ohne große Berührungspunkte (wie in Ostdeutschland) und Menschen, die ihre Viertel kippen sehen (wie es eben hier der Fall ist). In Duisburg ist die AfD beispielsweise in den unmittelbar an Marxloh angrenzenden Stadtteilen stärkste Partei, in einigen Wahlbezirken von Neumühl hat sie knapp 45% der Stimmen geholt. Aus Gründen. Man tut sich keinen Gefallen damit, die Probleme ständig abzutun. Möglicherweise unterschieden sich die Wahlmotive je nach regionalen Voraussetzungen einfach.


    Zum zweiten Absatz: nein, es ist eben umgekehrt. Idealismus ist toll, bis man selbst die Kosten dafür auf sich zukommen sieht. In diesem Fall sind die Grünen plötzlich zu grün und vor dem Hintergrund der Krisen der vergangenen Jahre befürwortet man dann doch plötzlich andere Positionen und findet Klimapolitik nicht mehr so prioritär wichtig.

    Verstehe ich nicht, denn das sind doch alles schlaue Leute. Wie kann man denn solche Erwartungen haben, wenn die favorisierte Partei nur 14% erreicht hat und in einer Dreierkoalition gefangen ist?

    Man hat doch trotzdem Erwartungen als Wähler. Ich hätte von der FDP z.B. auch mehr Verweigerung bei einigen Themen erwartet. Der Spagat zwischen notwendigen Kompromissen in einer Koalition und dem Punkt, an dem man dem Wähler unbeabsichtigterweise das Gefühl vermittelt, seine Stimme indirekt gegen seine eigenen Interessen zu missbrauchen, ist eben manchmal schmal.

    Wer ist denn das althergebrachte Klientel genau? Und wer aus dieser Klientel erwartet aus der sonst favorisierten Partei, dass die das durchsetzen kann, was man sich eigentlich wünscht, wenn es noch zwei Partner gibt, die z.T. total konträre Anliegen haben?

    Alterhergebrachtes Klientel: hier am Wohnort klassisches Arbeitermillieu (Siedlung gehörte mal zu Thyssen). Was genau deren ausschlaggebende Punkte zum Umschwenken auf andere Parteien ist, weiß ich nicht genau. Ich vermute, die Schieflage der Industrie spielt ebenso eine Rolle, wie eine als nicht erfolgreich wahrgenommene SPD-Sozialpolitik. Der Erfolg der AfD ist meines Erachtens lokal sehr nachvollziehbar durch die Nähe zu Brennpunkten und sehr konkrete Probleme mit Jugend-Clankriminalität in unmittelbarer Nachbarschaft. Aber auch die CDU hat hier massive Zugewinne, was eher untypisch ist.


    Meine Eltern sind "althergebrachte" Grüne seit den Pershing-Protesten in den 80ern. Mein Papa ist nach seiner Führerscheinprüfung nie wieder einen Meter Auto gefahren, erzählt sein Leben lang "Benzin darf ruhig 5 Euro kosten"-Blödsinn und man war gegen Atomkraft, gegen Anzüge und Anzugträger, irgendwie auch ein bisschen gegen Globalisierung usw. usw. Wir waren zwar glücklicherweise nie die ultimativen Superökos, aber für meine Eltern waren die Grünen lange Zeit völlig alternativlos - CDU zu spießig und konservativ, SPD zu proletarisch, FDP zu bonzig. Meine Mum ist schon vor 15 Jahren umgeschwenkt, aber dass mein konsequent linksgrünversiffter Papa bei dieser Wahl erstmals anders gewählt hat, ist schon bemerkenswert. Was den Ausschlag gab -> Befremden über den ganzen woke-Kram, aber primär vor allem die Erkenntnis, dass die Grünen eine brauchbare Oppositionspartei sind, grüne Regierungspolitik aber wirtschaftspolitisch untragbar und letztlich wohlstandsgefährdend ist. Hier ist das Motiv also nicht zu wenig grüner Einfluss in der Ampel, sondern zu viel. Gleichzeitig gibt es in meinem Freundeskreis aber auch langjährige Grünen-Wähler, denen das Agieren in der Ampel zu weit vom Wahlprogramm entfernt war und die deswegen dieses Mal anders gewählt haben.

    Die Leute haben das GEG sehr wohl verstanden und sind nicht pauschal dagegen. Wenn aber nach einem Totalschaden der Heizung in einer ungeeigneten Wohnung eine Wärmepumpe aufgezwungen steht der Aufwand in keinem Nutzen zum Klimaschutz.

    Für mich als Lehrer im gut gedämmten Haus mit Flächenheizungen ist die Wärmepumpe kein Problem.


    Für den finanzschwachen Besitzer einer unsanierten Altbau-Etagenwohnung aus den 70 ern einfach nur Schwachsinn und wäre praktisch eine Enteignung.

    Ich vermute, dass exakt diese Thematik sich in meinem Wahlbezirk komprimiert spiegelt. Überwiegender Teil des Bezirks Denkmalschutzsiedlung aus den 1920ern, die "jüngeren" Gebäude Wiederaufbauten nach dem 2. WK aus den 1950ern, also geschlossener Altbaubestand. Hier hat keiner einen wirklich überzeugenden Plan, was passiert, wenn die Gasheizung den Geist aufgibt. Energieberater empfehlen Infrarot, die Nachbarn, die bereits umgestellt haben, sind allerdings durch die Bank weg unzufrieden. Bei uns (traditionell roter Bezirk) haben die Grünen 4,7% geholt, die SPD 19,5%, die AfD besorgniserregende 37,87%. Zum Vergleich: 2020 lag die SPD noch bei 38,4%, die Grünen bei immerhin 10,7%. Die Ampelpolitik ist auch und insbesondere für ihr althergebrachtes Klientel nicht mehr tragbar.

    Ich finde, die Grünen haben für ihren Stimmanteil eigentlich sogar ziemlich viel Einfluss nehmen können. Das gilt für alle politischen Ebenen, auf denen man sie als Mehrheitsbeschaffer brauchte. Bei der Bewertung scheiden sich dann halt die Geister: den Grünen-Wählern ist es unterm Strich zu wenig, den Wählern der Koalitionspartnern viel zu viel.


    Geht mir mit der FDP übrigens genauso. Als Wähler finde ich gruselig, was sie in der Ampel alles mitgetragen haben, andere sehen sie als Bremsklotz mit zu großem Gewicht. Dieses Bündnis funktioniert halt einfach nicht, die Unterschiede sind zu groß.

    Verstärkte Extremwetterereignisse, Klimamigrantion usw. wird sowieso alles kommen, auch wenn wir in Deutschland morgen klimaneutral sind. 6,5 Grad werde ich nach keinem aktuellen Modell erleben, 4 vermutlich auch nicht. Mir ist schon klar, dass auch 2 oder 2,5 oder 3 Auswirkungen haben, aber -> siehe Satz 1. Wir sollten das Geld lieber in hitze- und extremwettertaugliche Infrastruktur, die Entwicklung trockenresistenteren Saatguts, Flächenentsiegelung, Maßnahmen zur Verbesserung der Stadtklimate und dergleichen stecken.


    Zum letzten Absatz: ist richtig. Es ist trotzdem vorgesehen, dass ab Datum x der Einbau reiner Gas- und Ölheizungen nicht mehr möglich ist. Das ist für manche Gebäude einfach unsinnig (zumindest ohne direkt noch Fassaden und Dächer zu sanieren).

    Ich bin 39. Ich hab aufrichtig kein Interesse daran, auf Kosten unseres Wohlstands jetzt einen Klimaaktivismus voranzutreiben, dessen Effekte auf absehbare Zeit noch gar nicht messbar sein werden. Dazu ist unser absoluter Anteil einfach zu gering und Aufwand/Nutzen stehen für mich nicht unbedingt in einem ausgewogenen Verhältnis. Ob und was man überhaupt noch "aufhalten" kann, weiß auch kein Mensch.


    Ja, ungemütlich wird es vermutlich. Deswegen braucht es imo aber einen verstärkten Fokus auf Adaptionsmaßnahmen. Natürlich sollte man zusätzlich auch weiterhin Emissionen verringern und nachhaltige Entwicklungen vorantreiben, aber nicht mit der Brechstange und so, dass dem Einzelnen dadurch keine Nachteile entstehen. Das Heizungsgesetz ist ein wunderbares Beispiel, wie man es genau nicht machen sollte.

    Meine Klausurergebnisse wurden bisher auch ausnahmslos durch HV verbessert. Ich nutze überwiegend politische Reden, Podcasts, die Audiospur von Dokumentationen usw. in Kombination mit 3-4 verschiedenen Aufgabenformaten (Multiple Choice, gap activities, richtig/falsch, freies Antworten).

    eher in Gegenteil. Die sind die einzigen, die aktuell langfristig und vernünftig denken .... und dafür abgestraft werden. Weil der Durchschnittswähler halt nicht langfristig denkt.

    Da stimme ich ganz objektiv draufschauend zu und der üble Gegenwind, der ihnen entgegen schlägt, tut ihrer Politik eigentlich Unrecht.


    Allerdings wähle ich sie auch nicht, weil mir das alles mittelfristig zu teuer und unbequem ist und weil ich zu alt bin, um noch zwingend langfristig denken zu müssen. Dass sie aber bei den jungen Wählern oder auch Leuten mit Interesse an der Zukunft von Kindern und Enkelkindern so crashen, verwundert mich doch.

    Ich kann noch was Versöhnliches zur Bleistiftdebatte beitragen. Laut Wahlhelfern hier ist das kein Bleistift, sondern ein nicht radierbarer Kopierstift, den die Stadt mal flächendeckend für alle Wahllokale angeschafft hat. Sieht nur aus wie ein Bleistift.


    Das gefällt mir zumindest schonmal besser 🤗

    82% der befragten AfD- Wählenden haben angegeben, dass es ihnen egal sei, dass die Partei in Teilen rechtsextremistisch sei, solange diese die „richtigen“ Themen ansprechen. 51% geben an die Partei aus Überzeugung zu wählen.

    Rechtsextreme Positionen werden also ganz offensichtlich zunehmend salonfähig im Fahrwasser der AfD, der es zusätzlich besonders gut gelingt junge Menschen über soziale Medien nicht nur zu motivieren, sondern auch zu manipulieren.


    Ich möchte mich insofern chilipaprika s Aussage im Meckerthread anschließen: In was für einem Land müssen meine Neffen nur aufwachsen!

    Ich denke aber dennoch nicht, dass nur "echter" Rechtsextremismus zur Wahl motiviert. In den sehr multikulturellen Wahlbezirken hier hat die AfD mit fast 25% (derzeitiger Stand) die höchsten Anteile geholt. Da wohnen keine Rechtsradikalen, sondern Menschen, die seit Jahrzehnten in einem multikulturellen Umfeld leben, häufig doppelte Staatsbürgerschaften und/oder eigenen Migrationshintergrund haben. Und ja, vermutlich würden die zustimmen, dass die AfD die "richtigen" Themen anspricht, weil sie hier (!) nämlich sonst keiner ernsthaft anspricht.


    Ich will das nicht gutheißen und sehe die Wahl von Rechtsextremisten auch mit viel Sorge. Aber das ist eben auch Folge von vernachlässigten Themen des übrigen Parteienspektrums.


    In den besser betuchten Stadtteilen spielt die AfD dagegen eine deutlich untergeordnete Rolle, weil die adressierten Themen da aber eben auch kaum Alltagsrelevanz haben.

    Ich denke, das AfD Ergebnis basiert einerseits auf deren starker Social Media Präsenz und andererseits darauf, dass jüngere Altersgruppen die verfehlte Migrationspolitik in Institutionen, Diskotheken, Innenstädten unmittelbarer erleben als ältere Leute, die im Wesentlichen zwischen Arbeitsplatz und Familie pendeln. Dass diese Partei keine nennenswerten sonstigen Punkte hat, geht dann prioritär ebenso unter, wie untragbare Spitzenkandidaten. Das demokratische Spektrum muss dem Thema imo dringend anders begegnen.


    In meinem traditionell roten Wahlbezirk liegt die AfD nach derzeitigem Auszählungsstand auch erstmals hauchdünn ganz vorne. Und ich verstehs. (sicherheitshalber: nein, ich habe sie nicht gewählt, meine Wahl liegt hier bei unter 3% 😅)

    Es erleichtert zumindest, dass ein Durchfallen mehr und mehr unmöglich wird.


    Und ja, primär stört mich daran auch der Mehraufwand in der Vorbereitung und bei der Vorabiklausur. Ist ja nicht so, als würde zentral zumindest mal ein reichhaltiger Fundus bereitgestellt.

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