Sexualkundeunterricht fand bei uns auch ganz normal statt, allerdings teils unter heftigen Protesten der Elternschaft und unter Beschwerden beim Träger, dass das Gelehrte nicht mit der vatikanischen Linie vereinbar sei usw. Sehr ätzend und stressig für die betroffenen Fachkollegen. Ein Vater vertrat ernsthaft die Ansicht, seine Tochter müsse gar nichts über Verhütung und ihren Zyklus wissen, denn vor der Ehe wäre das sowieso kein Thema und danach spiele es auch keine Rolle mehr. Und die Abbildungen im Schulbuch wurden als "pornographisch" bezeichnet. War schon ziemlich skuril teilweise, aber wir haben auf jeden Fall Spaß gehabt im Lehrerzimmer
Wenn wir mal ehrlich sind, wird das im Schulgesetz NRW vorgeschriebene Erziehungsziel in nicht-konfessionellen Schulen doch überhaupt nicht angestrebt. Oder kennst Du irgendeine nicht-konfessionelle Schule, die ihre Schüler wirklich zur Ehrfurcht vor Gott erziehen?
Konfessionsschulen erziehen aber wirklich zur Erfurcht vor Gott. Dort steht Gott und der christliche Glaube im Mittelpunkt des Schullebens. Es gibt die Morgengebete, Schulgottesdienste, obligatorischen Religionsunterricht, Kruzifixe in jedem Klassenraum, christliche Projekte und Anknüpfungspunkte in allen Fächern und im sonstigen Schulalltag.
Für mich ist das Erziehungsziel "Ehrfurcht vor Gott" schon angemessen berücksichtigt, wenn Schule es schafft, Schüler zu Toleranz und Offenheit gegenüber Glaubensvorstellungen und verschiedenen Glaubensrichtungen zu erziehen. Ehrfurcht (ganz schreckliches Wort übrigens, finde ich) vor einem Gott, an den viele nicht glauben, ist ja sowieso müßig, aber Respekt vor Gläubigen und ihren Ansichten reicht ja vielleicht schon und kommt letztlich ja auch aufs gleiche raus.
Und wie weit der Glaube den Mittelpunkt des Schullebens darstellt, bin ich mir auch nicht sicher. Bei der Bistumsschule, an der ich gearbeitet habe, wurden z.B. keine Morgengebete gesprochen und die Schulgottesdienste fanden nicht sehr ausufernd oft statt. Gut, da hingen Kreuze an der Wand und alle gingen zum Religionsunterricht, aber sooo weit entfernt von staatlichen Schulen fühlte es sich im Alltag nicht an. Spezielle christliche Projekte liefen auch nicht, wohl aber sehr viele allgemeine soziale Projekte (quasi gelebte Nächstenliebe, aber sowas wäre ja auch für normale Schulen nicht verkehrt).
An der Ordensschule war es allerdings auch eher so wie von dir beschrieben.
Ich habe an beiden Schulen gerne gearbeitet, auch als nichtgläubiger Mensch. In beiden wehte ein ganz besonders "netter Geist" was den Umgang miteinander anging und ich habe den Eindruck, an diesen Schulen menschelt es irgendwie mehr. Das Klientel war auch vergleichsweise angenehm und zumindest eine der beiden Schulen war auch extrem leistungsorientiert und einfach "gut" im output. Hätte ich Kinder, würde ich sie vermutlich tendenziell eher an einer konfessionellen Schule anmelden nach allem, was ich im Schulwesen bisher gesehen habe. Nicht "obwohl" ich nicht religiös bin, sondern vielleicht sogar "weil". Ein bisschen religiöse Grundbildung kann nicht schaden, und sei es nur fürs Allgemeinwissen oder um sich eine Meinung zu bilden. Aber das ist meine Meinung und ich verstehe jeden, der seine Kinder nicht einer Geisteshaltung aussetzen möchte, die er nicht teilt. Würde ich in anderen Gesinnungen, die ich für weniger harmlos halte, auch nicht.