ich hab lange überlegt, ob ich das jetzt schreiben soll, aber ich hab immer wieder das Bild im Kopf eines Erstklässlers, der gerade oberstolz auf einem Zettel stehen hat:isch ap dis lip, mama ... Dann wird ehrliches Feedback erfolgen. "Das ist ja schön, mein Kind, aber Ich wird am Satzanfang groß und mit ch geschrieben und hab, da hört man doch ein h und am Ende hört man zwar ein p aber man schreibt ein b und dich hat auch ein ch und bei lieb ist da ein ganz langes i und dann hörst du ein p aber schreibst ein b ... Und Mama wird groß ... Toller Satz, mein Kind, aber alles falsch. Und nun 15 mal korrekt... Das Kind wird weder diesen noch irgendeinen anderen Zettel jemals wieder freiwillig schreiben.
Aber gut, jeder wie er meint.
Ich weiß gar nicht, was so toll daran sein soll, wenn Kinder überhaupt falsche Briefchen nach Hause schleppen. Vielleicht bin ich da auch etwas unemotional, aber ich hätte in so einem Fall glaube ich doch arge Probleme, mich aufrichtig darüber zu freuen.
Mir ist schon klar, dass Rechtschreibstrategien erst erlernt werden müssen und das auch wichtig ist und man nicht den gesamten deutschen Wortschatz auswendig aus dem Duden lernen kann und soll usw. Aber Wörter, die häufig verwendet werden, kann man doch schon möglichst früh richtigstellen und so lernen lassen, bevor sie sich so festsetzen.
Die Frage, wieso sich die richtige Schreibweise nicht genauso fossilisiert, verstehe ich ehrlich gesagt nicht so richtig. Das tut sie doch. Man fängt doch nicht plötzlich an Fehler zu machen, nachdem man etwas schon xmal richtig geschrieben hat. Jedenfalls ist das sicherlich nicht der Regelfall. Deswegen ärgert mich ja so, dass man zulässt, dass ein Konzept erst einmal mit einer lautgetreuen Schreibweise verknüpft wird und sich so im Kopf festsetzen kann, bevor man es dann später mühsam wieder umlernen muss.
Ich kenne die Studienlage und die angeblichen Vorzüge dieser Methode, aber ich sehe auch meinen Neffen, der jetzt immer noch Wörter gruselig schreibt, die noch nichtmals sonderlich exotisch sind, sondern sogar recht oft Verwendung finden. Einfach, weil die sich ihm anscheinend so ins Hirn gebrannt haben und auch in Klasse 3 und 4 nicht mehr umzulernen waren. Und im Freudeskreis sieht man ähnliches. Mir ist klar, dass das weit entfernt von einer wissenschaftlich aussagekräftigen und repräsentativen Beobachtung ist, aber es ist doch zumindest verständlich, dass Eltern angesichts dieser Erfahrungen versuchen, irgendwie gegenzusteuern und selbst bei ihren Kindern nachzujustieren.