Meine Erfahrung zu Beginn war ganz ähnlich, nämlich dass Zeiteinsatz für Vorbereitung und Stunde in keinem Verhältnis miteinander standen.
Zu dem "Sätze auswendig lernen". Den Tip hab ich sehr oft gehört. Es gibt verschiedene Gründe für diesen Tip. Einer besteht darin, dem LAA eine Möglichkeit zu geben, an seiner Lehrersprache zu feilen und vor der Klasse auf einem schülergerechteren Niveau zu sprechen. Da ist die Zielsetzung langfristig. Ein weiterer Grund kann darin bestehen, dass der LAA sich in Stundenabschnitten verhaspelt und hinten raus nicht mehr zum Ende kommt. In beiden Fällen, finde ich, wird er zu oft betont. Als Resultat werden die Stunden nämlich so detailliert, ja wörtlich geplant (und dann auswendig gelernt - Zeit!!! wie du ja selbst merkst), wie sie in 95% der Fälle nicht ablaufen. Man lernt da in der zeitlichen Mehrheit "für den Papierkorb".
Was Sinn machen kann, ist, die Eckpunkte der Stunde wörtlich auszuformulieren, Lernziele, die angestrebt werden, Zwischenergebnisse, die benutzt werden sollen, Fragestellungen, um die es geht. Das sind pro Stunde vielleicht 3-4 Sätze. Alles was drumherum läuft, wird dagegen adhoc formuliert. Das muss dann am Anfang noch nicht 100% passen, aber dafür ist man sehr viel flexibler, wird auch sicherer im adhoc Sprechen vor der Klasse und braucht VIEL weniger Zeit für die Vorbereitung.
Zur Stundenplanung selbst. Es spricht besonders als Berufsanfänger garnix dagegen, einfache Stunden zu machen. 08/15 Stoff mit hin und wieder vielleicht einem für die Klasse "neuen" Stundenteil, vielleicht mal eine neue Methode zu Beginn oder am Ende, die man die nächsten Wochen noch öfter benutzen will. Die Klassen honorieren das auch. Erstens werden SuS, die ständig mit Neuem konfrontiert werden, unsicher. Das wird insbesondere problematisch, wenn es sich um methodische Dinge dreht. Nichts ist so problematisch (besonders in einer Lehrprobe), wie SuS, die unsicher sind, wie sie etwas machen sollen. Zweitens wird ihre Erwartungshaltung gefördert und man ist dann irgendwann an der Stelle, wo das Unerwartete/Neue von der SuS wie selbstverständlich gefordert wird. Drittens, freuen sich SuS, wenn sie zeigen können, dass sie schon etwas können. Also sollte man ihnen auch die Chance geben und auf eingeübte Sachen/Methoden zurückgreifen. Wenn die Klasse das Material so und so zu handhaben gewohnt ist, dann macht man das auch so, wenn man nicht gerade die Klassenleitung übernimmt und auf absehbare Zeit viel länger und öfter in der Klasse drin ist (welcher LAA ist das schon?)
Stunden mit Showeffekt sollte man sammeln und sich für die Lehrproben aufheben, es gibt je nach Fach und Jahrgangsstufe gar nicht so viele, wie man Anfangs glaubt. Und dann ist man halt Berufsanfänger und hat mit grundlegenden Sachen noch genug zu tun. Es bringt nichts, Zeit auf das Lernen des Loopings zu verschwenden, wenn man erstmal den Start üben muss und wie man die Höhe hält. Also einfache Stunden, einfache Ziele für sich selbst ("Heute mal mind. 4 Schüler vor der Klasse loben. Und Kevin, selbst wenn er wieder nix auf die Reihe bringt.")