Beiträge von Thamiel

    Vielleicht sollte man sich mal überlegen ob es nicht auch daran liegen könnte, dass sich einfach zu wenig Erzieherinnen beteiligt haben. Das wäre dann natürlich auch den Erzieherinnen zuzuschreiben.


    Janee, is klar. Vergleich mal die Zahlen von damals und überleg mal, wie du das toppen würdest: GEW Presse, Mai 2009 Ich sagte schon, der gewerkschaftliche Organisationsgrad der Erzieher ist um einiges höher als bei den Lehrern. Die können viel effizienter streiken als wir.

    Ich streite nicht ab, das die Erzieherinnen vor zwei Jahren nichts erreicht haben. Klar waren sie effektiv. Letzten Endes. Nach fast einem Quartal. Das ist ein bisschen was anderes als 1 Tag Warnstreik in Mainz. Ich weiß nicht, wie man das übersehen kann.


    chilipaprika:
    Aber: Nur weil wir streiken können, heißt das, daß wir streiken müssen?


    Das ist das erste und oftmals einzigste, was Gewerkschaften einfällt. So ein typischer Schnellschuß aus der Arbeiterbewegungsecke. Aber ob das zielorientiert ist, darüber machen sich die wenigsten Gedanken. Dabei bräuchte die GEW nur mal beim DGB vorbei zu schauen und sich mal an die langen Gesichter in der SPD zu erinnern, die sie damals gemacht haben, als Sommer der ehemaligen "Bruderpartei" die Gefolgschaft verweigert und aufgrund der Schröderschen Sozialgesetzgebung eben keine Wahlempfehlung für die SPD an seine Mitglieder ausgegeben hat. An der Wahlurne angreifen, da reagieren Politiker empfindlich.


    Seitdem haben wir eine schwarze Bundeskanzlerin.


    Ich möchte Deutschland auch nicht mit anderen Staaten vergleichen. Ich finde, es lenkt nur ab. Frankreich hat eine ganz andere Demonstrations-Tradition. In der Politikwissenschaft wird Frankreich aufgrund dessen sogar als "unregierbarer Staat" bezeichnet. Aber das hängt auch mit dem zentralistischen politischen System dort zusammen. Bei uns gilt gerade in der Bildungspolitik viel mehr "Teile und Herrsche". Auf unserer Seite des Verhandlungstisches. Auf der anderen Seite sitzt aber kein Arbeitgeberverband mit zig Unternehmen, die untereinander auch noch in Konkurrenz stehen und in die man als Verhandlungsführer der Gewerkschaft einen Keil treiben könnte. Da sitzt nur das Bildungsministerium, ein staatl. Monopolist, die Lehrerstellen im Lande betreffend.

    Ah ja. Jetzt musst du nur noch erklären, wie die Verärgerung der Eltern über Unterrichtsausfall dazu führt soll, dass sie sich bei der Politik für uns verwenden, anstatt gegen uns. Auf die Erklärung bin ich sehr gespannt.


    Richtig, Politiker setzt man an der Wahlurne unter Druck. Das geht aber anders als mitten in der Legislaturperiode einen Streik anzufangen. Wie lange haben die Erzieherinnen gestreikt, bis sich was bewegt hat ? 10 Wochen ? Bei dem Organisationsgrad wäre ein Streik in der freien Wirtschaft nach einem Zehntel der Zeit erfolgreich gewesen. Soviel zur "Effizienz" einer Arbeitsniederlegung im Bildungssektor. Aber soweit analysiert die GEW natürlich nicht. Die bildet sich im Gegenteil noch was drauf ein, dass die Streikkassen damals so prall gefüllt waren, um 10 Wochen Streik durchzustehen. Was für eine Verschwendung.

    Ich würde gerne mal wissen, wer auf den Gedanken gekommen ist, mit Streiks ließen sich profitunabhängige Entscheidungsträger wie (Bildungs-)Politiker unter Druck setzen.

    Ob derjenige Schmerzensgeld zahlen muss oder ob er sich rausreden kann ist doch Sache der Justiz bzw. der Staatsanwaltschaft. Wenn die meint, dass der Aufwand nicht lohnt, ist die Sache auch schnell ad acta gelegt, vielleicht noch gegen ne Vergleichszahlung. Darüber zu spekulieren ist müßig. Die Frage kann hier nur sein, was in der Schule abläuft und passieren kann.

    Kannst du das Posting und die Prüfung nicht voneinander getrennt behandeln? First things first. Wie dann die Prüfung läuft und ob jemand das Ergebnis derselben anfechten wird, wird sich dann finden. Auf jeden Fall liegen dann schon alle Karten auf dem Tisch und jede Partei weiß, woran sie bei dem anderen ist.

    §13 StGB vielleicht: Garantenstellung des Lehrers gegenüber seinen Schülern? In dem Bereich gibt es ein paar hübsche juristische Fallbeispiele x x, die die Pflicht zur Hilfeleistung des §323 im schulischen Setting anders regeln. §323 geht von Unbeteiligten aus, die nichts miteinander zu tun haben. Und nein, ich habe keine Befürchtungen, dass jemand meine Kids umbringen will. Es gibt durchaus auch nicht-lebensbedrohende Gefahren, die man zumutbar abwenden können muss. Der Teufel steckt im Detail.

    Ah, und darf ich dich auch fragen, insbesondere da das dein Argument war, ob die Drohkullisse vom "bewaffneten Laien" ernst gemeint war oder ob das eher der Stimmungsmache diente? Ich weiß nicht, ob sich die Frage nicht selbst beantwortet, wenn man entnehmen kann, dass du vom Fach bist. Aber zu deinen Gunsten möchte ich da doch noch mal nachfragen.


    Derart sind die Halbwahrheiten, die mich in der Diskussion so fuchsig machen. Das sind so die Anzeichen, die mich fragen lassen, ob solche Sätze tatsächlich sachlichen Ansichten entspringen können. Schulen sind öffentliche Räume. Führen von Schußwaffen in öffentlichen Räumen hat bestimmte Voraussetzungen in Deutschland. Du magst ja von mir aus gerne Skeptiker sein, was Schußwaffen in privater Hand betrifft, aber wo zum Henker ist da die Verbindung zum Führen von Waffen in der Öffentlichkeit?


    Da bist du zumindest ungenau oder nimmst diese Unschärfe billigend in Kauf. Und das nervt. Die Mehrheit der hier Mitlesenden hat von der Waffenrechtssituation hier nämlich keine Ahnung und meint, das wäre auch noch richtig. Es gibt vom Gesetz aus keine mit Schußwaffen bewaffneten Laien in Deutschlands Öffentlichkeit. Jeder Ausstellung eines Waffenscheins im Saarland liegt in Saarbrücken automatisch die Einladung zur Waffeneinweisung in das Schießkino der Polizeikaserne bei.


    Genauso wie Sätze à la "Die Gesetzgebung verbietet Lehrern die Bewaffnung zum Schutze der Schüler.". Der war jetzt nicht von dir, zugegeben, aber wo ich mich dann frage, hat der jenige Ahnung vom Notwehrrecht oder will er einfach nur draufhauen und Spass haben. Darf der Waffenbesitzer seine Waffe benutzen, wenn er damit Gefahr von sich oder anderen abwenden kann. Klar. Natürlich darf er. Frage ist nur, ob sie zugriffsbereit ist. Das ist sie in der Regel nämlich nicht. Aber wenn dir daheim der Einbrecher über den Weg läuft, und du stehst gerade mit dem Schlüssel am Schrank, greif zu.


    Wenn du meinst, dass Einzelfallargumentation gerade in diesem Thema eine Luftblase ist, kann ich dir nur raten mein letztes Posting noch mal durchzulesen: Das persönliche Verhalten von Grenzsituationen, über die wir hier reden ist nie allgemeinültig zu regeln. Erst recht nicht aufgrund von vorherigen Einzelfällen. Die Entscheidungen und spätere juristische Aufarbeitung solcher Vorfälle unterliegt immer der besonderen individuellen Würdigung. Auch vor dem Notwehrrecht sind nicht alle Wehrenden gleich. Manche sind gleicher. Und es mag durchaus Leute geben, die sich zwischen Flucht und Kampf für letzteres entscheiden. Wenn sie mal aus ihrer Schockstarre fallen, weil gerade etwas abgeht, dass so gar nicht in ihr Weltbild passt.

    :) Es wurde länger.... :autsch:


    Thamiel ist sich bewußt, dass er sich nur zum Bruchteil vorstellen kann, wie US-Amerikaner denken. Zum einen gibt es nicht den Amerikaner, sondern viele verschiedene Kulturen in diesem "Land der Kulturlosen" und der endlosen Weite. Man kann in den USA auf dem Highway unterwegs sein, ohne von der Zivilisation mehr zu sehen als das graue Band vor einem und der gelegentlichen Ranch weitab am Horizont.


    Amerikanische Gastfamilien schlagen dir vor, am Nachmittag in den nächsten Steinbruch zu fahren, um mit den Buddies und den Knarren rumzuballern, ein paar Bier zu lüpfen und abzuklönen. Und zwar mit einer Selbstverständlichkeit und Tabulosigkeit, dass es dem studierten Westdeutschen, dem man das Obrigkeitsdenken angewöhnt und die Waffenexistenz mit der schleichenden Erdrosselung des Wehrdienstes abgewöhnt hat, die Sprache verschlägt. Ja, es gibt sowas wie Schußwaffen und nein, sie verschwinden nicht, indem man sie tabuisiert oder sich weigert, sich mit ihnen auseinander zu setzen. In der DDR war das sichtbarer, da wusste auch der Kleinste, wo der (Klassen-)feind stand und was man für ihn bereit hält. Krieg war da kein Tabu, was nicht heißt, dass er nicht verherrlicht wurde.


    Wenn ich hier heute abend Besuch von der lokalen Wildschweinrotte bekomme, rufe ich die Polizei und wenn die nicht selbst kommt, schickt sie den lokalen Revierjäger vorbei. Wenn in den USA sich beim örtlichen Sheriffs-Department jemand beschwert, dass ihm die Koyoten ums Haus ziehen, sagt ihm der Deputy, dass er gefälligst die Schrotflinte in die eine, seinen Sohn an die andere Hand nehmen soll um ihm zu zeigen, wie man den eigenen Vorgarten aufräumt, anstelle die Polizei zu nötigen, sich für solch eine Lappalie 30min Anfahrt und 30min Rückfahrt aufzubürden.


    Das ist das Typische für den Durchschnitts-US-Amerikaner: Mach es selbst, "work the problem". Planen ist Teil der Lösungsfindung, und nicht Voraussetzung des Handelns. Im überspitzten Sinne fast wörtlich: "Schießen jetzt, Fragen später." Das ist dort legitime Aktionsgrundlage: Wenn du es selbst erledigen konntest, kann das Ergebnis so schlimm nicht sein, trotz aller Kollateralschäden. Über die macht man sich dann beim nächstenmal Gedanken.


    Das vorausgeschickt, ist mir vollkommen klar, dass ein Riss geht durch die ländlichen Gebiete und die städtischen Regionen in den USA in dieser Frage. Meine Meinung also, was die US-Situation angeht, ist die, dass es mir nicht zusteht, da Position zu beziehen. Ich weiß nicht, ob das ein Luxus ist. Ich glaube, es ist eine Wahl zwischen Sodom und Gomorrha und eine nachhaltige Lösung, und ich sage nicht, dass es eine solche geben muss, ist keinesfalls eine kurzfristige. Obwohl natürlich wiedermal nur solche Lösungsansätze von der Politik diskutiert werden.


    Ich kann ja von meinem kontinentaleuropäischen Leuchtturm darüber schauen und demonstrativ den Kopf schütteln über den Vorschlag der NRA, den Rektoren Holster zu verpassen. Das ist genauso richtig und genauso falsch wie das Unverständnis der amerikanischen Bevölkerung, wieso es Deutschland nicht schafft, einen Krieg vor der eigenen Haustür zu führen, sich von den europäischen Natostaaten im Kosovo aushalten lässt und nur mit einer Handvoll Tornados aus der Affaire zu ziehen versucht. Das waren die Fragen, derer ich mich beim Barbecue in South Dakota damals erwehren durfte. Über was sich diese Leute beim Barbecue so unterhalten können...


    Jetzt dazu, wie Thamiel die Sache hier in Deutschland sieht:
    Ganz unabhängig von der Schußwaffenfrage. Zu Kämpfen, noch dazu auf Leben und Tod, ist nicht jedermanns Sache. In einer solchen Stresssituation gibt es für den Untrainierten gerade zwei gegenläufige Instinkte: "Drauf!" oder "Flucht!" Eins von beiden wird sein Handeln bestimmen und selbst trainierte Experten wie z.B. Polizisten sind davon nicht immer frei. Das ist eine Folge unsere zivilisierten Gesellschaft. Aber da gibts immer noch einen unzivilisierteren Teil innerhalb derselben, der dummerweise auch zu unserer Klientel gehört, die an den Schulen ein und ausgeht.


    Ich hab das in einem anderen Zusammenhang schon gesagt: "Wir holen die Kinder da ab, wo sie stehen." ein GS-Mantra, vor dem wir uns alle verbeugen. Wir machen uns aber nicht immer klar, was dieser Satz tatsächlich bedeuten kann. Kinder die bei uns Gewalt anwenden, nicht weil sie wollen, sondern weil sie es nicht anders kennen. Die ihren Mitschülern nicht sagen, was sie wollen, sondern nur zeigen (mit der Faust), weil sie andere Arten der Kommunikation nicht beherrschen. Wie viele von uns lassen sich das durch den Kopf gehen, wenn das nächste Elterngespräch ansteht? Man verlässt sich zu sehr darauf, dass die Form gewahrt wird. Aber vielleicht hat man auch Angst vor den Konsequenzen, die man ehrlicherweise im Umgang mit diesen Eltern ergreifen müsste.


    Welche Konsequenzen könnten das denn sein? Wenn du ein Elternteil hast, dessen Bildung auf HS-Niveau stehen geblieben ist, jahrelang H4 bezieht, keine Scheu hat, öffentlich Zuflucht zur untersten Fäkalsprache zu nehmen und sich nicht zu Schade ist, fremde Kinder Handgreiflichkeiten anzudrohen (vor der Klasse) ist es schon ein, zwei Überlegungen wert, ob du dich dazwischenwirfst, wenn er das nächstemal nicht drohend hereinplatzt, sondern ausführend.


    Es hilft, die Schrecksekunde zu minimieren.


    Du kannst natürlich deine Klasse allein lassen und Hilfe holen (in der Nachbarklasse, im Seki). Mir persönlich wäre das Risiko zu hoch. Aber ich habe auch andere Möglichkeiten. Ich muss nicht wegrennen, wenn Gefahr im Verzug ist. U.U. könnte man mir das sogar rechtlich zum Vorwurf machen, wenn ich es täte. Was machst du? Du muss im Zweifelsfall mit den Folgen leben. Was macht die Kollegin von 1,60m Größe und 60 kg? Sie hat vielleicht Familie.


    Ich würde bleiben und würde den Versuch starten, auch handgreiflich die Sache zu beenden. Es gibt keine Garantie, dass die Sache nicht eskaliert, dass ich die Situation nicht falsch einschätze. Aber ich persönlich könnte mir am nächsten Morgen nicht mehr in den Spiegel schauen, wenn ich nicht wenigstens den Versuch unternommen hätte.


    Letzten Endes gibt es bei solchen Ausnahmesituationen keinen Generalplan. Die Politik stellt Hilfen zur Verfügung, Alarmknöpfe, Fluchtübungen aus Fenstern usw. aber jeder Lehrer muss für sich letzten Endes klar werden, was er machen will und wie weit er bereit ist zu gehen in dieser Frage. Eigentlich müsste es jeder Bürger tun. Nicht nur im Schulgebäude und nicht nur während seiner Dienstzeit.


    Was ich aber nicht verstehen kann, ist, dass man vor dieser Frage den Kopf in den Sand steckt und das Problem nicht sehen will. Auch bei uns gilt in der Nothilfe, das jedes Mittel legitim ist, das dir unter der Verhältnismäßigkeit geeignet erscheint (nicht: geeignet ist), den Angriff abzuwehren oder ganz zu vereiteln. Das heißt nicht, dass du in der Nothilfe die Konfrontation suchen musst. Du kannst auch Hilfe holen gehen. Aber dir muss klar sein, was in der Zwischenzeit passiert.

    Es gibt keinen Grund anzunehmen, Fakten von "Regierungsseite" wären neutraler als andere. Wenn, dann wären wohl Fakten von "wissenschaftlicher Seite" vorzuziehen. Es ist aber nach wie vor für Dein Verhalten bezeichnend, dass Du selber keinerlei Anstrengung unternimmst, irgendwelche Fakten zur Diskussion beizutragen. Darüber hinaus bleibt aber bei Dir ohnehin völlig offen, was Du als "Fakten" anerkennen würdest, da Du ja nun hinreichend deutlich gemacht hast, dass es im Bereich des Sozialen keine belastbaren Fakten gibt. Es gibt daher im Übrigen auch dies nicht:


    Hab ich gesagt, dass es im Bereich des Sozialen keine belastbaren Fakten gibt? Nö. Auch wieder so ne Unterstellung der Art das eine lehnt er ab, also unterstelle ich das andere Extrem. Ich kann dir als Mathematiker eins sagen: Statistische Aussagen stehen und fallen mit der Anzahl der untersuchten Objekte. Viel geringer als n=1 kann es nicht werden. Ich weiß auch nicht, was da "ohnehin völlig offen" ist, was ich als "Fakten" anerkennen würde. Habe ich oben gesagt. Zweimal. Ich bin es langsam leid, mich wiederholen zu müssen. Ich könnte mich in den letzten Stunden hier selbst zitieren, so reden wir aneinander vorbei.


    Es ist natürlich möglich, Regierungsinformationen anzuzweifeln. Aber die WD, die Angaben des statistischen Bundesamtes laufen bei mir etwas unscharf unter demselben Label, ok.



    Was bleibt?


    - Eine Frage wird "ganz neutral" zur "vorurteilsfreien Durchdringung" aufgeworfen.
    - Antworten werden mit epistemologischen Fundamentalargumenten (was weiß schon der Mensch?), durch Spitzfindigkeiten oder dadurch fortgewischt, dass man die argumentative Last für andere immer weiter steigert.
    - Gleichzeitig wird selbst keine greifbare Argumentation entwickelt.
    - Im Gegenteil wird unter einem Mantel eigener "Neutralität" eine bestimmte Schlussfolgerung insistent nahegelegt.


    Hä ? Welche Schlussfolgerung lege ich denn hier nahe? Ich hab mich zu der Sache doch gar nicht selbst geäussert. Oder wird mir hier etwas nahe gelegt? Dann bitteschön raus mit der Katze.

    Es tut mir leid, aber das sehe ich nicht so. Jetzt kannst du das zum x-ten Mal wiederholen und ich kann das zum (x+1)-Mal wiederlegen und wir werden uns in den Haaren liegen bis zum Ende aller Tage. Wenn du mir die Denke der NRA unterstellst oder deren Parteigänger zu sein, nur weil ich euch zeige, wie diese Gruppe argumentiert, kriegste halt Kontra, solange das im Raum steht.


    Es muss möglich sein, fremde Meinungen zu vertreten ohne dass einem unterstellt wird, diese Vertretung wirke unterstützend. Ich unterstütze gar nichts, ich verteidige gar nichts. Ich habe ein Problem aufgezeigt und euch drauf hingewiesen, wenn ihr dagegen unsachlich wurdet. Wenn du das nicht trennen kannst, dann tut mir das leid, aber irgendwo erschöpft sich dann auch mein Verständnis, dir das näher bringen zu wollen.

    Die von Dir hier behauptete "reflexhafte Ablehnung" aus "politischer Korrektheit" existiert nicht. Es gibt sie weder in den USA, wo eine relativ differenzierte Diskussion existiert - wobei allerdings vor allem von der NRA wenig Differenziertes beigetragen wird - noch hier im Thread, wo schon ganz am Anfang einige ernstzunehmende argumentative (!) Beiträge verlinkt wurden, die Du aber mit wenigen allgemeinen Phrasen zur Seite geschoben hast, um sie dann zu ignorieren.


    Und ich habe dort auch gesagt, warum: Ich sehe nicht, dass die Diskussion in den USA differenziert ist. Ich sehe viel eher, dass sie seit Columbine Gegenstand und Spielplatz vieler Parteien ist, deren ich alles andere als Neutralität unterstellen muss. Ich habe schon ganz am Anfang darauf hingewiesen, dass ich an neutralen Fakten sehr interessiert bin, z.B. von Regierungsseite. Aber das wurde von dir gerade mit einer allgemeinen Phrase zur Seite geschoben.


    Es steht Dir natürlich eine Vielzahl von Quellen offen, um Dich zu informieren und selbst eine eigene differenzierte Argumentation vorzuschlagen. Du hättest etwa selbst ein paar gute Argumente für (oder gegen) die Bewaffnung von Privatpersonen einbringen können - durch ein Fallbeispiel vielleicht, bei dem ein Amoklauf von einer solchen Person gestoppt wurde.


    Es gibt keine gute Argumentation aufgrund von Fallbeispielen. Deswegen nennt man das Einzelfallargumentation. Das generische Gegenargument ist, dass solche Fallbeispiele keine Allgemeingültigkeit haben und ihre Voraussetzungen und Wirkungsweisen daher nicht extrapoliert werden können. Auch das hab ich schon erwähnt. Hab ich schon drauf hingewiesen, dass auch die Sozialwissenschaften weiche Wissenschaften sind?


    Fakt ist nach wie vor (und ganz ohne Reflexe):

    (aber auch ohne Begründung, warum das Fakt sein soll - aber bitte schön:)


    - Beispiele, bei denen eine Privatperson, die nicht beruflich mit Waffen zu tun hat, einen Amoklauf durch Abfeuern einer Waffe gestoppt hätte, sind fast non-existent.


    Ein klassisches Eigentor: Selbst wenn es so wäre, ist das in der Logik der NRA eine wunderbare These für deren Standpunkt: Warum wohl sind sie nicht existent? Vielleicht weil der Täter so ausgewählt hat, dass er keine Opposition fürchten muss? Diese Angriffe sind durch die Bank von langer Hand geplant (das ist Fakt: http://www2.ed.gov/admins/lead…eventingattacksreport.pdf). Da ist nichts "Amok". ah.. Moment... dito:


    - Allerdings kann man gegen diese Beobachtungen mit dem Hinweis argumentieren, Amokläufe fänden vor allem in Bereichen statt, in denen bekanntermaßen unbewaffnete Menschen herumlaufen. Das ist natürlich richtig. Es wäre ein echtes Argument dafür, Schulen mit Waffen auszustatten. Man müsste - dieser Logik zufolge - allerdings etwa auch das Personal von Schnellrestaurants bewaffnen (ein weiteres beliebtes Ziel) und letztlich die gesamte Bevölkerung.
    - Aber bleiben wir bei den Schulen: Nehmen wir also an, Schulen wären mit bewaffnetem Personal ausgestattet und dies würde einige Amokläufe an Schulen tatsächlich verhindern oder rascher beenden (was reine Spekulation ist). Dann bleibt vor allem, wenn Lehrer oder Direktoren bewaffnet sind, noch gegenzurechnen, was für Nebenfolgen dies hat: Wie viele Menschen sterben unbeabs[...]Todesfolge? Wie wird das Schulklima beeinflusst? Etc. pp.


    Das ist alles richtig, aber soweit waren wir hier schon. Bewaffnetes Personal heißt nicht zwangsläufig, dass Lehrpersonal bewaffnet sein muss. Sogar politisch waren wir da schon soweit, wenn du 2006 nach Neukölln zurückdenkst:


    Zitat von Wikipedia

    Der damalige Berliner Senator für Bildung, Klaus Böger, sagte, dass kein Schulstandort Berlins aufgegeben werden dürfe. Dafür stehe den Lehrern Polizeischutz zur Verfügung, um angemessenen Unterricht aufnehmen zu können. http://de.wikipedia.org/wiki/Rütlischule


    - In diesem Kontext ist schließlich noch festzustellen, dass in der überwiegenden Mehrheit von Amokläufen in den USA, aber etwa auch in Erfurt und Winnenden keine Waffen auf irgendeinem "Schwarzmarkt" erworben wurden. Die Täter erhalten die Waffen durch Freunde und Bekannte oder ganz legal. Das spricht - was Amokläufe angeht - insgesamt eher nicht dafür, die Zahl der in Umlauf befindlichen Waffen zu erhöhen. Mir ist auch kein Fall bekannt, in dem etwa die Polizei dazu aufgerufen hätte, die Bevölkerung zu bewaffnen.


    Das muss ich richtig stellen: Waffen erhält man hier nicht eben so ganz legal von Bekannten oder Freunde. Auch Winnenden ist durch gestohlene Waffen durchgeführt worden. Es spielt dafür keine Rolle, dass der Diebstahl in den eigenen vier Wänden geschah oder ob er durch unsachgemäße Lagerung grob fahrlässig in Kauf genommen worden ist. Das ist Sache der Gerichte.

    Ok, dann als Nachsatz für dich: Ich kann ja verstehen, dass man im Frust, nichts gegen eine derartige Argumentation in der Hand zu haben, denjenigen, der das Hindernis dahin gestellt hat mit demjenigen verwechselt, der einen daran hindert da drüber zu kommen (so es denn einen solchen überhaupt geben sollte).


    Ich muss mich allerdings wundern, dass dir die Parallelen zu unserem Beruf da scheinbar entgehen: Es ist eigentlich ne typische Schülerreaktion, trotz aller Werkzeuge, die man ihnen an die Hand gibt, ein gestelltes Problem selbst zu lösen, zu hören bekommt: "Ich kann das nicht. Lehrer, hilf mir! (im Sinne von "mach meine Aufgaben")" und wenn man das ablehnt: "Scheiß Lehrer, Scheiß Schule". 8) Als ob der Lehrer Schuld dran wäre, dass man sich nicht anstrengen will.


    Aber gut, vielleicht ist die Reaktion doch menschlicher und unter Erwachsenen verbreiteter, als ich dachte.

    Dann noch mal langsam zum Mitlesen und hoffentlich zum letzten Mal in dieser Diskussion: Meine Grundüberzeugung, hier und in allen anderen Themen, meine Motivation, hier zu schreiben, ist meine bisherige (Lebens-)erfahrung, dass es keine Extreme gibt. Es gibt immer viele verschiedene Grautöne, es gibt nie nur Schwarz und Weiß und auf gar keinen Fall kann man jemandem das eine Extrem unterstellen, nur weil er das andere Extrem ablehnt.


    Ich lehne es ab, auf diesen Vorschlag der NRA mit der reflexhaften Ablehnung zu reagieren, die hier in Deutschland vielleicht als politisch korrekt angesehen aber im seltensten Fall tatsächlich sachlich begründet wird und als Reaktion wird mir unterstellt, ich unterstütze argumentativ ihre Aussagen? Gehts noch?


    Um mal ne Metapher zu bemühen, vielleicht gehts dann besser:
    Ich stelle euch eine argumentative Burg hin, wie sie die NRA bauen würde und schicke die Verteidiger auf Betriebsausflug. Aber anstatt ne lange Leiter zu holen und in aller Ruhe das Gebäude von innen heraus auseinander zu nehmen, wird mir vorgeworfen, ich würde auf der Zinne stehen, genauso wie die NRA-Lobbyisten ihre Burg verteidigen und jede Leiter umwerfen, die angelegt wird.


    Ich stehe am Maueransatz und weise lediglich darauf hin, dass eure Leitern nicht lang genug sind. Wenn mal eine Leiter käme, ein Argument stichhaltig wäre, das ganze Gebäude zu stürmen wäre ich der letzte, der dagegen Gegenargumente konstruiert und verteidigt. Das ist der Unterschied zwischen Vertretung einer fremden Meinung und ihrer argumentativen Unterstützung (@Frosch). Ich möchte hier keinen überzeugen. Ich zeig euch nur, wie pathetisch Versuche aussehen, gegen sachliche Argumentation der NRA mit Emotionen durchzukommen. Damit ihr mal ne Idee davon bekommt, woran die da drüben zu knabbern haben.

    Also hast du Langeweile und machst deswegen den Befürworter? Weil sich ja sonst alle (inklusive dir) einig wären und man nicht drüber diskutieren müsste? Oder wie musss man das jetzt verstehen?


    Man ist sich hier allenfalls einig, Emotionen den Vortritt zu lassen. Was ich hier schon an Angst und tendenziösen Vermutungen aufgrund des Schlüsselreizwortes "Waffe" gelesen habe, ist selbst für Anhänger der Pädagogik, die eben eine weiche Wissenschaft ist und mit Mehrdeutigkeiten und Einzelfallargumentation leben muss, hanebüchen, um ein Adjektiv der letzten Tage zu bemühen. Der Grund, wieso ich das mache ist nicht Langeweile:


    Das ist soooo typisch für diese Diskussion: Wer nicht für mich ist, ist gegen mich.[...]
    Ich bin von gar nichts überzeugt. Ich möchte nur nicht, dass diese Diskussion mit den gleichen Halbwahrheiten und Vermutungen emotional geführt wird wie über dem Teich.[...]
    Nicht mit mir. Bei dem Thema sachlich zu bleiben ist sehr schwierig, das weiß ich. Aber deswegen braucht man es sich auch nicht leicht machen.

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