Beiträge von Thamiel

    Ich glaube, die Leute mit den anderen Schularten hier sind auch deshalb so verständnisvoll mit dem Kranken, weil sie die Vertretungen nicht so häufig treffen wie in den kleinen Grundschulen, wo alles von einem kleinen Kollegium aufgefangen werden muss und auch niemand nach Hause geschickt werden darf.

    Ich komme von einer dreizügigen GT-Ganztagsstadtschule, da gabs teils aberwitzige Stundenpläne und Vertretungen, letztendlich weil die SL (unter anderem) keinen Schneid hatte, der Schulaufsicht das personale Abdeckungsdefizit mal auf den Tisch zu knallen und sich stattdessen Jahr für Jahr an der Nase rumführen lies und den Druck nach unten weitergab.


    Ausbaden durfte es das Kollegium. Nach einem Jahrzehnt dieses jährlich wiederkehrenden Dramas, als Kollege und öPR hat dann meine wiederholt beantragte Versetzung (erst nachdem der BPR meinen Burnout übrigens als Argumentationsverstärker bei der Schulaufsicht geltend gemacht hat, soviel zu psychischen, langandauernden AUs) endlich geklappt. Den Antragsbegründungen der vorhergehenden Versetzungsanträge, die die überbordende Arbeitsbelastung als Kernargument mit anführten, hat man dort natürlich nicht geglaubt. Das Kind musste tatsächlich erst in den Brunnen fallen.


    Was hat die Schulleitung in den letzten 3 Monaten meines Dienstes dort geglotzt, als ich ihr beigebracht habe, was ein verbrannter Lehrer aus Selbstschutz alles ablehnen sollte, Stichwort "Dienst nach Vorschrift". Da sind persönliche Freundschaften über den Jordan gegangen und dafür ganz neue entstanden.


    Jetzt bin ich an einer kleinen Grundschule, 10km in der anderen Richtung. Wir sind hier nur 5 Kollegen inkl. der SL und was soll ich sagen: Das Klassen zuhause bleiben ist hier das Standardverfahren, wenn einer von uns krank ist. Und es juckt keine Sau.


    Die Schulaufsicht kann nur Druck machen, weil sie einen Deckel auf den Kochtopf schraubt. Ist aber trotzdem nur Wasser drin. Tritt natürlich nur dann offen zutage, wenn man den Deckel hin und wieder mit nem Knall absprengt.

    Ich denke, dass niemand jemand anderen gut genug kennen kann, um zu wissen, dass dieser etwas bestimmtes nie machen würde.


    Edit: Mehr noch, eigentlich denke ich sogar, dass man sich selbst gar nicht gut genug kennen kann um zu wissen, dass man etwas bestimmtes nie machen würde. ;)

    Das gilt nur, wenn das Kollegium bereits misstrauisch ist (und das hat, wenn es nicht nur einzelne sind, eigentlich immer einen Grund).

    Wer bitteschön hat das Kollegium oder einen Vertreter des Kollegiums zum Richter darüber ernannt, ob eine AU gerechtfertigt ist oder in Zweifel zu ziehen wäre ???

    Soll er doch bescheißen oder soll er doch psychisch erkrankt sein, wir wissen es nicht. Aber man zeigt sich dann doch nicht nach außen hin so.

    Doch, zeigt man. Weil es zusammen passen kann. Weil man soll und weil es einem gut tut. Vielleicht, weil der Arzt es einem empfiehlt. Oder glaubst du, wochenlanges selbstauferlegtes Verhalten, welches das Klischee der Umgebung von einem Krankgeschriebenen erfüllt, ist gesund?

    Mein Studienbeginn ist aber über 20 Jahre her ;)

    Als ich in SB angefangen hab, gab es die auch noch nicht. Als angehender Informatiker in den 90er Jahren war das aber auch kein Problem: Die Masse an Studis war riesengroß und der Mathe-Fachbereich konnte es sich leisten, die Maßstäbe hoch anzusetzen. Auch da gabs Durchfallquoten von 70-80 % in Analysis I und linearer Algebra und keiner durfte sich beschweren. Es gab Studis, die ihr Vordiplom nicht bekamen, weil ihnen der eine Matheschein im 5. Anlauf noch immer nicht gelingen wollte.


    Ich weiß nur durch meine Kontakte zum Fachbereich in LD, dass es nach meinem StEx dort dann dahin gekommen ist: die Abiturienten waren nicht studienreif für Unimathematik und die Durchfallquoten in den Erstis-Veranstaltungen waren, obwohl schon abgespeckt (nicht Analysis/lin. Algebra I usw.), nicht zufriedenstellend. Aber LD ist sehr viel kleiner als SB und auch spezialisierter auf Lehramt, da achtet man mehr darauf, dass die Abgängerzahlen im Erwartungshorizont bleiben.

    Wenn das so weitergeht, nicht lange an dieser Schule.

    Ich glaube nicht, dass deine Anfrage hauptsächlich was mit dieser oder einer anderen zukünftigen Schule zu tun hat. Man kann Problemen nicht aus dem Weg gehen, wenn man sie mitnimmt, wenn sie ursächlich mit einem selbst zu tun haben: du wirst auch an anderen Schulen vergleichbare Situationen finden, mit Problemkindern zu tun haben und in dem gleichen Dilemma landen, wenn du vorbehaltlosen Einsatz bis über die professionelle Distanz hinaus in die persönliche emotionale Involvierung hinein als etwas Normales betrachtest.


    Das ist aber nicht normal. Schlussendlich ist es selbstzerstörerisch. Du hast nur eine begrenzte Kapazität an Energie, die du pro Zeiteinheit aufbringen kannst. Wenn du das ignorierst, wirst du früher oder später ausbrennen. Das wird deine Berufskarriere in Frage stellen. Du wirst deine Berufswahl in Frage stellen.


    Du bist Berufsanfänger. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Junglehrer noch kein gutes Gespür dafür entwickelt haben, wann sie sich selbst schützen müssen um morgen oder in 4 Monaten noch engagiert vor der Klasse stehen zu können.

    Du, dieser Zynismus ist vielfältig erarbeitet. Und was dir als Überheblichkeit erscheinen mag ist die pure Verzweiflung an der Lernunfähigkeit der Lehrerverbände, sich für einen effizienten Strang zu entscheiden, an dem sich gemeinsam ziehen lässt. Man hat sowieso schon keine gute Verhandlungsposition gegenüber dem Monopolisten Staat, aber dann neidet man sich noch untereinander jedwedes Stück Papier. Immer noch.


    Die Diskussion um Streiks im Bildungssystem flammt alle Jahre hier wieder auf. SuFu ist dein Freund. Die Ursachen mögen wechseln aber der Verlauf ist jedesmal der gleiche und die Konsequenzen sind austauschbar: ein paar Brosamen und halbgare eventuelle Absichtserklärungen. Ich weiß nicht, was du darin siehst, ich sehe da ein wiederkehrendes Muster. Einen Kreislauf. Offensichtlich sind beide Parteien mit diesem Kreislauf zufrieden, oder unfähig daran etwas zu ändern, oder beides: der eine das, der andere das.


    Ich hab mir das über fast 2 Jahrzehnte jetzt angeschaut und wie gesagt, früher hab ich das auch mal idealistischer gesehen. Ich war auch mal in der GEW. Aber du löst ein Problem nunmal nicht mit einem Hammer, nur weil das das einzige Werkzeug ist, das du in der Hand zu haben glaubst.

    Ach ja, die SL darf mich höchstens als Aufsicht einsetzen. Klar. Ich unterrichte meine Klasse und beaufsichtige gleichzeitig einen Teil Schüler aus aufgeteilten Klassen streikender Kollegen, die bei mir hinten drin sitzen. Mach ich so nebenher. Sei von mir aus aggressiv aber lüg dir doch nicht in die Tasche, dass sowas am Kollegium ohne Kosten hängen bleibt!

    Simpel: dann sind ja die Fronten schon geklärt: dann gibt es eben eine Wahlempfehlung für die Opposition. Schön öffentlichkeitswirksam wegen gebrochener Wahlversprechen? Der springende Punkt ist Öffentlichkeit, da sind wir uns doch einig. Aber doch bitte nicht auf Kosten anderer, sprich der Eltern oder der Kollegen die den Unterrichtsausfall auffangen dürfen/müssen/sollen.


    Das Wahlprogramme vor der Wahl mit dem Inhalt von Koalitionsverträgen nach der Wahl oder mit dem Argument der (finanziellen) "Realpolitik" abgebügelt werden ist the oldest story in the book. Wieso das akzeptieren? Verlässliche Aussagen sind schwer zu bekommen? Politiker sind nur noch selten vertrauenswürdig? Ja und weiter? Resignation und gleichzeitig weiter in alten Verhaltensmustern (Streikaufrufen)? Oder ändert sich mal was?

    Welchen Vorschlag möchtest Du damit konkret machen, um die angestrebten Ziele zu erreichen?


    Die kriegt man an der Urne und auch dann nur, wenn die Mehrheit auf der Kippe und das Zünglein an der Waage den Ausschlag geben kann. Der DGB hat das mal sehr schön demonstriert, indem er dem heutigen Gaslobbyisten Schröder die Wahlempfehlung für die von seiner SPD geführten Regierung wegen dessen Agenda 2010 verweigert hat: der Beginn der Ära Merkel.

    Oder noch deutlicher, von vor 7 Jahren (wie gesagt, alle Jahre wieder der gleiche Käse:thumbup::(

    Politiker kriegt man an der Wahlurne und zwar am besten dann, wenn Wahljahr ist und die Opposition auf Schlagdistanz im Nacken sitzt. Das hätte auch den Vorteil, dass Beamte nicht nur zum Zuschauen verurteilt sind. Eine Wahlempfehlung herausgeben und sich diese politisch bezahlen lassen.

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