Beiträge von Leo13

    Die Dinge, die du anführst, haben nichts mit der Entscheidung für eine Schulform zu tun, sondern mit der Entscheidung, überhaupt Lehrer zu werden.


    Heterogenität/Differenzierung: Ist in jeder Schulform mittlerweile Alltag. Selbst im Gymnasium klaffen die Kompetenzen derart weit auseinander, dass man differenzieren muss, um allen Schülern ein gutes Bildungsangebot zu machen. Differenzierung und Umgang mit Heterogenität ist Alltag im Lehrerberuf.


    Stellensuche: Brennpunktschulen hast du auch im Bereich Sek I. Wenn du dich davor fürchtest, musst du die Städte meiden und eher im ländlichen Bereich auf Stellensuche gehen. Dort wirst du auch eher fündig, weil der Bedarf dort besonders hoch ist.


    Referendariat: Dieses ist an der Grundschule nicht härter und anstrengender als an anderen Schulformen.


    Abschalten: Kannst du oder kannst du nicht. Hängt von deiner Persönlichkeit und deinem Anspruch hab, aber ganz sicher nicht von der Schulform.


    Ich lese allerdings bei dir starke Zweifel heraus, ob der Lehrerberuf überhaupt für dich das richtige ist. Ganz ehrlich, dann würde ich es lassen. Du musst im Lehrerberuf psychisch robust sein, sonst haut dich jeder kleinste Konflikt schon aus den Socken. Lockerheit, Resilienz, psychische Stabilität, Freude am Leben, gute private zwischenmenschliche Beziehungen - all das sind wichtige Faktoren, um ein guter Lehrer zu sein. Dann ist die Schulform im Grunde zweitrangig.


    Ich selber würder wieder Grundschullehrkraft werden. Während andere die Arbeit als fremdbestimmt erleben, empfinde ich meinen Arbeitsalltag als sehr frei und selbstbestimmt. Das möchte ich niemals eintauschen gegen einen Job in einem Unternehmen, in dem mir der CEO vorgibt, was ich wie zu tun habe.

    Unsere lokale Kita hat vor ein paar Jahren von offen auf geschlossen umgestellt und das hat man sofort gemerkt. Die Schulanfänger waren kompetenter und schulreifer. So Leid es mir tut: Offene Konzepte in Kitas sind nicht mehr zeitgemäß. Angesichts zahlreicher Kinder aus Migrantenfamilien und/oder sozial schwachen Familien mit erziehungsschwachen Eltern verschärft ein offenes Konzept die Defizite. Besser ist es, die Kinder anzuleiten, an die Hand zu nehmen, die Richtung vorzugeben und den Lernfortschritt im Blick zu behalten.

    Mein Dienstherr hat mir mal gesagt, ich muss jederzeit dem Staat gegenüber loyal sein, Kritik nur sehr verhalten und sehr reduziert ausüben und die Entscheidungen meines Dienstherrn nach außen wohlwollend vertreten. Ob das mit deinen Satireplänen konform geht, kannst nur du selbst bewerten. Man hat mir gesagt, sobald man sich in einem Verband organisiert, darf man alles, auch den Dienstweg umgehen. Sonst leider nicht.

    Wenn es mein Kind wäre, das so leidet, hätte ich schon längst den Kontakt zu den Eltern des mobbenden Mädchens gesucht und mich dort zu einem klärenden Gespräch zwischen Familien eingeladen. Persönliche Ansprache im außerschulischen Bereich, freundlich, aber bestimmt - das hat für mich durchaus Potenzial für Veränderungen.

    Wobei mir bislang auch nicht eingeleuchtet hat, warum Eltern Schulklassen begleiten sollen. Allein die Vorstellung, dass schon irgendwer vormittags Zeit haben wird, finde ich vermessen.

    Ja, ich glaube auch, dass das aus der Zeit gefallen ist. Aber Gremienarbeit findet am späten Nachmittag oder abends statt, ebenso das Engagement in einem Förderverein. Und auch hier engagiert sich bei uns von 250 Familien gerade mal eine Handvoll.

    Ohne Differenzierung (mindestens zwei, besser drei Niveaustufe) kannst du Grundschulunterricht heute vergessen. Die Spannbreite ist viel größer geworden. Das bedeutet also, dass man jeden Unterricht zwei- oder dreifach planen muss. Gute Erfahrung mache ich mit Wochenplänen, so bleibt viel Raum für individuelles Lernen und als Lehrer kann man sich gezielt um einzelne Schüler kümmern. Ich bin sicher, dass Grundschulklassen vor 10 oder 20 Jahren homogener waren. Durch z. B. Migration oder dem Einfluss von Medienkonsum verfügt doch eine hohe Zahl von Schülern über geringere Lernkompetenzen als früher.


    Auch die Elternschaft hat sich verändert. Elterliches Engagement (bei Ausflügen oder Bastelaktionen oder bei Gremienarbeit) ist massiv zurückgegangen. Das ist zum einen der zunehmenden Berufstätigkeit beider Elternteile geschuldet, zum anderen aber auch einer spürbaren Bequemlichkeit und einem Desinteresse der Eltern, die eigentlich Zeit hätten. Gefordert und kritisiert wird aber viel.


    Die Schüler haben sich nicht großartig verändert. Vielleicht ist die Zahl lern- und verhaltensauffälliger Schülerinnen und Schüler in einer Klasse leicht gestiegen, aber ansonsten sind Grundschulkinder nach wie vor liebenswert, zugänglich, beziehungsinteressiert und lernbereit.

    Ansonsten ist der Beruf des Lehrers wohl der einzige mir bekannte Beruf in dem es sich lohnt zeit-effizient zu arbeiten.

    So ist es! Deshalb ist Vollzeit zwischen 35 und 60 Stunden alles möglich. Es lohnt sich nicht, Umfragen zu starten. Einzig das eigene Arbeitsvermögen und der eigene Anspruch an guten Unterricht vermag den Unterschied zu machen. Ich kenne Kollegen, die 35 Stunden arbeiten und sehr kompetente und beliebte Lehrkräfte sind, andere arbeiten 60 Stunden und sind dauernd im Konflikt mit Schülern, Eltern, Kollegen, Schulleitung... Wer privat ausgeglichen und resilient lebt, kann effizienter arbeiten als der, der gerade Lebenskrisen durchläuft und permanent an sich selber zweifelt. Es gibt so viele Faktoren, die hier eine Rolle spielen, weshalb eine pauschale Aussage niemals möglich ist.

    Wenn du 10 Vollzeit-Grundschullehrer fragst, bekommt du 10 verschiedene Stundenzahlen genannt. Zwischen 35 und 60 Stunden dürfte alles dabei sein. Es hängt von so vielen Faktoren ab: Effizienz, Anspruch, Talent, Selbstorganisation, Perfektion usw. Unter Berücksichtigung der Ferienzeitregelung müsste ein Vollzeitlehrer ca. 45 Wochenstunden arbeiten, das sind 9 Stunden am Tag zwischen Montag und Freitag oder entsprechend Verlagerung auf das Wochenende. Da mag ja jeder selber mal zählen, ob er im Lot ist oder drüber oder drunter. Ich arbeite in der Regel Montag bis Freitag von 8-16 Uhr, am Wochenende nicht, das macht 40 Stunden. Zähl 3 Stunden drauf für Extras wie Konferenzen oder Elterngespräche, dann bin ich bei 43 Stunden, aber das ist bei uns nicht jede Woche. Also, ich bin eher unterbeschäftigt, wenn man die Ferienregelung berücksichtigt. Aber das darfst du nicht laut sagen, dann erntest du im Lehrerzimmer in der Regel einen Shitstorm. :-)))

    Weiter in der Schule arbeiten, aber nur 3/4 anstatt voll, mir außerdem eine Wohnung in der Stadt kaufen, damit ich Stadt und Land im Wechsel habe - mehr tatsächlich nicht. Ich mag mein Leben so, wie es ist und fühle mich ohnehin schon finanziell gut aufgestellt durch meinen Beruf.


    Weil die Frage so interessant ist, stelle ich sie noch mal:

    Was würdest du gutn, wenn du eine ganz große Summe im Lotto gewinnen würdest?

    Eher im Gegenteil. Durchfallen ist die extreme Ausnahme und da muss schon vorher ganz viel schief gelaufen sein. Also, keine Sorge. Wenn dir die Note egal ist und du ein wenig Lehrkompetenz in dir hast, wirst du bestehen.

    Wir werden per Mail informiert.

    Es bleibt niemand unentschuldigt fern. Falls doch, weil man etwas terminlich durcheinandergebracht hat (kam in 10 Jahren 1x vor bei einer Kollegin), entschuldigt man sich, erklärt sich und dann ist gut.

    Ich bin Grundschullehrerin und kann dir den Beruf sehr empfehlen. Mein Arbeitsalltag sieht so aus:

    8:00 Uhr ankommen

    8:15-13:00 Fachunterricht

    13:00-14:00 Uhr Teambesprechungen und/oder Vorbereitungen in der Schule, 1x pro Woche bis 15:10 Ganztag

    ca. 15:00-17:00 Uhr vorbereiten, korrigieren, Mails beantworten, Bestellungen tätigen, telefonieren - alles im Home Office im eigenen Tempo (entspannt! Man kann nebenbei die Waschmaschine anstellen oder einen Kaffee mit der Nachbarin einschieben.)

    17:00 Uhr Feierabend

    Am Wochenende arbeite ich selten. Für Eltern bin ich telefonisch zu Hause nicht erreichbar. Ab 17:00 Uhr checke ich keine Mails mehr.

    1x im Monat haben wir eine Dienstbesprechung oder Gesamtkonferenz oder Fachkonferenz o. ä.


    Als meine Kinder kleiner waren, war mein Tagesablauf anders, da musste ich häufiger abends ran, habe dafür nachmittags nicht gearbeitet. Muss jetzt nicht sein, Kinder sind groß.


    Wer gut organisiert ist, effizient arbeitet, Bock auf die Arbeit und eine gute Resilienz hat, für den ist der Lehrerberuf ein toller Beruf. Das Geld stimmt (in Nds. mit A13 bald erst recht), die unterrichtsfreie Zeit möchte ich auch nicht missen. Meine Work-Life-Balance ist extrem gut. Also, go for it!

    Meine Kinder sind nun schon fast erwachsen, aber ich habe Vollzeit als Lehrerin gearbeitet, als sie 4 und 6 Jahre alt waren. Mein Mann (kein Lehrer) arbeitete ebenfalls Vollzeit und war 40 Stunden außer Haus. Normaler Vollzeitjob eben, ohne Home-Office-Anteil wie wir Lehrer. Ich habe das nie als Problem empfunden. Ich war sehr gut organisiert und strukturiert und konnte die Schule täglich um 13:45 verlassen, um meine Kinder um 14 Uhr aus der Kita zu holen. Wenn ich mal nachmittags ran musste, hatte ich eine Jugendliche in der Nachbarschaft, die zum Spielen rüberkam und damit ihr Taschengeld aufbesserte. Meine Kinder liebten sie und freuten sich auf die Zeit. Wenn ich doch mal zu Hause was arbeiten musste, erledigte ich das ab 17 Uhr, wenn mein Mann da war. Meistens aber schaffte ich es, meinen Unterricht in der Schule vorzubereiten und musste zu Hause nicht mehr großartig arbeiten, außer Korrekturen, die konnte ich am Wochenende machen. Teilzeit habe ich ein Jahr gemacht, das war nichts für mich. Ich wollte lieber das maximale Gehalt. Als Teilzeitlehrkraft sinkt der Stundenlohn signifikant, zumindest war das in meinem Fall so. Letztlich ist es aber immer eine individuelle Entscheidung. Die einen brauchen lange für Unterrichtsvorbereitungen, andere sind da effizienter. Das eine ist nicht schlechter oder besser als das andere. Nur eben unterschiedlich. Ich kann zügig vorbereiten und trotzdem guten Unterricht machen. Andere fühlen sich sicherer, wenn sie ihren Unterricht gut durchdenken und planen und mehrere Alternativen überlegen. Das kostet natürlich Zeit, und letztlich auch Einkommen.

    In Niedersachsen hat man diese Woche verfügt, dass Schwangere wieder im Präsenzunterricht eingesetzt werden dürfen, wenn der Mindestabstand von 1,5 m eingehalten werden kann und regelmäßig gelüftet wird. Wenn das nicht der Fall ist, muss die Schwangere eine FFP-2-Maske tragen, die die Schule stellen muss. Wenn im beruflichen Umfeld der Schwangeren ein Coronafall oder Verdachtsfall auftritt, erhält die Schwangere ein Verbot für den Präsenzunterrricht für 8 Tage bzw. bis zum Ausschluss des Verdachts.

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