ZITAT: "Was ist dann die Lösung? Soll man dem Kind beim Krepieren zusehen? Okay, das ist bewusst provokativ formuliert, aber man muss
etwas tun. Was, hängt natürlich von der Situation ab. Einen Lehrer des
Vertrauens finden, z.B., wenn ich's nicht bin. Oder
Sozialpädagoge/Schulpsychologe zur hilfe holen, so denn vorhanden."
Also erstmal weniger Panik! Zwar ist SVV nicht gerade eine Lapalie und weist in den meisten Fällen auf irgendein bestehendes Problem hin, aber krepieren wird sie davon nicht gleich! "Krepieren" oder leiden tut sie nicht daran, dass sie sich schneidet, sondern daran, dass sie ein Problem hat. In den seltensten Fällen schneiden die Leute so tief, dass sie direkt davon sterben können. Meist sind die Verletzungen eher oberflächlich - dadurch ist die Sache nicht weniger präsent, also versteht mich bitte nicht falsch. Ich will hier nichts herunterspielen. Aber es stimmt schon, dass man verhindern kann/sollte, dass sie sich etwas Ernstes einfängt. Sollte sie sich wirklich absolut nicht helfen lassen wollen, bringt es niemanden weiter zu einer Lösung, wenn man sie bedrängt oder unter Druck setzt. Übermäßiger Druck oder gar Erpressung verhindern im schlimmsten Fall nur, dass sie sich irgendwann von alleine Hilfe holt. Sollte man tatsächlich aber auch wirklich gar nicht weiter kommen, kann man ihr wenigstens ans Herz legen, ihre Wunden ordentlich zu desinfizieren und keine unsauberen Gegenstände zu verwenden. Dass im Arm Sehnen sind, sollte eventuell auch erwähnt werden. Dazu müsste man theoretisch aber schon verdammt tief schneiden und ich gehe nicht davon aus, dass das bei der Schülerin der Fall war.
Auch muss es nicht gleich eine BPS sein. Nicht jeder, der sich verletzt, hat eine Persönlichkeitsstörung! Es ist ja auch nicht jeder Homosexuelle promiskuitiv ;-), um mal bei Vorurteilen zu bleiben.
Ich muss aber sagen, ich finde es gut, dass der Threadsteller sich Gedanken um seine Schüler macht, denn viele sehen tatsächlich darüber hinweg oder verurteilen die Schüler dann auch noch. Am besten wird es sein, wenn man wenigstens versucht, in einer ruhigen Minute und in Abwesenheit von Mitschülern das Mädchen anzusprechen. Falls sie sich auf ein Gespräch einlässt und von einem Problem erzählt, sollte der Fokus erstmal auf dem Problem bleiben - und das Gespräch nicht auf die Wunden reduziert werden, denn das bringt niemanden einer Lösung näher. Wenn sie wirklich absolut gar nicht reden will, kann man sie dazu auch nicht zwingen. Auch eine erzwungene Therapie ist kontraproduktiv, weil die Betroffene dann höchstwahrscheinlich auf stur schaltet und sich gar nichts mehr sagen lässt, eventuell jegliches Vertrauen verliert. Bei einem Familienproblem, einer Depression, Leistungsdruck, Mobbing oder oder oder...wäre eine Therapie schon sinnvoll. Vielleicht lässt sie sich ja darauf ein, wenn man ruhig bleibt, nicht hysterisch wird und sie sieht, dass sie hier einen Ansprechpartner hat, der sie ernst nimmt, sie nicht auf SVV reduziert und ihr vor allen Dingen zuhört. Ein Ruhepol wirkt in vielen Situationen besser als ein Vorschlaghammer. Ich weiß allerdings nicht, inwiefern man als Lehrer verpflichtet ist, andere Hilfe zu holen. Darüber kann ich nichts sagen. Im Zweifelsfall, wenn wirklich gar nichts anderes geht, kann man, je nach Schwere der Situation, ja immer noch die Eltern informieren. Ich hoffe, ich werde hier nicht falsch verstanden. Natürlich rate ich hier keinem, einfach zuzusehen, wenn ein Schüler Suizid ankündigt. Man sollte den Einzelfall immer im Auge behalten und dann individuell urteilen, was angebracht ist.
Und wie bereits erwähnt: Die Eltern informieren ist in jedem Fall problematisch. Nicht selten hat die Familie mit dem Problem zu tun. Eltern reagieren meist auch recht hysterisch, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Selbstverletzung des Kindes umgehen sollen.