Guten Tag "Kollegen",
Ja, ich habe mir Notizen gemacht während des Halbjahres. Die Schülerin reagierte auf Anfragen mit Schweigen, Schulterzucken oder mit Antworten wie "Weiß ich nicht ." etcpp.
Das Thema in 13.2. war Livius "ab urbe condita".
Die Problematik mit einem Nicht-Bestehen des Abiturs hat sich erledigt. Der Oberstufenleiter nahm sich die Verordnung nochmal vor und teilte mir heute morgen mit, dass die Schülerin auch 0 Pkt. stehen haben darf, bekommt dennoch das Abi. Somit ist erstmal der Druck genommen. Entbindet mich sicher nicht von meiner Pflicht, Noten zu geben.
Das heißt, falls Nachfragen kommen der 0 Pkt. wegen, muss ich es dem Schulleiter offenlegen und begründen können, nicht evtl einem Gericht oder dergleichen.
Wenn die Schülerin ihr Abitur nicht bekommt, scheiterte dies dann nicht am Fach Latein.
Möchte kurz zum Beitrag von coco77 etwas sagen:
Sicher kann man alles versuchen so auszulegen, dass man am Ende den Finger in welche Richtung auch immer auststrecken kann.
Weder drücke ich mich vor Arbeit noch scheue ich sie. Ich arbeite gern mit meinen Schülern. Sicher (wie sicher jeder schon erlebt hat) sitze ich oft vor Stapeln von Klausuren und denke "Wann nimmt das ein Ende?" Derart Gedanken und Befindlichkeiten gehören für mich dazu und empfinde ich persönlich nicht als arbeitsscheu.
Ich verzichtete auf z.B. Vokabeltests (die ich gern regelmäßig schreiben lasse), weil ich mich auf den Kurs und die Situation einstellte. Die wenigen Schüler des Kurses hätten ganz sicher ihre Leistungen auch da erbracht. Der überwiegende Teil jedoch hätte nichts getan, weil ihnen eben das Fach Latein egal ist. Und sicher auch im Hinblick auf die schriftl Abiturklausuren, die ja diesjahr recht früh geschrieben wurden, habe ich darauf verzichtet. Ich wollte den Schülern entgegenkommen.
Es wurde vereinbart, dass es 1. eine regelmäßige Teilnahme am Unterricht geben muss. Dies betonte ich aufgrund der vielen Fehlzeiten schon im Halbjahr 13.1 .
2. stellte ich klar, dass ich im Unterricht eine konzentrierte und aktive Beteilung verlange. Ich habe die Kriterien auf Folie vorgestellt, ab wann es eben eine Note 3 gibt etcpp .... kennt ihr sicher.
Einige haben die Ansagen und Ermahnungen ernst genommen und es war eine sichtliche Verbesserung bzw. ein Bemühen erkennbar. So jedoch nicht bei einer Schülerin.
Ich kenne keine Richtlinie oder eine Verordnung, die besagt, dass ich im Lateinunterricht ein Soll an Tests abverlangen muss. Es sind pro Halbjahr Themen vorgegeben, die man behandelt haben muss. In diesem Zusammenhang muss ich ganz sicher immer wieder grammatikalische Wiederholungen einbinden. Der Großteil jedoch besteht in der Oberstufe aus dem Übersetzen von Originaltexten und deren Interpretation unter Berücksichtigung der sprachlichen Gestalltung, der Geschichte und Kultur. Meist kann man nicht so thematisch eindringen, wie man es gern hätte, da zuviel Zeit verloren geht während der Übersetzungphase, in der in diesem Kurs Viele einfach abschalteten aus Unkenntnis der lateinischen Sprache.
Und die Schüler wissen auch, dass es mir doch "schon reicht", wenn man sich meldet und eben auch mal nachfragt oder artikuliert, dass man einfach nicht weiß, wo es lang geht...
Das symbolisiert mir doch schon, dass jmd. bemüht ist dem Unterrichtsgeschehen zu folgen. Der Wille ist da. Aber wenn alles fehlt, dann ist das für mich eben auch kein Punkt mehr als Bewertung.
Unterlagen wurden abgeschrieben. Die eine Übersetzung, die sie in meiner Abwesenheit anfertigen sollten, fehlt völlig. Sie zeigt mir bearbeitete Textblätter aus dem letzten Halbjahr und sagt, sie habe doch mitgemacht. Ich sagte, das Arbeitsblatt ist aus Dezember 2011.
Ich würde der Schülerin sicher gern den Punkt geben, es macht keinen Spaß 0 Pkt. zu erteilen. Aber ich weiß beim besten Willen nicht, wo ich noch suchen soll.
Nun suche ich sicher auch Fehler bei mir. Ja, vlt hätte ich doch Tests schreiben sollen. Ganz sicher zum Unmut aller Anderen im Kurs. Und ich bin mir sicher, dass die Noten dann noch viel schlechter ausgefallen wären als es der Fall ist.
Ist es nicht am Ende so, dass man versucht den Weg zu gehen, der die größtmögliche Zahl an Schülern (unter Berücksitigung aller "Solls") bedient und ihrer gerecht wird?
Grüße
Sprotte