Beiträge von President

    Sitzenbleiben als Automatismus finde ich auch nicht gut, päd. Versetzung wird ja doch oft nur bei sehr schwerwiegenden Ursachen erteilt und sollte meiner Ansicht nach ausgeweitet werden, sodass gewährleistet ist, dass eine Versetzungskonferenz sich intensiv mit dem Ursachengeflecht befassen muss. Dass aber Sitzenbeiben nichts bringt (kenne diese Studien, aber wie heißt es doch, traue keiner Studie, die du nicht selbt...), teile ich aufgrund meiner Erfahrungen nicht. Viele Schüler bleiben vor allem wegen der Fremdsprachen sitzen und da ist es oft wirklich eine Frage der Faulheit. Mit 14 gibt es einfach Schöneres als HA machen, Vokabeln lernen ... Die Schüler, die in meinen Klassen in den letzten Jahren sitzengeblieben sind, haben in der Mehrheit (natürlich nicht alle...) danach gut den Anschluss geschafft, da der Schock doch gut gefruchtet hat und man an Lücken eben doch viel besser arbeiten kann, wenn man sich noch einmal ein Jahr mehr Zeit nimmt. Es ist schon ein großer Unterschied, wenn ein Schüler nach Klasse 7 und damit 2 Jahren Französisch zum Beispiel die Klasse 7 wiederholt und die Lücken der ersten beiden Jahre aufholt oder ob er ins 3. Lernjahr geht, den neuen Stoff verarbeiten und die Lücken aufholen muss.

    Kann an Elternschrecks letztem Beitrag nichts Behindertenfeindliches finden, er schreibt doch fast ausnahmslos von der Überforderung seines Kollegium und davon, wie schwer die Zukunft sein wird bei allem, was man dann nebeneinander bewerkstelligen soll.

    Plattenspieler, ich bin mir nicht so sicher, ob du weißt, wie die Arbeit an der Regelschule aussieht! Ich brauche Schülern keine Abkürzungen zu geben und auch nicht Klischees in einen Topf zu werfen. Fakt ist aber, dass es an Gymnasien nun eben kein Raum für eine Auszeit gibt, keinen Sozialarbeiter, dafür aber Klassen mit 30 Kindern und wenn ich - wie von Lyna beschrieben - ein extrem verhaltensauffälliges Kind in der Klasse habe, dann kann ich damit nicht so im Stoff weiter kommen, wie ich es muss! Und da hat man unter G8 keine großen Alternativen. Es sagt keiner hier, dass es nicht für manche Kinder wünschenswert wäre, regelbeschult zu werden, aber solange die Ressourcen so sind wie im Moment, kann davon einfach keine Rede sein. Da bringen einen Lehrbuchideale auch nicht weiter! Es lässt sich nicht wegdiskutieren, dass ein Schüler im Rollstuhl, der nicht geistig behindert ist, leichter in einer Gymnasialklasse zu integrieren ist als ein Kind mit Down-Syndrom. Was hier herangezogen wird, sind Beispiele. Natürlich kann es auch sehbehinderte Rollstuhlfahrer geben, die kognitiv nicht weit entwickelt sind. Es ist doch überflüssig, hier jedes Beispiel aufzuzählen.

    Die von dir beschriebenen Beispiele, Silicium, sind in der Tat normaler Alltag. Auch ich habe schon öfters körperlich behinderte Schüler unterrichtet, das ist auch machbar. Was aber machst du, wenn du einen Schüler in der Klasse hast, der so stark verhaltensauffällig ist, dass er beispielsweise anderen gegenüber Gewalt anwendet, rumschreit usw? Grundsätzlich sollte ja aber auch das Kind mit Trisomie 21 integriert werden, wenn man wirklich Inklusion betreiben möchte. Und an der Stelle tut man dann irgendwann keinem mehr einen Gefallen.

    Plattenspieler:


    Ich habe mehrer Förderschullehrer in meinem Freundeskreis. In ihren Klassen sind sehr wenige Schüler, diese haben dafür aber einen kognitiv ausgesprochen unterschiedlichen Entwicklungsstand, sodass für jeden Schüler dort ein einzelner Zugang zum Thema gewählt wird. Dass auch Gymnasien inwzischen eine heterogene Schülerschaft haben, ist wohl kaum mehr Gegenstand von Diskussionen. Selbst meine schlechtesten Schüler können aber lesen, schreiben und in einer Partnerarbeit etwas eigenständig bearbeiten. Vielleicht ist das bei deinem Schwerpuntk ja homogener. Das, was man hier zumindest bei der Arbeit mit Praktisch Bildbaren zu leisten hat, hört sich da schon anders an. Wenn man dort einfach mal Buchunterricht machen könnte, wären in den Klassen wohl kaum nur 8 Schüler.

    Ehrlich gesagt, auch ich stimme Elternschrecks Beiträgen nicht überall zu, aber man sollte seine Beiträge auch nicht gleich so voreingenommen lesen, wie es manche hier tun.





    Elternschreck hat doch nichts Negatives gegen Förderschullehrer gesagt. Warum wirft man ihm gleich Pauschalisierung vor? Und dass Förderschulen von ihrem Ansatz her meilenweit von Regelschulen entfern sind, auch das ist nun keine erstaunliche Erkenntnis. Die Form von Differenzierung, die dort betrieben wird und werden muss, ist doch wohl etwas völlig anderes als Unterricht an Gymnasium oder Realschule.


    Die Anfoderungen an Förderschullehrer sind einfach andere. Ich kann auch mal eine Stunde nach Buch machen und die Binnendifferenzierung hinten anstellen, das können Förderschullehrer nicht, dafür muss ich aber stundenlang an Abiturklausuren sitzen. Was aber nicht sein kann, ist, dass man seine bisherigen Belastungen behält, keine Entlastung für enge Zusammenarbeit beisielsweise mit Integrationshelfern hat, geschweige denn einen Förderschullehrer, der mit einem zusammenarbeitet und man dann selbst den Förderschullehrer noch nebenher spielt. Und gerade weil die Ansätze nicht vergleichbar sind, halte ich das auch für unhaltbar.

    Ich gehe jede Wette ein, Silicium, dass wir das nicht vorher erfahren, sondern dass ich irgendwann unangekündigt ein Kind in meiner Klasse vorfinde und dann eben sehen kann, wie ich damit umgehe. Ich werde vielleicht bald A15 für die Übernahme der Schulzahnarztbesuche übernehmen, vielleicht schult mich das dann auch für die Inklusion... (Achtung: Durch zu viele Abiturkorrekture momentan Ironiegefährdung!)

    Stimme dir völlig zu, hatte übrigens neulich ein ähnliches Gedankenspiel (Stichwort: Zahnarzt). Wie komisch, dass Lehrer immer alles können sollen, niemand aber eben je auch die Idee käme, sich beim Zahnarzt ein Muttermal entfernen zu lassen.

    Ob das aber in Niedersachsen auch so ist, wissen die Niedersachsen hier alleine. In Hessen hängt es vom jeweiligen Schulamtsbezirk ab, ob man nochmal hin muss, und ist selbst innerhalb des Bundeslandes überall unterschiedlich. Wer weiß also, wie das in Niedersachsen ist? Klingt ja nicht, als ob desa längere Fehlezeiten hat, oder doch? Heißt Dauerbehandlung, dass du weiterhin zur Schule gehst? Weiß dein Schulleiter davon?

    In der Tendenz gebe ich dir Recht, Mara, das wird oft unterschätzt!


    Ein Problem des Gymnasiums ist es aber, dass es dort auch immer weniger mit Wissensvermittlung getan ist. Man hat auch dort immer mehr Fälle - vor allem in der Sek I - wegen derer man viele Gespräche führen muss und bekommt dann eben die Sek II - Klausuren noch dazu. Aber vielleicht bin ich mit meiner 6.Klasse auch einfach gestraft! Die Menge an Elterngesprächen, die ich da teilweise pro Woche (!) führen muss, übersteigt wirklich die, die eine befreundete Grundschulkollegin führt! Jedes 2. Kind dort hat irgendeine Schwäche und Leidensgeschichte (ADHS, ADS, Autismus, häusliche Gewalt)... Wenn man dann noch 6 verschiedene Klassen und 3 davon in der Oberstufe hat, reicht es manchmal. Zumal ich an einem Klassensatz Oberstufenklausuren etwa 20 Stunden sizte.

    Sehe das ganz genauso wie meine Vorrednerin...Die vielen Burnoutfälle in diesem Job gibt es nicht nur wegen der Bezahlung... Das heißt aber nicht, dass ich nicht für meine Leistung auch angemessen bezahlt werden möchte.

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