Ach, ich verstehe dich so gut . Ich habe auch einige solche Klassen und ich bin bestimmt noch kein Profi, aber es geht mir schon viel besser damit.
Zuerst mal: Zieh dir den Schuh nicht an, wenn was nicht klappt. Anscheinend hatten es ja andere vorher auch schon schwer und man kann eben nicht alles bewirken - schon gar nicht, wenn die andere Seite nicht will. In solchen Klassen helfen auch Tipps wie "konsequent Regeln durchsetzen" nicht viel, denn wie du schon sagst, man kann ja schlecht zwei Drittel der Klasse des Unterrichts verweisen. Da passiert einfach so viel gleichzeitig, das können sich glaube ich Kollegen, die nicht an der HS in schwierigen Klassen sind gar nicht vorstellen.
Ich habe für mich einen Weg gefunden, der recht gut funktioniert, aber ich werde sicher auch noch dazulernen und einiges ändern: Ich versuche praktisch kein Plenumsgespräch, nicht mal eine Ergebnissicherung (dazu sammle ich immer ab oder es gibt Lösungen). Jeder bearbeitet Aufgaben in seinem Tempo - viele kleine Aufgaben (das wurde ja schon als Tipp genannt) denn eine große würden sie meist gar nicht anfangen. Ich habe mir ein Repertoir an Methoden zugelegt (muss noch erweitert werden) die die Schüler gut machen können ohne extrem viel zu schreiben oder zu lesen (würden sie nicht machen). Z.B. in verschiedenen farben unterstreichen, Abmalen, Lückenbild, Lückentext, Texte in Tabellen umformen, aus tabellen grafiken zeichnen, verbinden, Rätsel zum Thema lösen oder erstellen, Wortbild,... (ist sicher sehr Fachabhängig). Am Ende zeigt jeder, wie weit er gekommen ist und daraus ergibt sich die mündliche Note für die Stunde. Als es anfangs so richtig sch... gelaufen ist bin ich vorne gesessen und habe "überwacht" - wäre ich aufgestanden, hätte sofort einer hinter meinem Rücken was geworfen - und wer etwas besseres als 6 haben wollte, musste kurz vor Ende der Stunde zu mir kommen und "vorweisen" was er geschafft hat. Das fand ich übrigens auch aus Respektsgründen sehr nett. Ich laufe dann nicht hinter der leistung her sondern der Schüler muss kommen, wenn er keine 6 will.
Auch die persönliche Beziehung, die eine Vorschreiberein schon erwähnt hat, halte ich für wichtig. Ich bin ja nicht böse während ich da vorne sitze und "überwache ". Ich rede auch mal mit den Schülern und helfe auch gerne viel individuell (wenn es gerade geht ohne dass wer anderer Chaos macht). AUch die Pausenaufsichten lassen sich gut für Beziehungsaufbau nutzen.
Mit der zeit wird es besser, aber das dauert. ich kann sogar schon hin und wieder Versuche machen und auch mal einen EInstieg , ist aber immer von der Tagesverfassung der Schüler abhängig. Immer ruhig bleiben und nicht aufregen dann wird das Theater auch langweiliger (Schlüsselmoment, als einer der Schüler zu mir gesagt hat:"Warum rasten sie denn jetzt nicht aus? Also ich würde mir das ja nicht gefallen lassen" Den Gefallen wollte ich ihnen dann also nicht mehr machen).
Sei nicht unzufrieden. DU tust doch dein bestes und kannst eben keinen besseren Unterricht machen, wenn die Schüler ihn nicht zulassen! Ich finde das Thema super spannend und freu mich schon auf weitere Tipps und Anregungen!