"An keiner anderen Schulform wird so viel Zeit für Vor- und Nachbereitung des Unterrichts sowie für Korrekturen aufgewendet."
Ich möchte den Kolleg*innen vom Gymnasium gern mal die ersten Texte (früher "Aufsätze") meiner Drittklässler zum Korrigieren geben. Klar - anderes Niveau - aber der Aufwand ist immens, wenn man den lieben Kleinen auf die Sprünge helfen will. 20 Stunden sitze ich da auch schon mal dran, bei einer Klassenarbeit meiner Klasse (24 Schüler*innen).
L.G. Pia
Liebe Pia,
ich denke durchaus, dass die Qualität der Aufsätze "interessant" ist und es viel Zeit dauert, diese kindsgerecht und ordentlich zu korrigieren. Dennoch behaupte ich, dass Korrekturen am Gymnasium, vor allem in der Oberstufe in überfüllten Kursen mit 25-30 Mann (vor allem in einer Fremdsprache) und mit vielen Schülerinnen und Schülern, die in der Ausbildung bzw. an einer anderen Schulform besser aufgehoben wären, ein erheblicher Mehraufwand sind. Dazu muss für jede Klausur ein Erwartungshorizont erstellt werden, in der Fremdsprache müssen jeglichen Formen von Medien in die Klausur eingebaut werden, so dass dies auch viel Zeit in Anspruch nimmt. Das Denken, dass am Gymnasium nur lernwillige Schüler erpicht sind, eine gute Note zu erzielen scheinen zumindest bei uns in der Region (auch NRW) ad acta gelegt worden zu sein. Wenn man mal 5x Oberstufe a 30 obligatorischen Klausuren und dazu noch 2 Sek 1 Kurse korrigiert hat, weiß man, was Arbeit ist. Dazu kommt, dass unsere Kids teilweise schwierige Elternhäuser haben, wir haben zudem Helikoptereltern der interessanten Sorte, die für jegliche "Probleme" direkt Kontakt zu uns oder gar zur SL suchen, die Fachschaften sind gefühlt mehr damit beschäftigt, gut bei der Außenwirkung mitzuarbeiten, jede Woche gibt es Konferenzen (neben FK gibt es zudem Erprobungsstufenkonferenzen/Sorgenkinderkonferenzen/Inklusionskonferenzen/Infoabende mehrmals im Jahr und und und) und das Hauptaugenmerk liegt demnach weniger auf dem Unterricht... Für mich ein Weg in die falsche Richtung. Dazu kommt, dass Lehrer an Ganztagsschulen auch 2-3 x pro Woche bis 4 Uhr an der Schule ist. Wenn man dazu noch Fächer hat wie Englisch/Deutsch etc, wo in jeder Stufe Klausuren geschrieben werden und man KEIN entlastendes Nebenfach hat (bzw. nicht in diesem eingesetzt wird aus unterschiedlichen Gründen) wird man feststellen, dass allein die Korrekturen die Nachmittage/Nächte fressen, dies jedoch von jedem für selbstverständlich angesehen wird. Im Gegensatz dazu gibt es Kolleginnen und Kollegen, die zwei Nebenfächer unterrichten und auch (wenn es ums Geld geht) das gleiche Geld verdienen wie stark belastete Kollegen, dazu jedoch mehr Zeit für weitere Projekte haben, was dann in einer Beförderung mündet. Man kann es allen nicht recht machen und so wird es wohl auch bei euch an der GS sein, wo es Lehrer gibt, die mega viel Energie in alles stecken (und daher weniger Freizeit haben) und andere, die kaum etwas tun. Das würde ja die Erfahrungen hier in diesem Thread spiegeln. Auch wenn ich nun ein wenig abgewichen bin, bin ich der Meinung, dass das Gymnasium/die Gesamtschule zumindest eine Gehaltsstufe über der Grundschule bleiben sollte. Dieser Meinung sind sogar befreundete Grundschullehrerinnen.
Liebe Grüße