Superwichtig ist eine schnelle Auffassungsgabe. Dass der Schüler mit herausfordernden Aufgaben halbwegs zurecht kommt, Sachverhalte begründen kann. Wer erst stundenlang Dinge auswendig lernen muss, ist auf dem Gymnasium falsch. Es geht ums Verstehen.
Ich würde trotzdem von einer Gymnasialempfehlung und dem "mal ein Auge zudrücken" absehen. Aus diesen Gründen:
1. Die Note 2 ist nicht stabil. Es ist eine wackelige 2 und vorher sogar "nur" eine 3. Das reicht nicht. Es müsste zumindest eine durchgängig gute Leistung für eine Gymmasialempfehlung vorhanden sein.
2. Die Anforderungen auf dem Gymnasium sind sehr hoch. Den Lehrern dort kann es egal sein, ob die Schüler mitkommen oder nicht. Wer versagt, bekommt eine 5 und muss die Schule verlassen. Da gibt es keine Extrawürste mehr. Wer es nicht rafft, hat Pech gehabt. (Sorry liebe Kollegen vom Gymnasium...)
3. Wenn ein Schulwechsel ansteht, gibt es keine Garantie auf eine Gesamt- oder Realschule zu kommen. Die sind meist ziemlich voll. Es gab schon Fälle, bei denen die Schüler dann auf eine Hauptschule mussten. (Weiß nicht, wie es in Bayern ist.)
4. Das Selbstvertrauen und das Vertrauen in ihre Leistungsfähigkeit wird enorm angegriffen, wenn die Schüler auf dem Gymnasium "scheitern" und dort durchweg bescheidene Noten bekommen. Das müssen sie sich später mühsam wieder erkämpfen.
5. (Für NRW:) Auf einer Gesamtschule (keine Ahnung wie es in der Mittelschule ist...) kann man auch ein Abitur machen - allerdings nach 13 Jahren. Es bleibt also ein Schuljahr mehr Zeit.
Außerdem kommt dazu diese Erfahrung:
Vor kurzem gab es einen Lehrersprechtag. Da wurde besprochen, wie sich meine Schüler aus dem letzten Durchgang, in der weiterführenden Schule schlagen. 2 Schülerinnen hatten eine reine Realschulempfehlung - auch keine Einschränkung für das Gymnasium. Die Eltern haben alle Argumente ignoriert, die Schülerinnen nicht am Gymnasium anzumelden. Es musste unbedingt diese Schule sein. Ich würde den Schülerinnen keine Chance geben, die Schüler entwickeln sich noch, bla bla. Letztendlich habe ich nicht mehr machen können als zu sagen: "Bitte - wenn es denn so sein soll, machen sie es. Ich würde es nicht tun. Eine Gymnasialempfehlung gebe ich dennoch nicht. Vielleicht werden sie ja angenommen. Sie übernehmen nachher die Verantwortung, wenn es nicht klappen sollte."
Die beiden gingen dort hin und nach einem halben Jahr hatten sie in allen Hauptfächern eine 5. Der Kollege aus dem Gymnasium verwies noch - zurecht - auf die Lehrpläne. Alles läuft nach dem Vogel-friss-oder-stirb-Prinzip. Kleinere Lücken können mit Sicherheit gestopft werden, mehr geht nicht.