Zitat
row-k schrieb am 10.04.2006 15:13:
Lasst es uns einfach nur besser machen - jeder an seinem Platz! Dann ist schon viel gewonnen.
Aber ja doch. Lasst uns einfach die Augen verschließen vor allem, was um uns herum vor sich geht.
Lasst es uns einfach hinnehmen, dass die Medien nicht müde werden zu behaupten, Lehrer seien träge, faul, machtbesessen, weiterbildungsunwillig und hätten nichts anderes im Sinn als ihren dicken Pensionen entgegenzufaulenzen, während alle anderen Leute in diesem Lande schwer arbeiten.
Lassen wir es ruhig auch in Zukunft weiter zu, dass selbst ermordete Lehrer (zumindest latent) noch als die eigentlichen Täter hingestellt werden.
Welche andere Berufsgruppe würde das wohl mit sich machen lassen?
Sagt doch mal einem einzigen Polizisten, er wäre dumm, faul und machtbesessen!
Richtig! Er würde es sich nicht gefallen lassen, dass man ihn beleidigt. Und er müsste es sich auch nicht gefallen lassen – wieso wir?
Und wie soll man die Aufforderung verstehen: „Lasst es uns einfach nur besser machen – jeder an seinem Platz! Dann ist schon viel gewonnen.“?
Diese Aufforderung ergibt in ihrer Gesamtheit nur einen Sinn, wenn man davon ausgeht, dass die in den Medien verbreiteten Urteile über die Arbeit der Lehrer berechtigt sind.
Vielleicht gibt es ja dafür in diesem Forum sogar eine gewisse Akzeptanz?
Vielleicht sind ja die User hier auch der Meinung, die deutschen Lehrer arbeiteten schlecht (die anderen, versteht sich!)?
Vielleicht betrachtet man sich selbst als glorreiche Ausnahme?
Bestimmt wird alles viel besser werden, wenn in einigen Jahren „die Jungen“ die Lehrerzimmer bevölkern! Dann sind „die Alten“ mit ihren verkrusteten Unterrichtsmethoden und ihrem Burnout - Syndrom endlich weg.
Sicher!
Nur dann wird sich am Bildungssystem nichts Wesentliches geändert haben, denn wenn die Lehrer selbst sich nahezu widerspruchslos die Schuld an der Bildungsmisere in die Schuhe schieben lassen – wer sollte dann ein Interesse daran haben, die Rahmenbedingungen zu ändern?
Tja, und eines Tages werden dann „die Jungen“ „die Alten“ sein – ja, richtig: die mit dem Burnout – Syndrom, weil man nicht ewig fit sein kann und irgendwann einfach die Kräfte nachlassen. Wenigstens das haben wir mit anderen Berufsgruppen gemeinsam.
Und glaubt mir:
Es ist ein Unterschied, ob man sich seit drei oder vier oder meinetwegen auch seit zehn Jahren ab und zu mal anhören muss, man sei faul und träge etc. oder ob man nach dreißig Jahren dasteht und fast täglich von der Öffentlichkeit erklärt bekommt, dass man – einfach auf Grund seines Berufes - überhaupt nichts geleistet und insofern ein sinnloses Leben gelebt hat.
So sieht es aus.
Mit freundlichen Grüßen
Amanda