Oje, liebe Tanjalotte, da wirst du viele Ressourcen brauchen.
Zunächst wirst du nach dir selbst schauen müssen, denn traumasierte Kinder merken sofort, wenn etwas mit dir nicht stimmt und reagieren nach Verhaltensmustern, die ihnen bislang geholfen haben. Manche verschließen sich, andere drehen auf. Wichtig ist also, dass du nie mehr als 100% gibst, so dass du ausreichend Kraft hast.Und das möglichst immer und an jedem Tag.
Bedenke den Klassenraum als 3. Pädagogen. Baue dort Rückzugsmöglichkeiten ein, wo sich ein Kind zurückziehen kann, wenn es nicht mehr kann. Oft bürden sie sich zuviel auf.
Arbeite zunächst vorrangig an eurer Beziehung zueinander. Wenn diese stimmt, trägt sie euch durch schwierigere Situationen. In diesem Sinne würde ich versuchen ein gemeinsames Frühstück einzuführen. Damit du das nicht finanziell stemmen musst (was du auch echt nicht sollst), strecke deine Fühler aus, in Richtung einer Kindertafel. Die gibt es in größeren Orten und mit einem gesunden Frühstück zur Tageshälfte kannst du ganz viel erreichen.
Versuche Computer für deinen Klassenraum zu organisieren. Internet wäre natürlich ideal, weil du so von den zahlreichen Online-Lernspielen profitieren kannst. Aber auch sonst sind PCs sehr hilfreich. Die guten Kinder können dort versuchen etwas zu versprachlichen und Word gibt ja auch Hilfestellung bei der Grammatik. Wenn du dann noch günstig ein paar Lernprogramme aufspielst, kannst du viele Situationen deeskalieren.
Wie Pausenbrot schon schreibt, brauchst du eine immer gleichbleibende Struktur. Das bietet Sicherheit für die Kinder.
Auch würde ich versuchen über die Öffentlichkeit (Kleinanzeigen, Facebookgruppen, Zeitungsartikel ...) Materialien zu bekommen. Hier fällt mir einen Menge ein, was Menschen spenden würden. Beispielsweise eine Puppenküche (Wortschatzarbeit, aber auch zum Spielen und zum Erklären), Puppenhaus, Kissen für eine Sitz- und Rückzugsecke, Lernspiele (Uhr, Zahlen, Reimspiele), Wörterbücher (Grundschulwörterbuch, aber auch zweisprachige Wörterbücher), PC-Lernspiele, Pflanzen, Bücher, Bilderbücher, Vorleseoma oder -opa . Oder vielleicht findest du auf diesem Wege auch Freiwillige, die mit dir Material basteln wollen!
Das musst du natürlich mit der Schulleitung abklären, aber momentan wollen (noch) so viele Menschen helfen, so dass ich auf diese Ressource zurückgreifen würde.
Am wichtigsten ist, dass du jede Lernsituation als Angebot an die Kinder siehst und dich nicht ärgerst oder verärgert reagierst, wenn es nicht angenommen wird, auch wenn du sehr viel Herzblut hineingesteckt hast. Das hat nichts mit dir, sondern ALLES mit dem Kind und seiner Geschichte zu tun. Jeder Tag ist ein neuer Start.