Beiträge von Kuschlerin

    Allerdings lehne ich sie in der Definition - erwachsen in einer virtuellen Realität - von Hüther, Hauser und Precht als pädagogisches Allheilmittel ganz entschieden ab. Denn hier wird suggeriert, dass man den SuS nur das Richtige anbieten müsse und der Rest regelte sich schon von selbst.


    Hm, ich bin mir nicht sicher, ob Hüther und ich kann jetzt nur von ihm sprechen es so sieht, dass man sich aus allem zurück ziehen sollte. Wäre es vielleicht möglich, dass einige das aus seinen Worten heraushören, weil er sie kritisiert und ihnen nicht die Wertschätzung entgegenbringt, die manche Lehrer insgeheim erhoffen. Ich habe in den letzten Monaten mehrer Bücher von ihm gelesen, bei youtube etliche Videos gesehen, war auch auf einem Vortrag von ihm, aber einen laissez-faire Unterricht propagiert er nicht.


    A propos Führung. Kennst du die Führungslehre des Unterrichts?


    http://www.amazon.de/F%C3%BChrungslehre-Unterrichts-Konzepte-Erfahrungen-Demand/dp/3407541449?tag=lf-21 [Anzeige]


    'Die rein menschliche Gesinnung kann in allen erzogen werden. Und die 'Führungslehre des Unterrichts' zeigt dafür Wege auf. Diese sind in hundertfacher Praxis abgelauscht, dann aus ihr in neuer Forschung, mit den Mitteln der 'Pädagogischen Tatsachenforschung' gewonnen. Die Erziehungswissenschaft kann nicht nur aufzeigen, wie man Militaristen, Bürger mit Untertanengesinnung, wie man Individualisten, mit höchster Wahrscheinlichkeit erfolgreich, heranbildet, sondern ebenso zuverlässig, wie Menschen mit echt sittlichem Verantwortungsgefühl, mit selbständigem Denken und guten Sitten, kurz, wie Menschen wahrhaft zu Menschen erzogen werden.'


    Das Buch musste ich damals noch in der Uni lesen, was ich anfangs mit etwas Skepsis, später mit wachsender Begeisterung tat.

    Manchmal frage ich mich schon, wer in der "Bildungsrepublik" Deutschland die Bremser im System sind: Lehrer, Eltern, Verwaltungsbeamte, Politiker? Vermutlich sind es alle. Ein gewichtiger Bremsklotz im Schulsystem sind sicherlich viele Lehrer. Denn sie fühlen sich erwischt, ertappt, fühlen sich als schlecht gebrandmarkt, wenn sie Artikel wie den im Stern lesen. Es liegt an der fehlenden Wertschätzung, die viele Lehrer erhalten. Von daher wäre es grundsätzlich nötig, dass Lehrer nicht per se und generalisierend "angeklagt" werden. Das führt, wie so oft, zu aufreibenden Trotzreaktionen, die sich gegensseitig und zeitaufwändig hochschaukeln.


    Meine Erfahrung mit dem schulischen Lernen ist die, dass viele Kinder sehr wohl mit inhaltlicher Freiheit umzugehen wissen. Wenn sie lernen dürfen, sind sie dann auch viel eher bereit - und oft fordern das dann auch ein -, dass ich ihnen Dinge vorgebe, dass ich Lernziele transparent mache, an denen sie sich auch abarbeiten. Mit diesem Wechselspiel aus Freiheit und meinen Vorgaben habe ich beste Erfahrungen gemacht. Kinder müssen eine positive Haltung zum schulischen Lernen aufbauen, eine "Ich will lernen"-Haltung. Wenn ich immer nur vorgebe, verhindere ich, dass sich diese Haltung entwickeln kann. Denn Haltung kann ich ja nicht verordnen.


    Von daher @ixca... halte ich diese Polarisierung von "Mach was du willst" und "Lernen mit dem Rohrstock" für völlig verfehlt und wenig hilfreich.

    Mich stimmt sehr bedenklich, dass ich auf drei Internetseiten für Lehrer (u.a. Lehrerforen) nur Klagen über den Fernsehbeitrag lese - offenbar haben Lehrer mit der Sendung ein großes Problem. Schaue ich weiter auf anderen Seiten, wo sich nicht so viele Lehrer tummeln, finde ich überwiegend nur Zustimmung. Da frage ich mich, wer hat jetzt nun recht? Vermutlich die Lehrer! Natürlich :thumbup:


    Man möge mir die Verallgemeinerung "die Lehrer" verzeihen. Selbstverständlich gibt es solche und solche.

    Wozu hätte es einen Schulpraktiker am Tisch gebraucht? Einen Teich kannst du auch nicht austrocknen, wenn lauter Frösche mitdiskutieren würden.
    Und Lehrer sind ja wie Frösche, sehen immer nur was nicht(!) geht.


    Weiter so, Prof. Hüther und all die anderen, die sich um das Auflösen der verkrusteten Strukturen bemühen!

    robischon


    Schau mal, ich musste an dich denken, als ich dieses Interview eben sah:


    http://www.youtube.com/watch?v=DdNAUJWJN08


    Zitat

    Ich hätte eben nur Angst, dass es ziemlich laut wird, wenn ich die Schüler nicht diszipliniere, wenn manche gar nicht miteinander lernen wollen.


    Und genau das ist die zentrale Angst, um die es immer wieder geht. Robischons Unterricht kann man erst wirklich verstehen und begreifen, wenn man sich auf diese Art über ein halbes Jahr, sage ich mal, eingelassen hat. Ich bin überzeugt, dass seine Art des Unterrichts wunderbar funktioniert hat für ihn und die Kinder.


    ABER Robischons Unterricht stößt an seine Grenzen, wenn ein Lehrer mit einem "Kontrollwahn" (Hasuaufgaben, Klassenarbeiten, Ermahnungen, Strafen, Elterngespräche) derart "unterrichten" sollte. Das wird nicht gut gehen, weil Robischons Unterricht - und das ist der wesentlich Kern - dieser Unterricht kann nicht verordnet wird, wie bittere Medizin. Dieser Unterricht wächst aus dem gemeinsamen sich reflektierenden Miteinander heraus! Und das dauert eben zeitlich länger, als der straff kontrollierte Lehrerunterricht. Beides funktioniert auf seine Weise mit je eigenen Vor- und Nachteilen für die Kinder, Lehrer und die Eltern!

    Ich habe nur die erste Seite gelesen, aber ich kann nur Modal Nodes und Melosine zustimmen, anders gesagt:


    Niemand wird dazu gezwungen Lehrer zu sein oder zu werden. Jedem steht es frei zu gehen! In der "freien Wirtschaft" warten sie händeringend auf die jammernden und moralisch überqualifizierten Lehrer dieses Forums. Nur zu!

    Education takes a dramatic new course


    FOR the first time, all Australian students will study dance, drama, media arts, music
    and the visual arts until year 10, under a draft new national curriculum released yesterday.


    A spokesman for the national curriculum reporting authority, ACARA, said all schools would
    be required to offer those subjects to students, but schools would have some discretion as
    to how they taught them.


    The Education Minister, Peter Garrett, said making the arts a key part of the new national
    curriculum would have ''huge'' positive impacts for students.


    Read more:
    National Times Australia

    Mehr Effizienz und Homogenität in den Schulen klingt für mich so, als ob junge Menschen zu lehren und Autos zu bauen dasselbe wäre. Andreas Schleicher bringt es auf den Punkt. Er sagte einmal, ich zitiere aus dem Kopf:


    "Wir sind im vermitteln von Sachwissen noch recht gut. Aber was nützt all das, wenn wir die Motivation weiterzulernen, unzureichend fördern?"

    Ach ja, es ist nicht das erste Mal, dass auf dem Begriff der "Kreativität" drauf gehauen wird. :hammer:


    „Crea­ti­vity is the pro­cess of having ori­gi­nal ideas that have value.” auch von Ken Robinson. Eine bessere Definition habe ich noch nicht gelesen. Es bedeutet nämlich, dass es eben nicht ums dummschwätzen von Sprechblasen geht, sondern um Ideen, die nur der Beginn eines Schaffensprozesses sind. Dass dazu Fachwissen nötig ist, das man hat und/oder sich im Laufe des Prozesses erwirbt, ist dabei eine Selbstverständlichkeit!


    Leider wird landläufig so getan, als ob Kreativität und Fachwissen voneinander isoliert wären. Naiv, wie ich finde.

    Zitat

    Ich denke nicht, dass es irgendjemandem aus der Bildungspolitik interessieren wird, was der gute Sir Ken Robinson sich alles so für tolle Sachen überlegt hat.


    Schau einfach in die Biographie Robinsons, dann wirst du zu einem anderen Schluss kommen. Aber es geht gar nicht so sehr um Robinson, sondern um das, was er sagt. Aber es interessiert dich nicht wirklich, weil dir wichtiger zu sein scheint, den Inhalt des Vortrags zu nivellieren (...Kaffeesack...), um dir selbst damit deine festen Vorstellungen von Schule als die einzig seeligmachenden zu bestätigen.

    In diesem Zusammenhang immer wieder sehr inspirierend: Sir Ken Robinsons Vortrag bei TED (mit deutschem Untertitel und interaktivem Transkript)


    http://www.ted.com/talks/lang/…ng_on_the_revolution.html


    "In diesem bewegenden, witzigen Nachfolger seines legendären Vortrags von 2006 plädiert Sir Ken Robinson für einen radikalen Wechsel von standardisierten Schulen zu personalisiertem Lernen, um Umstände zu schaffen, unter denen die naturgegebenen Talente der Kinder aufblühen."

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