Beiträge von jamaica

    Liebe Lillyfee,
    nee, alles in Ordnung ist sicherlich nicht - so wahrnehmungsverzerrt kann ich gar nicht sein ... :)
    Aber worin du sicher Recht hast, ist, dass man in so einer Phase alles noch schwärzer sieht als es ohnehin ist.
    Heute habe ich mir auch gesagt: Okay, was ist die Sachlage?
    - Einige Schüler der 10. Klassen finden mich extrem sch... - Na und? Den meisten wird es eher egal sein bzw. sie stehen der Situation neutral gegenüber.
    - Ich habe mich letzte Woche bei einem Konflikt vor der ganzen Klasse absolut unsouverän verhalten. - Das ist ärgerlich, aber ich bin ja auch nur ein Mensch und eben leider auch eher schlecht ausgebildet, was extremes Verhalten von Schülern angeht.
    Usw.


    Hattest du auch Burnout?
    Wobei ich gar nicht weiß, ob ich tatsächlich Burnout habe, ich kann das nicht definieren bzw. abgrenzen gegenüber depressiven Phasen, die ich ja immer wieder hatte.


    Mein Arzt will die Sache mit mir nun verhaltenstherapeutisch angehen; meint, ich könnte da gewisse Strategien und Verhaltensmuster lernen, die helfen.

    Zitat: " die besagen, dass Burnout nicht wie bisher angenommen in erster Linie die überengagierten trifft (bei denen fällt das nur mehr auf), sondern zuerst und oft unbemerkt diejenigen, die nicht unbedingt in ihrem Idealberuf arbeiten."


    Ich denke, das eine schließt das andere nicht aus. Ich arbeite nicht in meinem Idealberuf und war/bin trotzdem überdurchschnittlich engagiert, weil ich einfach ein Arbeitstier bin und es mag, Dinge in Gang zu setzen.
    Mit dieser Polarisierung anzufangen ist m.E. gefährlich - dann ist man ganz schnell auf der "Selbst schuld" - Schiene, womit niemandem geholfen ist.


    Danke auf jeden Fall für eure Mutmach-Antworten!
    Krankschreiben lassen möchte ich mich nicht. Bis zu den Weihnachtsferien schaffe ich es irgendwie und hoffe dann, erstmal zur Ruhe zu kommen, Abstand zu gewinnen und neue Kraft zu schöpfen. Als erste Maßnahme ist tatsächlich wohl eine Stundenreduktion sinnvoll.
    Weiß jemand, ob man eine Chance hat, zum nächsten Schuljahr zu reduzieren, auch wenn man die Frist verpasst hat? Diese war bei uns vor 4 Wochen - da hatte ich bereits überlegt, den Gedanken aber wieder verworfen.

    Danke für eure Antworten!
    Eine Therapie hatte ich im letzten Jahr "erfolgreich" abgeschlossen, bin jetzt aber wieder hin. Der Psychiater war auch ziemlich erschrocken, mich jetzt so zu sehen, nachdem ich eigentlich "geheilt" entlassen worden war.
    Ich bin eben anfällig für Depressionen, und solche Geschichten wie jetzt bringen mich da schnell wieder hin.


    Kann man diesen Beruf mit einer solchen Anfälligkeit ausüben?


    Es gibt da für mich zwei Ansätze: 1. Nein. Die Schüler brauchen absolut stabile, durchsetzungsstarke und ausgeglichene Lehrerpersönlichkeiten, und für Menschen mit Neigung zu Depressionen ist der Job zu anstrengend. 2. Ja. Auch das System Schule muss Menschen eingrenzen können, die begabt und fähig sind (kleines Selbstlob...), aber eben auf Grund ihrer persönlichen Geschichte bestimmte psychische Vorbelastungen haben - eine ehrliche und intensive psychologische Betreuung/Auseinandersetzung vorausgesetzt.
    Ich möchte eigentlich zu 2) tendieren, aber stelle immer wieder fest, dass die Realität anders aussieht.
    Zwei ebenfalls psychisch belastete Kolleginnen, die intensivst gemobbt wurden, sind von meinem jetzigen Schulleiter bereits "ausgesondert" = in Frühpension geschickt worden.


    Ich muss in letzter Zeit oft an den Fußball denken, in dessen Bereich nun ja immer häufiger Menschen unter dem enormen Druck zusammenbrechen. Da ist dann von einem "Spiegel der Gesellschaft" die Rede. Da kann sich m.E. die Schule nur in die gleiche Reihe stellen.
    Ich sehe es auch bei vielen Schülern, wie sie unter dem enormen Leistungsdruck leiden, nicht mehr schlafen können, psychische Probleme entwickeln.


    Irgendwas ist da ungesund.


    Aber ich muss jetzt erstmal versuchen, aus meinem persönlichen Loch wieder rauszukommen.
    Ich denke auch, dass ich nach einer anderen Schule suchen sollte, sobald ich wieder etwas mehr "auf dem Damm" bin.

    Hallo,
    auf meiner Suche nach Hilfe bin ich jetzt erstmal in diesem Forum gelandet, bevor ich demnächst wohl einen professionellen Coach aufsuchen werde.
    Hintergrund ist der: Ich bin inzwischen seit zehn Jahren Lehrerin, immer mit Ups und Downs. Schon im Ref. wurde mir gesagt, dass ich nicht die optimale Lehrerpersönlichkeit habe usw. Habe mich aber durchgekämpft, bin nicht der Typ, der so schnell aufgibt.
    Auch in den Jahren meiner Berufstätigkeit habe ich mich immer wieder aufgerappelt und nach Rückschlägen wieder weiter gemacht. Dabei habe ich mich auch mit Alternativen zu dem Beruf auseinandergesetzt, aber bin doch dabei geblieben - aus Gewohnheit, aus Mangel an Alternativen, aber auch, weil ich immer wieder erlebt habe: Ich kann es doch, es kann gut klappen, und dann macht es auch Spaß.
    Nun habe ich vor einem Jahr die Schule gewechselt, weil ich mit dem Stellenwert meines Fachs an meiner alten Schule chronisch unzufrieden war.
    Und nun geht gar nichts mehr. Ich habe massive Probleme mit Klassen und einzelnen Schülern. Bei diesen Konflikten habe ich Fehler gemacht, mich nicht professionell genug verhalten. Die Schüler tauschen sich untereinander natürlich aus - und da ich vier parallele 10. Klassen habe, hab ich inzwischen das Gefühl, vor einer Wand aus Ablehnung und Missachtung zu stehen. Ich habe das Gefühl, dagegen überhaupt nicht mehr anzukommen.
    Ich bin inzwischen so kaputt, dass ich es nichtmal mehr schaffe, dem Einhalt zu gebieten, wenn sich Schüler im Unterricht über mich lustig machen. Ich habe die Kraft nicht mehr.
    Es ist ein Teufelskreis, aus dem ich alleine nicht mehr rauskomme.
    Dazu kommt, dass die Grundhaltung an dieser Schule die ist: Wenn die Schüler sich bei dir nicht benehmen, ist das dein Problem, dann bist du halt ein schlechter Lehrer. Unterstützung kann ich von Kollegen oder Schulleitung nicht erwarten, im Gegenteil.


    Wahrscheinlich ist das tatsächlich nicht der optimale Beruf für mich - ich bin eher nachgiebig, zu "lieb". Ich hasse Machtspielchen und nehme mich lieber selber zurück. Ich bin viel zu empfindlich und ziehe mir jeden mir hingeworfenen Schuh bereitwillig an.
    Aber ich kann nicht einfach kündigen. Ich lebe allein und habe entsprechende finanzielle Verpflichtungen.
    Klar, ich hätte es damals besser wissen können und müssen und einen anderen Weg einschlagen sollen. Nur ist das jetzt schwer zu korrigieren.


    Ich weiß echt nicht mehr weiter. Meine Beziehung leidet enorm unter der Situation, ich schlafe nicht mehr, habe 10 Kilo abgenommen, fühle mich freudlos und "gefangen".
    Weiß jemand einen Rat?
    J.

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