Glykolfreien Punsch, zugegeben selten zu bekommen...
Welche Ausrede habt ihr, um der kollegialen Besinnlichkeit zu entgehen?
Glykolfreien Punsch, zugegeben selten zu bekommen...
Welche Ausrede habt ihr, um der kollegialen Besinnlichkeit zu entgehen?
Ich arbeite an einer Kölner Hauptschule, die sich - zumindest formal - als Inklusionsschule bezeichnet. Ob es theoretisch ein funtionierendes Inklusions-Konzept gibt, kann ich tatsächlich nicht beurteilen. Sicher wird es das geben. Das, was an unserer Schule praktiziert wird, hat mit Unterricht rein gar nichts mehr zu tun. Ausgehend davon, dass eine halbwegs intakte und hinsichtlich ihrer Lernfähigkeit auch ansatzweise homogene Lerngruppe den einen oder anderen schwächereren Schüler auffangen, motivieren und zu Lernerfolgen anregen kann, "stopft" unsere Leitung im Verein mit einer - vorsichtig gesagt - weitgehend "planlosen" Schulverwaltung alle Problemfälle in einen Klassenverband, garniert ihn mit einem halben Dutzend Förderlehrern, die hinter vorgehaltener Hand allesamt zu Protokoll geben, dass sie froh wären, wenn sie wieder weg wären. Problem: Die mit Blick auf die HS von gestern noch als "normal" zu bezeichnende Lerngruppe erfüllt in weiten Teilen den Tatbestand des "besonderen Förderungsbedarfes". Im Unterricht sitzen also die F-KollegInnen in der Regel dabei, versuchen hier und da, Schlimmeres zu verhindern, können aber de facto nicht wirklich etwas bewirken. Dass der normale Hauptschüler kaum in der Lage ist, einem noch weit lernschwächeren Kandidaten zur Seite zu stehen, wird sicher jeder bezeugen, der einmal das Vergnügen hatte, 8 Stunden in einer solchen Klasse zu unterrichten. Ach ja, wir sind auch noch VK-Schule, was bedeutet, dass in den genannten Lerngruppen reihenweise SuS sitzen, die kein einziges Wort Deutsch sprechen. Auch dafür gibt es sicher Konzepte und Personal. Unsere SL sowie das sog. "Kompetenzteam" des Schulamtes danach befragt geben stets lyrische Vorträge zu Besten, die leider das Niveau von Hallervordens "Palim palim" selten übersteigen. Ein Desaster, dem jeder, der nicht unmittelbar vor der Pensionierung steht, nur durch die Flucht über einen Versetzungsantrag zu begegnen versucht.
Ich "diene" aktuell unter meiner vierten Schulleitung, habe über einen längeren Zeitraum in der "Erweiterten SL" mitgearbeitet und meine Bewerbung um die Stelle des Konrektors umgehend zurückgezogen, als ich einen Einblick in die Mechanismen der Schulverwaltung bekam. Nicht umsonst sind regelmäßig in NRW viele SL-Stellen ausgeschrieben, vor allem die der stellvertretenden SL, die meisten bleiben über viele Monate unbesetzt, weil niemand für eine Handvoll Euro erheblich mehr und zudem weitgehend sinnfrei (Stichwort: Statistik) arbeiten und sich mit einer Schulverwaltung auseinandersetzen möchte, deren Unkenntnis über die eigentlichen Zustände vor Ort bisweilen erschreckend ist. Die letzten SL, die unsere Schule führen durften, waren "Versorgungsfälle", Leitungspersonal abgewrackter HS, und auch die musste man lange bitten, um das Amt zu übernehmen. Was Personalführung anbetrifft, so ist sicher in der Industrie und auch da im Mittelstand bereits die Qualifikation aufwändiger. EDV? Unser Schulsupport besteht aus Studenten der FH und die schlagen regelmäßig die Hände über dem Kopf zusammen, wenn sie in unserem System arbeiten. Und methodisch-didaktisch macht ein "Endfuffziger" einem Referendar nicht deshalb etwas vor, weil der die Gnade der frühen Geburt besitzt. Mit 6 Semstern an der PH sind meine beiden aktuellen SL weit unterqualifiziert. Fazit: Für mich liegen die Voraussetzungen im außerschulischen Bereich. Wer ausreichend Zeit besitzt, nicht nebenbei arbeiten muss, um die Ungleichheiten im Tarifsystem zu kompensieren, wer gerne auf dem Niveau der Schulverwaltung Statistik (auch da sollte Schule mal über den Zaun schauen und echtes Fachpersonal einladen...) betreibt und sowieso daran glaubt, dass trotz der miserablen PISA-Ergebnisse, einer soliden Abbrecherquote und einem halben Dutzend in Ausbildung verabschiedeter Absolventen von rund 100 Abgängern Schule in der gegenwärtigen Verfassung echt prima ist, dem ist der Aufstieg vorgezeichnet.
Zum einen geht das, was Lehrer "nebenher" machen, in der Regel in die Hose (selbsternannte EDV-Experten gibt es an jeder Schule, wären sie jedoch echte Experten, säßen sie an anderer Stelle; das "Kompetenzteam Medien" unserer Schulverwaltung hat jedenfalls nach Auskunft der unseren Gerätepark pflegenden Studenten der FH keinerlei Ahnung, weder hard- noch softwareseitig, man kann froh sein, wenn die QA den USB-Anschluss findet). Ich habe vor meiner Zeit in einem Bildungszentrum für informationstechnische Berufe gearbeitet, dort stand tatsächlich bei vergleichbarer Gerätezahl ein halbes Dutzend Experten für die Wartung zu Verfügung, wobei es sich aber eben bei diesen Experten um echte und nicht um selbsternannte handelte. Im Ergebnis, schlecht gewartete, von Lehrern verbastelte PC in der Hand von unkundigen (und unbelehrbaren) KollegInnen bleibt festzuhalten: EDV-Raum bis auf weiteres geschlossen.
Der Beitrag ist zwar bereits alt, das Thema aber stets aktuell: An unserer Einrichtung werden die sog. "Ermäßigungsstunden" zum einen recht freigebig verteilt, zum anderen ist die damit zum Ausdruck gebrachte Wertschätzung der Leistungen und Funktionen sehr vielsagend. Im Hinblick auf ersteres haben wir die eigentlich zur Verfügung stehende Stundenzahl satt erhöht, andererseits ist mir selbst rätselhaft, wie man das Funktionieren von mehreren Dutzend PC im Haus mit der Pflege der Grünpflanzen auf eine Stufe stellen will. Bemerkenswert ist die Dreistigkeit, mit welcher sich Kolleginnen und Kollegen "in eigener Sache" an die SL wenden und ihre Arbeitsleistung über die Bezahlung hinaus mit weniger Aufwand vergütet wissen wollen. Stelle mir vor, dass ein Handwerker, Rechtsanwalt oder Polizist seinen Dienst großzügig gekürzt wissen möchte, weil er einfach nur seinen Job getan hat.
Wir haben vor einigen Wochen einen Referendar durchs Examen gehen sehen, bei dem im Grunde am ersten Tag seiner Vorstellung der traurige Befund bereits feststand. Er hat im Zeitraum seiner Ausbildung kein Fettnäpfchen ausgelassen, war fachlich vollkommen überfordert, im Kollegium aufgrund der Tatsache, dass er absolut beratungsresistent und - vorsichtig formuliert - sehr bequem war, schnell isoliert, in seinen Aktionen zudem hart am Rande dessen, was man Kindern zumuten kann. Das Ausbildungsseminar gab unserem Ausbildungskoordinator die vielsagende Auskunft, man würde "Eignung" als eine Größe verstehen, die veränderbar sei. Dies könne allerdings auch weit länger dauern als der Referendardienst. Voilá, der Staatsdienst hat nun seit kurzem einen jener Vertreter mehr in seinen Reihen, der unserem Berufsstand das eine oder andere Vorurteil eingebracht hat. Mein Tipp: So schnell wie möglich so viel wie möglich eigenständig unterrichten lassen, auf dass sich hoffentlich Selbstkritik einstellt. Auch wenn das in unserem Fall nicht funktioniert hat.
P.S.: Den Auftakt "Guten Morgen, ich habe da mal ein Blatt mitgebracht..." hätten wir bei ihm bereits gefeiert. Hier hieß es immer: "Moinsen, wollte eigentlich ein Blatt mitbringen, habe ich aber zuhause vergessen. Macht nix, ich erzähle euch, was draufstand...!" Kein Witz, ehrlich.
Auch da kann ich nur zustimmen. Uns hat eine Kompetenz-Kollegin vor die Wahl zwischen "SegeL" (Selbstgesteuertes Lernen) und "Koop" (Kooperatives Lernen") gestellt, was für uns arme Laien weiland wie die Alternative von Keks oder Schokolade klang. Wir haben uns für "Koop" entschieden, die Fortbildung dazu war bemerkenswert welt- und schulfremd, das Ergebnis ist ein komplettes Desaster. Erst kürzlich hat die Lernstandserhebung der Stufe 8 einen neuen Minusrekord erbracht und auch die Ergebnisse der Zentralen Abschlussprüfung zeigen, dass diese fabelhaften Reformen das Unmögliche möglich gemacht haben: Unsere Schülersind statistisch noch einmal dümmer geworden und wir haben noch mehr versagt, als wir es ohnehin gewohnt waren. Klingt alles nach "Tante Käthe" und ihrem noch tieferen Tiefpunkt.
Was die Konzepte für Inklusion angeht grenzt an eine Katastrophe. Wir schreiben uns die Finger wund wie es funktionieren könnte und im Grunde genommen weiß keiner wie es gehen soll, weil die Rahmenbedingungen nicht da sind. Die Ordner in den Schränken werden immer mehr und voller und keiner schaut rein, außer vielleicht die Damen und Herren von der Qualitätsanalyse.
Dem ist nichts hinzuzufügen. Außer vielleicht, dass selbst die Damen und Herren der so genannten "Qualitätsanalyse" nicht in die Ordner schauen. Ich habe, nachdem ich bereits vor Jahr und Tag eine dieser sinnfreien Veranstaltungen miterleben durfte, diesmal nur noch Ordner mit leeren Blättern in meinem Unterrichtsraum aufgebaut. Klappt prima. Die Formation der Gruppentische, die es meinem Förderklientel nicht erlaubt, die Tafel zu sehen, ohne sich die Hälse zu verrenken, wurde bereits wieder umgebaut, als das "Kompetenzteam" (nomen est omen) seine Ergebnisse eine Etage tiefer präsentierte. Die Summe dieser Qualitätsanalyse hat bereits vor Jahren Loriot trefflich zusammengefasst: "Holeri-du-dödel-di"...
Die Aussagen würde ich fast alle unterschreiben.
Und noch einen drauflegen. Diejenigen, die sich in unserer Einrichtung (HS, Rheinland) nicht in Krankheit geflüchtet haben, basteln an ihrer Versetzung oder zählen die Tage bis zur Frühpensionierung. Haben alle Register von interkultureller Elternarbeit bis Fortbildungen (Ziel: Pflicht zur eigenen Gesunderhaltung) gezogen und stehen vor einem Desaster. Und nun kommt die Schulverwaltung und kündigt an, dass wir in Kürze bis zum Dach mit Inklusions-Schülern aufgefüllt werden. Auch die haben anderes verdient.
"In meinen 37 Berufsjahren an sechs verschiedenen baden-württembergischen Gymnasien habe ich weder einen Dark-Metal-Jünger" noch einen "verwahrlosten Alki" in der Schule gesehen."
Was sicher auch an der nicht ganz astreinen Optik liegen kann. Immerhin haben die SuS unserer Schule den Bezirkspolizisten im Rahmen der turnusmäßigen Besuchsstunde unlängst gebeten, doch bitte vor der ersten Stunde eine amtliche Kontrolle vor der Schule vorzunehmen. Eine Kollegin musste postwendend auf den ÖPNV umsteigen und bekommt ihre Fahrerlaubnis nächste Woche wieder. Gute Schüler, definitiv.
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Edit by Mod: Zitierung bearbeitet, kl. gr. Frosch, Moderator
Na
auch wenn eine Überprüfung und Reflexion der eigenen Tätigkeit ja nicht verkehrt ist.
Natürlich ist sie das. Ich finde, es kann eigentlich nicht genug davon geben. In skandinavischen Ländern, die uns ja laut PISA, was Leistung und schulischen Erfolg betreffen, Lichtjahre voraus sind, ist die Hospitation unter Kollegen absolut üblich. Die beiden Kolleginnen, die in unserer Schule das Theater besucht haben, waren jedenfalls seit 20 Jahren aus dem Unterricht heraus. Meine Bitte, mir mal in einer mit 29 Schülern besetzten Klasse in der 6. Stunde einen Tag vor Zeugnisausgabe ein Stationenlernen mit Präsentation der SuS vorzumachen, sind sie jedenfalls nur mit dämlichen Floskeln begegnet. Ich hatte den Eindruck, dass sie vom eigentlichen Geschäft keinerlei Ahnung haben. Die Auswertung der QA kam einer Avon-Beratung gleich: Schauen Sie sich das mal an, probieren Sie das mal aus,...
Zitat von »Brick in the wall« In der Infoveranstaltung eine Woche vorher hat der Chef des QA-Teams gesagt, dass er mal an einer Schule gewesen sei, die zeimlich schlecht abgeschnitten habe, bei einem zweiten BEsuch ca. ein halbes Jahr später aber viel besser. Ich weiß nicht, ob die Schule das Team nochmal angefordert hat. Stellt die QA erhebliche Mängel fest hat die Schule ein Jahr Zeit diese anhand des Berichtes der Qualitätsanalyse zu beheben. Ein Jahr später wird dann geschaut, ob die Schule es geschafft hat das zu Beanstandete zu beheben.
Das ist auf dem Papier so richtig. Man darf sich das allerdings nicht vorstellen wie das Abarbeiten einer Mängelkarte mit anschließender Wiedervorführung beim TÜV. In unserem Fall haben wir das Jahr nach der (desaströsen) QA in dem Bewusstsein, dass sich auf diese stümperhafte Art und Weise nicht wirklich Qualität analysieren lässt (zumindest nicht so, wie es außerhalb von Schule verstanden wird), weitergerabeitet, haben dann der Kompetenz-Kommission (auch wieder so ein spaßiges Wort aus dem Schulamt) bei der Nachprüfung einige bunt geschmückte Gruppentische mit sorgfältig ausgewählten Förderkursen präsentiert. Nach während der euphorischen Auswertung wurden diese "Arrangements" wieder in ihren alten Zustand versetzt und weiter geht es wie gehabt. Fast können die zu solchen Maßnahmen abkommandierten Kolleginnen und Kollegen aus dem Schulverwaltungsamt leid tun. Ich glaube kam, dass sie im Grunde ihres Herzens überzeugt sind, hier professionell Daten zu erheben.
Auch bei uns war die Qualitätsanalyse. Und allen, die diese Veranstaltung noch vor sich haben, sei gesagt, dass sie noch viel lustiger weil absurder ist, als alle hier im Forum zu lesenden Beiträge erahnen lassen. Zwei "Kolleginnen" aus einem Kompetenzzirkel des Schulamtes streifen mit ernster Miene durchs Haus, fragen hier und lünkern dort. Unser Kollegium hat im Vorfeld die strenge Tischordnung aufgelöst, lockere Gruppentischformationen arrangiert, das Haus mit bunten Lernplakaten dekoriert, es wurde laminiert und farbig kopiert, dass es eine Freude ist. Vom Hausmeister bis zur Schulleitung weiß eigentlich jeder, dass alles nur Fassade ist. Wenn der Spuk vorüber ist, wird wieder umgebaut. Die Interviews sind an Peinlichkeit kaum noch zu überbieten, die eigentlichen Belange werden nicht thematisiert. Dass die Ausstattung unserer Schule kaum zu gebrauchen ist (486er PCs im Medienraum, eine marode Leitung, veraltete Bücher, kaputte Heizung, defekte Fenster, fehlende Aula, fehlende Mensa, fehlende Schulbibliothek, fehlendes Geld,...) interessiert nicht, solange nur lustig Stationenlernen gespielt wird. Die Schüler sind gebrieft, kein Wunder, dass sich alles prima evaluieren lässt. Frage hier: Ist es bei Euch auch so dämlich??? Wir haben uns darauf verständigt, den Kokoleres nicht mehr ernst zu nehmen und es als eine Art ABM für beschäftigungslose Kollegen zu halten, die für den eigentlichen Einsatz im Unterricht nicht mehr in Frage kommen.
Ich nehme die Frage, streiche das "nur" und stimme unbedingt zu. Es wäre wunderbar, wenn mehr KollegInnen es als Job im Sinne einer professionellen Beschäftigung und nicht als Berufung, Bühne für die Inszenierung der eignenen (zumeist bescheidenen) Befindlichkeit oder Therapieplattform begreifen würden. Auch wir haben unglaublich engagierte Menschen bei uns, die Steuergruppenmitglied, Lehrerratsmitglied, Berufswahlkoordinator, StuBo und Klassenlehrer in Vollzeit gleichzeitig sind und obendrein auch noch für irgendwelche Orchideenprojekte der BezReg großzügig abgeordnet werden. Jeder auch nur halbwegs professionell arbeitende Mensch wird zugeben müssen, dass dies nicht funktionieren kann. Sinnvolle Konzentration auf das Wesentliche, d.i. neben dem Unterricht vor allem die Pflicht zu eigenen Gesunderhaltung, lässt einen Burnout in weite Ferne rücken und gibt Raum für mindestens einen weiteren Nebenjob, der nicht unbedingt mit Schule zu tun haben muss. Machen viele bei uns so, die es kapiert haben, sich vor Betriebsblindheit schützen wollen und leider die absurden Differenzen beim Gehalt durch Mehrarbeit ausgleichen müssen.
sehe ich da schul- und personalrechtlich nur geringe Möglichkeiten, dagegen etwa zu tun. Wäre eine Aufgabe für die beteiligten Personalräte
Da haben wir wieder so eine wunderbar-schwurbelige Auskunft, die davon ausgeht, dass es sich bei den Dienstvorgesetzten um wie auch immer (und letztlich wohlmöglich auch moralisch) qualifiziertere Menschen handelt. Fakt ist jedoch, dass es oftmals den Anschein hat, als sei es Personalräten u.a. leidlich wurscht, wie der Dienstbetrieb vor Ort läuft und ob die Bedingungen für gute Arbeit sichergestellt sind. Im vorliegenden Fall kann statt des "sollte besser nicht" nur ein klares "auf gar keinen Fall" stehen. Aber im Schuldienst "gehen" viele Dinge, die in der freien Wirtschaft umgehend den Ausschluss bedeuten.
Wozu die Aufregung? In unserem Bildungstempel hat man sich seit Jahren darauf verständigt, am Zeugnistag ohnehin keinen echten Unterricht anzubieten, sei es bis 11.00 Uhr oder später. Da wird mit Blick auf die vermeintliche Überbelastung der Kolleginnen und Kollegen gefrühstückt, werden Filme gesehen oder wird einfach nur "gechillt". Nehme an, im MSW will man auch den hauseigenen Mitarbeitern dies nicht vorenthalten...
[quote='Talina',index.php?page=Thread&postID=272059#post272059]Hallo!
Das ist natürlich eine ungeheuerliche Schandtat: ein Schüler tupft den Lehrer auf die Schulter. Ich lege eins nach: Gestern bat mich eine - zugegeben immer am Rande des Nervenzusammenbruchs agierende - Kollegin um Hilfestellung, weil ein Schüler einen Ball im Gang auf den Boden gestolzt (sagt man es so???) hat, nachdem sie ihn aufgefordert hatte, mit dem Ball auf den Hof zu gehen. Ich werde den Schüler heute 1000 mal schreiben lassen: Ich darf nicht mit dem Ball spielen,... Hätte gerne mal im Seminar das Wort Respekt definiert, nehme aber an, dass es dort Wichtigeres z diskutieren gibt.
Denke, dass sich im geschilderten Fall niemand einen Vorwurf gefallen geschweige denn ihn sich selbst machen muss: krank ist krank. Basta. - Ganz anders in unserer Einrichtung, wo sich tatsächlich einige KollegInnen bereits freitags mit dem jovialen Gruß verabschieden, montags mit Blick auf die unliebsame Konferenz wohl sicher krank zu sein. Derlei Kurzurlaube werden auch schon mal bis zum Mittwoch verlängert. Die Kandidaten sind leicht erkennbar, es sind die, die zumeist auf Konferenzen dann gerne wortmächtig sinnfreies Zeug zu Protokoll geben und sich ansonsten vordergründig in Aktionismus üben. Ein mehr als offenes Geheimnis ist es auch wohl, wenn jemand, der an der einen Stelle dienstunfähig ist, an der anderen Stelle einem anderen Job frönt. Geht nicht gibt's da nicht und bemerkenswert für mich ist nur noch, wie gleichgültig ein Kollegium "falsche Fuffziger" mitträgt und wie wenig es den Dienstherrn interessiert. Das alles ist aber zugegeben weit vom Anlass dieser Diskussion entfernt. Immerhin wären diese Zustände bei einem Schulleiter wie dem der Ausgangsfrage kaum möglich, was mir den Kollegen fast schon sympathisch macht.
Schließlich: Ich selbst stehe auf dem Standpunkt, dass ich nach dem Stress des Referendariates, dem der Bewährungs-UPP, der Verbeamtung, der stets höheren Besoldungsgruppe ... diesen ganzen Zirkus nicht mehr ernst nehme. Karriere sieht anders aus und findet m. E. nicht in Schule statt. Entweder gibt es einen Lehrermangel und damit eine Nachfrage nach meiner Dienstleistung, dann interessieren auch die drei Krankheitstage kaum. Oder es gibt keine Nachfrage. Dann ist es eh wurscht, ob man vorbildlichen Einsatz zeigt oder - wie bei uns - bisweilen eben nicht.
Daür ist der Stammtisch gut.
Oder um eine Änderung herbeizuführen. Das setzt allerdings vorraus, das derjenige, der etwas ändern soll auch etwas davon weiß.
Die Zeiten, in denen sich Schüler am Stammtisch austauschen, dürfte sicher lange vorbei sein. Konkrete Vorwürfe? Hier eine Auswahl: Beleidigungen, die auf den sozialen Status oder die intellektuellen Minderleistungen der Schüler abzielen, ein Vorwurf, der angesichts der vom Kollegen auch vor Kollegen vielfach getätigten Äußerungen absolut glaubhaft ist. Ein Schüler, der attestierter LRS-Kandidat ist, wird aufgrund seiner Leistungen vorgeführt. "Kopftuch-Mädchen" sind in der Sprache des Kollegen allgegenwärtig.
Schließlich: Dass der Kollege "etwas davon weiß", ist angesichts der ständigen Tumulte und Diskussionen in und nach seinem Unterricht, die sich alle ausschließlich um sein Fehlverhalten drehen, anzunehmen. Wir sollten nicht so tun, als sei alles immer und überall ein Angriff auf unsere heilige berufliche Mission. Bisweilen ist es auch einfach wahr, was uns da von Seiten der SuS vorgehalten wird, mögen sie auch noch so einfach sein. Nicht jeder ist ein guter Pädagoge, nur weil er irgendwann einmal ein paar Semester an einer Hochschule verbracht und sich ansonsten im Kollegium bedeckt gehalten hat. Und wenn geschätzte 150 Schüler unabhängig voneinander ähnliche Dinge zu Protokoll geben, neige ich fast dazu, ihnen Glauben zu schenken.
Danke für den ersten Vorschlag. Der ist aber bereits von Mitgliedern des Lehrerrates mit der Bemerkung abgelehnt, man wolle "sich nicht auf die Psycho-Couch legen". Übrigens: eine Abwahl des Lehrerrates ist ebenfalls gescheitert. Diese KollegInnen sind bei uns nämlich in der Mehrheit. Trotzdem und nochmals: Danke!
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