Hallo,
Remus, irgendwie klingen deine Worte seeeeehr nach Franz Josef Neffe... ...eigenartig... Sicherlich gibt es unbestritten Eltern die auf den 'Mein Kind hat LRS oder Legasthenie' Zug aufspringen...das möchte ich nicht bezweifeln..und schaden ihrem Kind damit ungemein...und nicht nur ihren eigenen, sondern auch den wirklich Betroffenen, das kann aber in keiner Weise auf jeden und alle übertragen werden. Es GIBT Legastheniker.
Hermine,
ich stimme überein, es gibt Institute, die man weiträumig meiden sollte. Es gibt, wie aus dem Erdboden geschossen, plötzlich an vielen Ecken, Legasthenie-Trainer, deren Ausbildung zuweilen mehr als zweifelhaft ist und damit natürlich auch die daraus entstandenen Gutachten.
Wir waren damals leider gezwungen unsere Kinder über 35a fördern zu lassen, das beinhaltete, dass nicht wir, sondern das JA das Institut auswählte. Da wir die 68 Euro für eine dreiviertel Stunde pro Kind, pro Woche, selber nicht zu leisten in der Lage waren, damals auch noch nicht genau wussten, was und wie Legasthenie sich auswirken kann, 'ratterten' wir quasi in einen, aus heutiger Sicht, fast vorprogrammierten Zug der 'Nebenwirkungen', leider saßen wir darin fest, glaubten das zumindest damals, denn ein Wechsel wurde nicht genehmigt.
Ich muss allerdings einräumen, unserer Tochter, eine sehr, fast krankhaft ehrgeizige Schülerin, wurde dort in der Tat geholfen. Sie war und ist eine recht selbstbewusste Person, die noch mehr leistet, als gefordert, die eine 'jetzt erst recht' Mentalität hat. Zudem ein Mädchen mit blonden Locken, eher introvertiert, die jeden freundlich anlächelt und instinktiv weiß, wie sie am besten weiterkommt.
Ganz anders der Sohn. Ein absolut typischer Junge, der zwar Extrovertiert lebt, aber wenig Selbstbewusstsein aufweist und überhaupt keine Kämpfermentalität hat, der komplett von der Anerkennung und dem Lob seiner Umwelt abhängig ist.
Bei ihm wurde auch durch besagtes Institut leider eher das Gegenteil als wirkliche Hilfe erwirkt. Und, den Vorwurf mache ich mir heute, dass wir durch damalige Unwissenheit viel zu lange warteten ihn da einfach raus zu nehmen.
Du schreibst:
Zitat
Er stand zuerst auf einer glatten 4, danach zwischen 4 und 5, typische LRS-Fehler waren vorhanden, aber nur so 1-2 pro Arbeit, der Rest war einfach nicht gelernt- der Test wurde nämlich nie ganz ausgefüllt, so dass ich ihm gar keine Rechtschreibfehler nachlassen konnte- und auch die Zeitverlängerung half nix.
Als die Note sich dann deutlich in den 5er-Bereich neigte, schrieb er auf einmal unangekündigte Tests, die keinerlei Rechtschreibfehler aufwiesen (und das in Französisch!) nur am Schluss hatte er einen drin- so nach dem Motto "Ups, beinahe hätte ich es vergessen...
Nach meiner Erfahrung kommt es wirklich individuell auf die Kinder und deren Tagesform an. Es gibt Tage, da scheint wirklich alles zu klappen. Solche Diktat-Ergebnisse kenne ich auch, aus den Hausübungen.
Zwei Stunden später scheint alles wie weggeblasen zu sein. Bis heute weiß ich nicht genau, wodurch und kann nur Zusammenhänge bei MEINEN Kindern vermuten, ohne zu wissen, ob es wirklich so ist.
Bei meiner Tochter weiß ich heute, auch durch ihre eigenen Beschreibungen, dass sie oft Wörter aus dem Gedächtnis schreibt. Soll heissen, durch das viele Lesen und Schreiben, WEIß sie heute, wie und in welcher Reihenfolge Buchstaben zu stehen haben. SEHEN kann sie manche bis zum heutigen Tag nicht immer. An guten Tagen, an denen die Buchstaben nicht so schnell 'wegtanzen' sieht sie sie eben und prägt sich sich ein. Das hilft ihr beim Freischreiben über manche Lücken weg. Bei Diktaten jedoch ist es für sie unmöglich, das Wissen abzurufen, da sie keine Zeit hat, ihr Wortbild-Gedächtnis schnell genug abzurufen, solange der Lehrer weiter diktiert...soll heissen...während sie ihr Gedächtnis abruft, ist der Lehrer schon zwei Sätze weiter, die ihr dann fehlen. (Ich hoffe, es kommt so ungefähr rüber, wie ich es meine). Eigenartigerweise gibt es Kinder, deren Legasthenie/LRS NICHT auf die Fremdsprache übergeht, womit ich die fast fehlerfreien Tests in Französisch zumindest nicht absolut unmöglich finde oder sie Anlass geben, eine LRS auszuschliessen.
Naja..wie dem auch sei, dass alles hat natürlich weder mit dem eigentlichen Thema, noch mit deinem Ansatz, dass man als wirklich Betroffener mehr vor 'falschen' Instituten aufklären sollte.
Damit hast du uneingeschränkt recht. Und ich behaupte, dass zumindest hier in der Umgebung lange nicht so viele Eltern dort hin rennen würden, wenn an Schulen entsprechende Förderung statt fände. Wie gesagt, Niedersachsen.
Zitat
Komisch auch, dass manche (nicht alle!) Eltern bei den Zeugnissen, die entscheidend für Bewerbungen sind, auf einmal alles daran setzen, dass dort die LRS/Legastheniebemerkung auf einmal nicht mehr auftaucht.
Dazu kann ich nichts sagen. Derzeit gilt in Ns, dass der Notenschutz im Abschluss nicht besteht. Ob sich eine Bemerkung im Berufsleben wirklich auswirkt weiß ich nicht. Ich kann es mir gut vorstellen, gelten Legastheniker vielerorts ja bis heute als Behinderte. Ich könnte mir auch vorstellen, auch dafür zu kämpfen, dass die Bemerkung aus den letzten beiden Zeugnissen gelassen werden, einfach um dem Kind wirklich EIGENE Chancen zu geben und nicht vor dummen Vorurteilen zu stehen.
P.S. In Niedersachsen gibt es eh keinen automatischen Notenschutz. Diesen zu erhalten, gilt hier noch als Ausnahme und ist vielerorts mit Kämpfen verbunden.