Ich halte von gebundenem Ganztag überhaupt nichts - aus Lehrer- und Elternsicht.
Als Lehrerin erlebe ich, dass die SuS im Nachmittagsbereich (also nach der 6. Stunde/13.00 Uhr bei uns) nicht mehr wirklich aufnahmefähig sind. Es ist lauter als vormittags, Konzentration kaum möglich. Da helfen auch wechselnde Sozialformen nichts. Außerdem wird mir die Stunde Mittagsaufsicht nur als halbe Stunde angerechnet und das bei ohrenbetäubendem Lärm, der auf Dauer echt krank macht.
Für meine Kinder halte ich gebundenen Ganztag ebenfalls nicht für sinnvoll, denn ihre Hobbys (Instrumente, Klettern, Reiten,...) werden nicht von der Schule angeboten. Abgesehen davon ist zumindest ein Kind froh, nachmittags die Klassenkameraden los zu sein und mit selbst ausgesuchten Freunden Hobbys nachzugehen. Das Mittagessen in der Schule finden sie zudem oft "eklig" (und zu Hause sind sie zum Glück wirklich keine mäkeligen Esser).
Sicher muss es Betreuungsangebote für Kinder arbeitender Eltern geben, ich denke, das steht außer Diskussion. Das dürfen aber keine Verwahranstalten sein (aber um das zu ändern müsste man viel Geld in die Hand nehmen) und Kinder, die Alternativen haben (z.B. Eltern die nur Halbtags oder im Schichtdienst arbeiten und sich bei der Kinderbetreuung abwechseln können,...) dürfen nicht gezwungen/verpflichtet werden, bis nachmittags in der Schule zu hocken und sinnlos Zeit tot zu schlagen.
Zusammengefasst: Ausschließlicher Vormittagsunterricht (außer natürlich in der Oberstufe, aber das ist ein anderes Thema) und gute und vor allem flexible Betreuungsangebote für Kinder, die Mittags nicht nach Hause gehen können wären in meinen Augen sinnvoll und notwendig.