Zitat
wolkenstein schrieb am 08.10.2005 16:08:
Davon ab kann ich dir nur zustimmen: Das Thema 3. Reich/ 2. Weltkrieg gehört im Lehrplan gnadenlos zusammengestrichen bzw. es geht darum, den lieben Deutsch-, Religions- und notfalls auch Biolehrern zu sagen, bitte etwas konzertierter vorzugehen. Wenn die lieben Schülerlein in der Grundschule Rosa Weiß lesen, in der Fünf "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl", in der 6 in Deutsch "Damals war es Friedrich" und in Religion Auszüge aus dem Tagebuch der Anne Frank, in der Sieben dann "Der gelbe Vogel", in der Acht "Das Leben der Sophie Scholl" und in der Neun dann den Ausflug nach Buchenwald, und das alles, bevor irgendwas an geschichtlicher Grundlage gelegt wurde, kann nur Abwehrhaltung entstehen. Wäre das nicht mal ein Thema für die Fachkonferenz? Aber wie soll man's machen? Wann ist das eigentlich "historisch" wirklich dran und für die Schüler zu verpacken?
Davon ab meine ich, dass es genug Aktuelles gibt, an denen man sich als Betroffenheitslehrer austoben kann, um die Politik wieder in den Klassenraum zu holen. Ein paar Vorschläge: Thema Licht- und Schattenseiten der multikulturellen Gesellschaft ja, aber als Diskussion im Hier und Jetzt (gute Jugendliteratur zum Fremd-Sein in Deutschland, zum Thema Rechtsradikalismus usw. gibt's mittlerweile viel, gelesen wird immer noch "Friedrich"). Besprechung der Programme aller Parteien (auch der rechts- und linksradikalen) im Politikunterricht. Kooperationsprojekt Deutsch/ Musik zum Thema Polit-Musik von Punk bis Radikalenrap. Und, abgestimmt auf's Umfeld: Stärkere Angebote von Russisch und Türkisch (sowohl muttersprachlich als auch als Fremdsprache) an den Schulen, staatlich abgesegneter muslimischer Religionsunterricht, Eid auf die FDGO (für eine Akü!) anstatt Kopftuchverbot, und Deutschtests für alle. Und zu Weihnachten hätt ich gern ein Pony.
@ wolkenstein
Ich kann mich Deinen Worten nur 1000%ig anschließen, weil ich selber in der Schule mit genau der von Dir beschriebenen Literatur und quer durch alle Fächer mit dem Thema 3. Reich genervt wurde. Anfangs war es ja noch interessant, aber irgendwann ging schon ein lautes Stöhnen durch die Klasse, wenn das Themengebiet auch nur angekündigt wurde. Wir hatten das Thema in Deutsch (mehrfach), Geschichte, Religion und Bio. Dazu eine Projektwoche mit vorgegebenem Thema "3. Reich" in der Mittelstufe.
Ein zu viel an "Aufklärung" erzeugt Ablehnung und Trotz und ist sicher nicht das, was mit dem Unterricht bezweckt werden soll.
Wie wolkenstein schon gesagt hat, lässt sich das Thema Fremdenfeindlichkeit auch an aktuellen Themen behandeln, für die die Kinder auch viel offener sind. Ich denke es reicht völlig aus, wenn das Thema 3. Reich ein bis maximal zwei Mal gründlich besprochen wird.
Um zum eigentlichen Problem zurück zu kommen: Ich finde es erschreckend, daß an der Schule von Acephalopode einfach über das Auftreten der Jungen hinweg gesehen wird. Ich denke, das kann und darf nicht die richtige Reaktion sein. Den Schülern muß klar gemacht werden, daß ihr Auftreten unakzeptabel ist. Vor allem vom Klassenlehrer und vom Direktor der Schule.
Das Argument der "freiheitlich-demokratischen Grundordung" zählt in diesem Falle nicht, da genau diese Freiheit anderer Schüler und Lehrer durch die rechtsextremistische Symbolik eingeschränkt wird.
Edit: Meine eigenen Rechtschreibfehler korrigiert... peinlich, sowas.